Alkohol und Sex

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Alkohol ist die älteste von Menschen erzeugte psychoaktive Substanz – bereits im Neolithikum (ca. 6400 v.Chr.) wurden Bier und Wein konsumiert um eine Rauschwirkung zu erzielen. In der Antike wurde Alkohol vor allem für medizinische und religiöse Zwecke eingesetzt. Die alten Römer hatten genauso wie die Griechen ihre passenden Gottheiten: Bacchus und Dionysos, die Götter des Weines und des Rausches. Doch wie passen sexueller und Alkohol-Rausch zusammen?

Alkohol ist allgegenwärtig…

…und wird aus verschiedenen Gründen getrunken. Solange man Alkohol nur in besonderen Fällen geniesst, um miteinander anzustossen oder etwas zu feiern, ist gegen ein Glas ab und an nicht sein zu wenden. Doch all zu oft wird Alkohol ganz gezielt benutzt: Jugendliche trinken, um erwachsen zu wirken und dazu zu gehören, Erwachsene trinken, um zu sich ‚entspannen‘. Viele möchten ‚lustiger‘ werden, wenn sie zu Glas oder Flasche greifen und versuchen Unsicherheiten zu überdecken.

Doch in welchem Lebensbereich füllen wir uns unsicherer und verletzlicher als in der Sexualität? Fakt ist: Alkohol ist ein Nervengift und greift das Gehirn an. Der körperliche Stoffwechsel verändert sich, Leberschäden sind die Folge und das Zusammenspiel der Sexualhormone kommt aus dem Gleichgewicht.

Alkohol und Sex

Für viele Menschen ist die natürlichste Sache der Welt, die Sexualität, angstbesetzt. Bei Männern stehen Versagensängste, bei Frauen Penetrationsängste im Vordergrund. Auch die Angst vor einem nicht erfüllbaren Schönheits-Idealbild ist omnipräsent. In leicht angetrunkenen Zustand lassen sich eigene Grenzen und Hemmungen dann leichter überschreiten.

Der Einfluss von Alkohol auf die Sexualität ist je nach Dosierung sehr unterschiedlich. Einerseits wirkt sich Alkohol bei niedriger Dosierung subjektiv empfunden ‚gut‘ auf die Sexualität aus. Das Glas Wein oder Sekt vor dem Sex hat für viele Menschen hohe Attraktivität, macht das Glas davor doch die tmnosphäre entspannter. Andererseits kann dieser positive Effekt sehr schnell ins Negative umschlagen: aus dem Enthemmer Alkohol wird plötzlich der Verhinderer Alkohol.

Empfindungsdämpfung

Alkoholkonsum dämpft und stumpft ab und wirkt gleichzeitig euphorisierend, angstlösend und enthemmend. Anfangs bewirkt die enthemmende Wirkung, die zunächst die dämpfende Wirkung übertüncht, euphorisierend und Sexualität wird freier und positiv(er) erlebt. Das Problem ist aber, dass Alkohol schon in niedrigen Dosierungen beginnt, dämpfend zu wirken – und das ist für das Lustempfinden keine ideale Voraussetzung.

Mit Erhöhung der Dosis – und diese erfolgt unweigerlich, da ein Gewöhnungseffekt eintritt – nimmt die dämpfende Wirkung weiter zu und die sexuelle Empfindlichkeit damit ab. In Folge kommt es bei Frauen zu Erregungsstörungen und daraus resultierenden körperlichen Folgeerscheinungen, wie z.B. trockener Scheide, beim Mann kommt es zu Erektionsschwierigkeiten, aber auch zu Orgasmusschwierigkeiten.

Teufelskreislauf

Damit beginnt ein Teufelskreislauf: Mann hat Angst vor Potenz- oder Erregungsstörungen, Frau ist lustlos und befürchtet sexuell nicht attraktiv genug zu sein. Gegen die Angst wird Alkohol getrunken, aber bei einem Glas bleibt es dann meist nicht. Betroffene ‚erwischen‘ zu viel und landen mit großer Häufigkeit in genau der verunsicherten Situation, der sie eigentlich mit dem Konsum von Alkohol entfliehen wollten. Häufige Folge: chronische Erregungs-, Potenz- und Ejakulationsstörungen.

Sexuelles Erleben braucht hohe Sensibilität; Alkohol mit seiner hemmungsabbauenden Wirkung ist in dieser Hinsicht jedoch genau kontraproduktiv. Sollte es sexuelle Probleme oder Hemmungen geben, so muss man sich mit diesen auseinandersetzen – und sie nicht ‚wegtrinken‘.

Auch ist nicht jede Hemmung etwas Schlechtes, sondern sie kann auch eine wichtige Schutzfunktion haben. Diese natürliche Hemmschwelle dann mittels Alkoholkonsum zu ‚überspringen‘ führt in den meisten Fällen zu einem mehr als bösem Erwachen. Der Kater am Tag danach ist in diesem Fall dann noch das harmlosere Ergebnis einer durchzechten Nacht – denn dieser geht vorüber. Doch einmal überschrittene Grenzen in sexuellen Belangen kann man im Nachhinein nicht wieder errichten.

Alkohol als Pusher

Im Erlebnisbereich der Sexualität geht es nicht um Leistung, sondern darum, sich hin zu geben und für den anderen zu öffnen. Spielerisches, lustvolles Ausprobieren ohne Druck ist wichtig; Leistungsdruck hingegen, vorallem wenn diesem mit Alkohol begegnet wird, ist kein guter Begleiter. Gesunde Sexualität ist Genuss – manchmal nur angenehm und manchmal bringt es einen in einen ekstatischen Zustand. Aber das muss nicht immer sein.

In unseren Breiten sind Alkohol und Sexualität eng verbunden. Anfangs will man ein, zwei Gläser zur eigenen Stimulans und erwartet bei sich selbst – und beim potentiellen Partner – eine gewisse Willfährigkeit mit der Steigerung der Promille. Doch in weiterer Folge wirkt der Alkohol kontraproduktiv – zuletzt warten Erektions- und Orgasmusunfähigkeit und im Endstadium das totale Desinteresse an Sex. Erschwerend kommt hinzu, dass manche Männer ob ihrer alkoholbedingten Unfähigkeit zum Sex auch noch gewaltbereit werden.

Alkohol und (sexuelle) Gewalt

Untersuchungen der Polizei zeigen, dass es in diesem Stadium immer wieder zu körperlichen Übergriffen kommt. Entweder ist das Opfer noch nicht willig oder schon zu betrunken für Geschlechtsverkehr – wie auch immer, Männer neigen dann zum Zuschlagen. Das passiert verstärkt, wenn durch die zu große Alkoholmenge bereits Erektionsstörungen eingetreten sind und der versagende Mann die Frau für seine Unfähigkeit verantwortlich macht.

Der körperliche Abbau tut sein Übriges. Bei alkoholabhängigen Frauen kommt es zu keiner Erregungskurve mehr, die Scheide bleibt trocken, das Einführen des Penis wird als schmerzhaft empfunden. Bei Männern macht die Unfähigkeit zur Erektion den Geschlechtsverkehr ohnehin unmöglich. Von Orgasmusfähigkeit kann in diesem Stadium ohnehin keine Rede mehr sein.

Fazit

Alkohol, vor allem in grossen Mengen konsumiert, hat eine enthemmende Wirkung. Man fühlt sich zwar subjektiv stärker; sieht, hört und spürt aber objektiv gemessen weniger und ist für äußere Reize weniger empfänglich. Diese Stimulationen und Empfindungen sind beim Sex aber besonders wichtig. Zudem wird man unter Alkoholeinfluss schneller müde; die sexuelle Lust kann rasch nachlassen. Alkohol absichtlich eingesetzt, um Hemmungen und Versagensängste beim Sex zu bekämpfen, ist keine Lösung. Auf Dauer wird sich daraus eine Art psychische Abhängigkeit entwickeln und Sex ohne Alkohol wird immer weniger vorstellbar.

Alkohol macht auch risikobereiter – und unvernünftig. Man lässt sich leichter auf Sachen ein, die man nüchtern niemals machen würde. Dazu zählen bestimmte Sexpraktiken genauso wie ungeschützter Sex, mit all seinen möglichen Konsequenzen: eine ungewollte Schwangerschaft, eine Ansteckung mit HIV oder einer anderen sexuell übertragbaren Infektion.

Größere Mengen Alkohol führen dazu, dass man das eigene Verhalten schlechter kontrollieren kann. Mit steigendem Alkoholpegel hat man die Situation, in der man sich gerade befindet, immer weniger im Griff. Besonders für Mädchen und Frauen steigt unter Alkoholeinfluss die Gefahr, dass sie in Situationen kommen, die sie in nüchternem Zustand so nicht gewollt hätten oder die sie nicht mehr kontrollieren können.

Sex und Alkohol sind also keine gute Kombination. Nähe und Spass werden zwar vorgegaukelt, am Ende des Tages ist das aber keine wirkliche Nähe sondern nur ein Rausch – und auf diesen folgt bekanntlich ein Kater.

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Quellen:

– Anton Proksch Institut – Alkohol und seine Auswirkungen auf die Sexualität
– Sexmedpedia- Alkohol und seine Auswirkungen auf die Sexualität

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