Endometriose – das unbekannte Frauenleiden

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Für manche Frauen ist der Alltag während ihrer „Tage“ besonders quälend und belastend. Viele werden mit Unverständnis konfrontiert, Schmerzmittel und Zähne zusammenbeißen sind oft der einzige Ausweg. Im Schnitt vergehen mehrere Jahre, ehe die wahre Ursache der „Regel-Beschwerden“ erkannt wird: Endometriose. Der Begriff „Endometriose“ (griechisch für Gebärmutter) bezeichnet ein häufig gutartiges gynäkologisches Krankheitsbild mit chronischem Verlauf, bei dem ein endometriumähnliches Gewebe, welches jedoch außerhalb der Gebärmutterhöhle (Uterushöhle) vorkommt, zu Beschwerden während der Periode führt.

Die häufigste Lokalisation dieses Gewebes ist im Bauchraum, es können aber auch das Bauchfell (Peritoneum), die Mutterbänder (Ligamenta) und Eierstock (Ovar), oder auch Darm und/oder Harnblase betroffen sein. Die Tücke der Endometriose liegt an der schwierigen Diagnose, weshalb Frauen oft einen langen Leidensweg hinter sich haben, ehe sie effektiv und gezielt behandelt werden.

Häufigkeit und Ursachen

Verursacht werden die Symptome bei der Endometriose von sogenannten Inseln der Gebärmutterschleimhaut, die sich unkontrolliert selbst außerhalb der Gebärmutter ansiedeln. Meist ist der untere Bauch- oder Beckenraum von der Krankheit betroffen. Die Beschwerden werden intensiver, je weiter sich die Inseln ausdehnen. Je nach Ort des Befalls unterscheidet man genitale Formen (Gebärmutter, Eileiter, Eierstock, Halteapparat der Gebärmutter, Bauchfell, Blase, Raum zwischen Enddarm und Scheide u. a.) von nicht-genitalen (Darm, Nabel, Harnleiter) Formen. Es ist auch der Befall der Lunge beschrieben worden.

Die Endometriose tritt fast ausschließlich bei Frauen in der Geschlechtsreife auf. Sie kommt nie vor der Pubertät vor und ist nach den Wechseljahren (Postmenopause) selten. Der Häufigkeitsgipfel liegt beim 30. Lebensjahr. Die Erkrankung betrifft etwa 5-10 % der weiblichen Bevölkerung, wobei die Hälfte der Betroffenen beschwerdefrei ist. Aber: jede zweite bis dritte Frau mit unerfülltem Kinderwunsch ist Endometrioseträgerin.

Obwohl es in den letzten Jahrzehnten viele Fortschritte in der Endometrioseforschung gab, ist die genaue Entwicklung dieser Krankheit (Pathogenese) immer noch ungeklärt.

Schmerzhafte Tage und verminderte Libido

Einen langen Leidensweg hatte auch Brigitte W., Patientin des KH Göttlicher Heiland in Wien: Die ersten Tage ihrer Periode überstand sie nur mit starken Schmerzmitteln. An effizientes Arbeiten im Büro oder aktive Freizeitgestaltung war nicht zu denken. Dazu kam, dass sie sich schon lange ein Baby mit ihrem Mann wünschte, es aber nicht klappen wollte. Selbstzweifel und Schmerzmittel wurden zu ihren ständigen Begleitern. Erst eine Freundin machte sie auf die Möglichkeit dieser Erkrankung aufmerksam. Nach einer genauen Abklärung in der Endometriose-Ambulanz des Krankenhauses Göttlicher Heiland hatte Brigitte W.´s Leiden nun endlich einen Namen und es wurde sofort mit der Behandlung begonnen. Nach einem endoskopischen Eingriff ist Frau W. heute beschwerdefrei und feiert bald den ersten Geburtstag ihrer Tochter.

So wie Brigitte W. geht es vielen Frauen: „Starke, krampfartige Schmerzen während der Regelblutung, Beschwerden im Bauch- oder Rückenbereich, Blutungs­unregelmäßigkeiten oder unerfüllter Kinderwunsch können einen Hinweis auf Endometriose sein“, erklärt OA Dr. Harald Lass, Facharzt für Gynäkologie und Leiter der Endometriose-Ambulanz im Krankenhaus Göttlicher Heiland. „Bei einer weiteren Ausbreitung der gutartigen Wucherungen können zunehmend Schmerzen bei Geschlechtsverkehr, Stuhlgang oder Urinieren auch außerhalb der Periode auftreten.“

Das Hauptsymptom der Endometriose sind starke Schmerzen, die vor oder mit der Regelblutung (Dysmenorrhoe) einsetzen. Häufig klagen Frauen aber auch über menstruationsunabhängige Unterleibsschmerzen, z.B. Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie) und Kreuzschmerzen. Derartige Symptome stehen meist in Bezug zum monatlichen Zyklus. Daher gelten alle monatlich auftretenden Symptome und Beschwerden alsverdächtig auf Endometriose.

Obwohl im Schnitt jede zehnte Frau von Endometriose betroffen ist, vergehen oft drei bis zehn Jahre, ehe eine korrekte Diagnose gestellt wird.

Behandlung

Es gibt keine ursächliche Behandlung der Endometriose, da die Entstehung nach wie vor unbekannt ist. Der Nachweis einer Endometriose durch Bauchspiegelung und Gewebeprobe ist noch kein Grund für eine operative oder medikamentöse Behandlung. Ausgedehnte Befunde bereiten oft kaum Beschwerden, umgekehrt können auch kleinste Herde starke Schmerzen verursachen.

Eine Behandlung ist jedenfalls dann notwendig, wenn die Endometriose Beschwerden, chronische Unterleibsschmerzen oder andere Symptome wie z. B. Sterilität verursacht. Die Behandlung der Endometriose hängt aber von der individuellen Situation ab. Bei der symptomatischen Behandlung werden die Schmerzen mittels Schmerzmittel bekämpft. Werden weitreichendere Eingriffe notwendig, so kommen hormonelle und operative Therapien in Betracht, auch in Kombination.

Ziel der hormonellen Therapie ist es, das Wachstum und die Neubildung von Endometrioseherden zu verhindern, vorhandene Herde zu verkleinern und die Schmerzen zu lindern. Bei einer schweren Endometriose oder einer durch die Erkrankung bedingten Unfruchtbarkeit steht die operative Therapie im Vordergrund. Dabei wird versucht, die Endometrioseherde möglichst komplett zu entfernen – mit elektrischem Strom, Laser oder dem Skalpell.

Immer häufiger kommt dabei auch die Laparoskopie, die sogenannte Schlüssellochchirurgie zum Einsatz. „Vorrang bei der effektiven Entfernung aller Endometriose-Inseln im Bauchraum hat dabei die Erhaltung der weiblichen Fruchtbarkeit sowie aller Organe. Diese wird durch diese schonende Methode am besten gewährleistet“, so Dr. Lass.

Endometriose-Ambulanz im Krankenhaus Göttlicher Heiland

Die Endometriose-Ambulanz steht allen Patientinnen nach Voranmeldung kostenlos zur Verfügung. Eine Überweisung durch den behandelnden Facharzt ist erbeten, aber nicht notwendig.
Ambulanzzeit jeden Mittwoch von 11 – 12 Uhr, Anmeldung unter der Tel.: 01/400 88-7700, 1170 Wien, Dornbacher Straße 20-28

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