Forscherteam: Verkehrslärm fördert Herzerkrankungen

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Dass Lärm krank machen kann ist wissenschaftlich belegt, Gesundheitsschäden sind dabei allerdings keineswegs bloß am Hörorgan zu erwarten, indirekte Lärmfolgen betreffen den gesamten Organismus.

Denn Lärm kann im Körper eine Stressreaktion auslösen. Diese umfasst eine Erhöhung des Blutdrucks und der Herzfrequenz ebenso wie einer Veränderung der Schlaftiefe und der Muskelspannung. Nun haben Forscher nachgewiesen, dass die Häufigkeit von durch Gefäßverengung verursachte („ischämische“) Herzerkrankungen statistisch signifikant mit dem Ausmaß der Belastung durch Verkehrslärm steigt.

Das zeigt eine Meta-Analyse verfügbarer Daten, die ein internationales Forscherteam auf dem Europäischen Kardiologiekongress (ESC) in Barcelona präsentiert hat. Die Auswertung soll in eine Aktualisierung der Richtlinie der WHO-Region Europa zum Thema Lärmbeeinträchtigung einfließen.

Verkehrslärm ist schlecht für die Herzgesundheit

Die Häufigkeit von durch Gefäßverengungen hervorgerufenen („ischämischen“) Herzerkrankungen steigt statistisch signifikant mit dem Ausmaß der Lärmbelastung. Das zeigt eine Analyse von Längsschnittstudien, die auf dem Europäischen Kardiologiekongress (ESC) vorgestellt wurde, berichtet die Österreichische Kardiologische Gesellschaft (ÖKG).

„Angesichts der Auswirkungen von Lärm auf die Ausschüttung von Stresshormonen und die Schlafqualität scheint ein kausaler Zusammenhang zwischen Verkehrslärm und einer ischämischen Herzerkrankung plausibel“, so die Studienautoren.

Ein internationales Forscherteam aus den Niederlanden, Schweden, der Schweiz und Spanien hat in Vorbereitung einer Aktualisierung der „Environmental Noise Guideline“ des WHO-Regionalbüros für Europa eine systematische Analyse der verfügbaren Evidenz zu kardiologischen und metabolischen Auswirkungen von Lärmbelastung durchgeführt. Ausgewertet wurden insgesamt 61 Publikationen, die seit 2000 erschienen sind und deren Daten eine Risikoanalyse ermöglichten.

Die robusteste Datenlage liegt für Straßenverkehrslärm vor, weniger hingegen für die Belastung durch Zug- oder Flugzeuglärm. „Bei einer Analyse aller Daten (7.451 Fälle von ischämischer Herzerkrankung) errechneten die Forscher einen Anstieg des relativen Erkrankungsrisikos um 1,08 pro 10 Dezibel Anstieg der Belastung durch Straßenverkehrslärm“, erklärt Prim. Doz. Franz Xaver Roithinger, Pressesprecher und Past-Präsident der ÖKG. „Das Konzept des relativen Risikos geht davon aus, dass bei einem Wert von 1 das Risiko in beiden Gruppen gleich verteilt ist. Ein Wert größer als 1 ist ein Hinweis auf einen möglichen Zusammenhang zwischen einem Risikofaktor und einer Erkrankung.“

Dass verschiedene Umweltwelteinflüsse wie Lärm oder Luftverschmutzung auch die kardiovaskuläre Gesundheit stark beeinträchtigen können, ist zuletzt nicht nur zunehmend Gegenstand wissenschaftlicher Arbeiten, sondern beschäftigt verstärkt Organisationen wie die WHO oder die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC), berichtet Prim. Roithinger. Laut Schätzungen der WHO gehen in Westeuropa pro Jahr eine Million gesunde Lebensjahre durch Lärm verloren. Eine deutsche Arbeitsgruppe aus Mainz konnte zum Beispiel in einem experimentellen Modell Zusammenhänge zwischen Lärmbelastung und einer Dysfunktion des Endothels, also der Innenwand von Blutgefäßen, nachweisen. Doz. Roithinger: „Eine Endotheldysfunktion gilt als wichtige Ursache von schweren kardiovaskulären Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall.“

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Quelle:

ESC 2017 Abstract Pershagen et al. Traffic noise and ischemic heart disease – review of the evidence for the WHO environmental noise guidelines for the European region. European Heart Journal (2017) 38 (Supplement) 710

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