Impfung gegen Wespenstiche: Hyposensibilisierung schützt vor lebensbedrohlichen Reaktionen

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Nach einem milden Winter und anhaltend schönem Wetter hat die Flugsaison der Wespen heuer verfrüht gestartet. Experten erwarten dazu eine starke Wespensaison.

Schmerzhaft gemerkt haben das schon so einige durch einen unangenehmen Stich. Für Insektengift-Allergiker gilt allerdings Alarmstufe rot, denn bei ihnen kann bereits ein einziger Stich tödlich sein. Fachärzte raten in diesem Fall zur speziellen Immuntherapie. Mit der Allergie-Impfung gibt es die Möglichkeit, innerhalb kurzer Zeit einen sicheren und langfristigen Schutz vor den allergischen Überreaktionen aufzubauen.

Wespen-Saison eröffnet

Aufgrund des milden Winters begannen Wespen 2014 bereits einige Wochen früher mit der Koloniegründung und haben damit eine deutlich höhere Anzahl an Nachkommen als im Vorjahr. Das bedeutet: viele Wespen. Der Wespenflug ist bereits in vollem Gange – für Insektengift-Allergiker beginnt nun also eine gefährliche Zeit. Wenn bald auch das reife Obst von den Bäumen fällt, ist die Hochsaison erreicht.

Früchte sind für Wespen äußerst schmackhafte Leckerbissen und deshalb eine besondere Gefahrenquelle für Allergiker. Zu Stichen kommt es meist durch unbedachtes Verhalten: panisches Vertreiben der Tiere, barfuß laufen oder Unachtsamkeit beim Essen und Trinken im Freien. „Für Menschen, die auf Bienen- oder Wespengift allergisch reagieren, stellt schon ein einziger Stich eine große Gefahr dar, die jedes Jahr für einige Allergiker tödlich endet!“, warnt Assoz.-Prof. Dr. Gunter Sturm vom Allergiezentrum Reumannplatz in Wien und Leiter der Arbeitsgruppe Allergologie der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie.

Unterschätzte Gefahr Insektengift-Allergie

Immer noch unterschätzen Betroffene die Gefahr einer Insektengift-Allergie. Etwa 3% der österreichischen Bevölkerung – das sind ungefähr 280.000 Menschen – entwickelt allergische Reaktionen auf Insektengift. Dabei setzt der Körper einen massiven Abwehrmechanismus in Gang.

Hunderte Österreicher müssen dadurch jeden Sommer in Notaufnahmen versorgt werden und fünf bis zehn sterben auch an den Folgen eines Stiches. Experten gehen allerdings von einer höheren Dunkelziffer an Todesfällen aus, da insbesondere plötzliche Todesfälle im Freien durch eine sog. Insektengiftanaphylaxie verursacht sein können.1 Sturm: „Ein aktueller tragischer Vorfall durch zwei Wespenstiche einer 54-jährigen dreifachen Mutter aus Osttirol zeigt uns einmal mehr, wie gefährlich eine Insektengift-Allergie tatsächlich ist.“

Kleiner Stich mit schweren Folgen

Eine schmerzhafte Schwellung nach einem Bienen- oder Wespenstich? „Das ist völlig normal“, so Sturm. „Jeder reagiert nach einem Stich. Vorübergehende schmerzhafte Schwellungen, Quaddeln sowie Juckreiz direkt an der Einstichstelle, sind normale Reaktionen des Körpers. Treten allerdings Beschwerden ohne Zusammenhang mit der Einstichstelle auf, ist das Zeichen einer möglicherweise gefährlichen Situation.

Innerhalb von Minuten bis zu einer halben Stunde nach dem Stich sind Reaktionen wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Ausschlag, Schweißausbrüche, Schwäche- und Schwindelgefühl, Schluckbeschwerden oder Atemnot ein deutliches Zeichen einer Insektengift-Allergie.“

Der Experte rät: „Bei diesen Beschwerden sollten Betroffene unbedingt und unmittelbar den Arzt aufsuchen der abklären kann, ob eine Allergie vorliegt.“ Denn beim nächsten Stich schon können schwere Reaktionen bis zum lebensbedrohlichen allergischen Schock auftreten!

Diagnose Insektengift-Allergie – und jetzt?

Patienten mit der Diagnose Bienen- oder Wespengift-Allergie erhalten nach positiver Testung ein Notallset mit lebensrettenden Medikamenten (Epi-Pen usw.). Geraten Betroffene nach einem folgeschweren Stich wieder in eine Gefahrensituation, können vor allem Adrenalin in Form eines handlichen Autoinjektors lebensbedrohliche Reaktionen aufhalten. „Im Frühling, Sommer und Herbst sollte das Notfallset immer griffbereit sein!“, appelliert Sturm.

Hyposensibilisierung: Spezifische Immuntherapie schützt rasch und langfristig

Ein zweiter wichtiger Schritt ist die spezifische Immuntherapie, auch bekannt als Allergie-Impfung und Hyposensibilisierung. Die Hyposensibilisierung kann als eine „Allergieimpfung“ verstanden werden und stellt die zur Zeit einzige ursächliche Behandlungsmöglichkeit einer Allergie gegenüber Insektengiften (Biene, Wespe) dar.

Gerade bei einer Insektengiftallergie kann die Einleitung einer Hyposensibilisierungsbehandlung für die betroffenen Patienten lebensrettend sein. Unbehandelt führen Insektengiftallergien bei uns immer wieder zu Todesfällen.

Die Therapie zielt darauf ab, den Körper an das Insektengift zu gewöhnen, wodurch die Ursache einer Allergie behandelt wird und ein langfristiger Schutz aufgebaut werden kann. Sturm: „Die Erfolgsrate bei Wespengiftallergikern liegt bei 95% – kaum eine andere medizinische Therapie ist so erfolgreich. Wir raten daher all unseren Patienten, sich mit der Immuntherapie zu schützen.“

Und so geht’s: „Für die Aufimpfung stehen verschiedene Protokolle zur Verfügung. Konventionelle Therapieprotokolle können ambulant durchgeführt werden. Dies nimmt jedoch etwas mehr Zeit in Anspruch. Schnellere Schemata erfolgen tagesklinisch oder stationär. In der Regel ist dafür ein kurzer Krankenhausaufenthalt notwendig.

Allerdings ist ein sicherer Schutz bereits innerhalb kurzer Zeit erreicht – deshalb kann auch jetzt noch mit der Therapie begonnen werden“, erklärt Sturm. „Im Anschluss aller Aufimpfungen muss die Erhaltungsdosis alle vier bis sechs Wochen vom niedergelassenen Arzt verabreicht werden.“ Um den Schutz möglichst lebenslang zu gewährleisten, sollten die monatlichen Spritzen 3-5 Jahre fortgeführt werden.

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