Schlafwandeln | Somnambulismus

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Schlafwandeln oder Somnambulismus – so der medizinische Fachausdruck – ist trotz der Assoziationen aus Filmen und Comics weder lustig noch harmlos. Es bezeichnet ein Phänomen, das bei Betroffenen durch psychische Vorgänge eine körperliche Aktivität auslöst. Hauptmerkmal dieser Störung sind wiederkehrende teilweise hochkomplexe Verhaltensabläufe wie Verlassen des Bettes und Umherwandeln, ohne daß sich der Betroffene dessen bewusst ist. Schlafwandler können sich dabei teilweise orientieren, sich später aber an nichts erinnern. Spektakuläre nächtliche Ereignisse wie Autofahrten oder Ausflüge aufs Dach sind zum Glück eher selten. Wissenschaftlich betrachtet handelt es sich dabei um eine zumeist genetisch bedingte Aufwachstörung, die aber auch ein Symptom für andere Erkrankungen sein kann und unbedingt abgeklärt werden sollte.

Nach Schätzungen von Experten sind rund drei Prozent der erwachsenen Bevölkerung vom Phänomen des Schlafwandelns betroffen. Bei Kindern liegt die Zahl noch deutlich höher. Man muss annehmen, dass 20 bis 30 Prozent zumindest schon einmal einen nächtlichen Ausflug unternommen haben, für den nur der motorische Teil des Gehirns verantwortlich war.

Plötzlich Schlafwandler

Vorsicht ist geboten, wenn Schlafwandeln in höherem Alter erstmalig auftritt. So war es bei Helga M. (75 Jahre): Ihr Mann bemerkte, dass sie immer wieder nachts Rundgänge in der Wohnung machte und sich am nächsten Tag nicht daran erinnern konnte. Als er sie eines Nachts im Wohnzimmer entdeckte, beschlossen die beiden, dieses Phänomen abklären zu lassen. Laut Primarius Univ.-Doz. Dr. Wolf Müllbacher vom Krankenhaus Göttlicher Heiland in Wien die richtige Entscheidung: „Eine gründliche neurologische Abklärung sowie eine nächtlicher Video-EEG Untersuchung – wie sie im Wiener Krankenhaus Göttlicher Heiland angeboten werden – schaffen in vielen Fällen Klarheit über die Ursache oder machen weitere Untersuchungen notwendig.“

So war es auch bei Helga M. Die Diagnose ergab, dass ihre nächtlichen Ausflüge auf eine bisher unerkannte Altersepilepsie zurückzuführen sind. Dank der medikamentösen Behandlung der Grunderkrankung kann das Ehepaar M. nun wieder beruhigt schlafen.

Klassisches Schlafwandeln: Wenn die Motorik das Ruder übernimmt

Somnambulismus zählt zu den ungewöhnlichen körperlichen Phänomenen, die den Schlafprozess unterbrechen. Wissenschaftlich betrachtet handelt es sich bei Somnambulismus um eine spezielle Schlafstörung, der sogenannten Aufwachstörung, da sich wesentliche Teile des Gehirns noch in der Tiefschlafphase befinden, die Motorik aber dennoch das Ruder übernimmt – allerdings ohne den normalen Aufwachprozess damit einzuleiten. Früher nahm man an, dass der Vollmond oder eine andere Lichtquelle das Schlafwandeln auslöst, weshalb das Phänomen auch Mondsucht (Lunatismus) genannt wurde. Dies wurde mittlerweile wissenschaftlich klar widerlegt.

Prim. Müllbacher: „Beim Schlafwandeln sind Teile des Gehirns bereits aktiv, während sich andere Areale noch in der Tiefschlafphase befinden. Ganz ähnlich – nur umgekehrt – ist es bei extremer Übermüdung. Auch hier sind Teile des Gehirns noch wach, während andere einfach wegschlafen, ohne dass es der Betroffene bemerkt.“

Meist genetische Veranlagung

Für die abnorme Weckreaktion des Gehirns ist oft eine genetische Disposition verantwortlich. Als Verstärker und möglicher Auslöser gelten übermäßiger Alkohol- oder Nikotingenuss, unregelmäßige Schlafenszeiten oder Schlafentzug. Die Aufwachstörung tritt vorwiegend bei männlichen Kindern und Jugendlichen auf, gibt sich aber häufig in der Pubertät. Der wahrscheinlichste Zeitpunkt für unbewusste nächtliche Streifzüge ist in einer Tiefschlafphase im ersten Drittel des Nachtschlafes. Eine familiäre Häufung gilt durch eine Reihe von gezielten Untersuchungen als gesichert.

Bitte nicht stören!

Anders als früher angenommen, verfügen Betroffene jedoch nicht über die „schlafwandlerische Sicherheit“, die ihnen gerne zugeschrieben wird. Wichtig für Partner und Angehörige ist das sanfte Zurückbegleiten eines Schlafwandlers ins Bett beziehungsweise das Ausschalten von möglichen Gefahrenquellen auf ihrem Weg. Aufwecken lassen sich Betroffene symptombedingt nur schwer, es kann auch zu aggressivem Verhalten kommen.

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