Adipositas Zentrum in Wien bietet neues Therapieangebot „Coping School“

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Mehr als eine Million Menschen in Österreich sind fettleibig, Tendenz seit Jahren steigend. Das Adipositas Zentrum im Krankenhaus Barmherzige Schwestern Wien, Vinzenz Gruppe, im 6. Bezirk bietet seit jeher ein umfassendes Therapieangebot, dass nun um die „Coping School“ erweitert wurde. In einem tagesklinischen Gruppenprogramm lernen Betroffene ihren Umgang mit dem Essverhalten, der körperlichen Bewegung, aber auch mit den eigenen Gedanken und Gefühlen positiv zu beeinflussen. Das nachhaltige Ziel besteht zusätzlich zur Gewichtsreduktion darin, die Lebensqualität langfristig durch eigene Maßnahmen positiv zu verändern.

Fettleibigkeit (Adipositas)

Als Fettleibigkeit wird eine übermäßige Ansammlung von Fettgewebe, hervorgerufen durch einem Missverhältnis zwischen zugeführter und verbrauchter Energie bezeichnet. Ab einem BMI von 30 spricht man von Fettleibigkeit. Adipositas führt zu Folgeerkrankungen und einer kürzeren Lebenserwartung und wird durch folgende Faktoren ausgelöst:

  • Erbanlage (genetische Disposition)
  • Ernährung, Lebensweise und mangelnde körperliche Bewegung
  • Seelische Faktoren: Stress, Einsamkeit, Depression und Frustration mit Essen als Belohnung

Genetische Disposition alleine macht aber noch nicht fettleibig. Meist ist es ein Zusammenspiel von Disposition und Lebensgewohnheiten, das letztlich zu Adipositas führt. Auch einige Krankheiten können zu Fettleibigkeit führen, so etwa

  • Schilddrüsen-Unterfunktion
  • Cushing-Syndrom
  • Hirntumore

Die Folgen von Adipositas sind im wahrsten Wortsinn schwerwiegend – für die Betroffenen ebenso wie für dasGesundheitssystems. Rechtzeitiges Gegensteuern macht daher aus mehreren Gründen Sinn.

Für welche Erkrankungen ist Fettleibigkeit ein Risikofaktor?

  • Koronare Herzkrankheit (KHK) = „Verkalkung“ der Herzgefäße
  • Herzinfarkt
  • Erhöhter Blutdruck (Hypertonie)
  • Schlaganfall (Insult)
  • Arterienverkalkung (Atherosklerose)
  • Diabetes Typ 2 (nicht insulinabhängiger Diabetes)
  • Gicht
  • Gallensteine (Cholezystolithiasis)
  • Kropfbildung (Struma)
  • Beinvenen-Thrombose (teilweiser oder kompletter Verschluss)
  • Krebserkrankungen, z.B. Brust, Prostata und Gebärmutter
  • Gelenkschäden (Arthrosen) an Wirbelsäule, Hüft- und Kniegelenken

Wie behandelt man Fettleibigkeit?

Die Behandlung bedeutet eine lebenslange Umstellung der Ernährungs- und Lebensgewohnheiten. Der Patient muss aktiv an sich arbeiten und vorallem akzeptieren, dass er ein Gewichtsproblem hat. Die drei Grundpfeiler der Adipositas Therapie sind:

  • Diätberatung: zum Beispiel Reduktionskost und Trennkostdiät
  • Verhaltenstherapie: das Hunger- und Sättigungsgefühl wird neu gelernt, Stress abgebaut, Essstörungen vorgebeugt
  • Regelmäßige Bewegung (insbesondere Ausdauertraining, aber auch Krafttraining bei Muskelmangel, dann oft verbunden mit genug Eiweiß zum Muskelaufbau)

Für Patienten mit Fettleibigkeit, bei denen sich trotz dieser Maßnahmen kein zufrieden stellender Gewichtsverlust einstellt, kann auch eine unterstützende medikamentöse oder chirurgische Behandlung in Frage kommen.

Wann ist eine medikamentöse Behandlung notwendig?

Bei fettleibigen Patienten, die trotz Diät, Verhaltenstherapie und ausreichend körperlicher Aktivität nicht genügend Gewicht verlieren, ist eine medikamentöse Behandlung angezeigt, bzw. kann auch ein chirurgischer Eingriff notwendig werden. Es gibt Medikament mit appetithemmender Wirkung, Medikamente, die die Fettaufnahme im Darm vermindern und sich so auf die Fettverdauung auswirken und Medikamente, die das Sucht- und Belohnungssysteme im Gehirn blockieren. All diese Medikamente dürfen aber nur nach ärztlicher Verschreibung und unter therapeutischer Aufsicht eingenommen werden; eine zusätzliche Umstellung des Lebensstils ist dringend angeraten.

Chirurgische Therapie der Fettleibigkeit

Bei extremer Adipositas (BMI >40) oder BMI> 35 und Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus besteht auch die Möglichkeit einer operativen Behandlung, auch bariatrische Therapie genannt. Hier gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Verkleinerung des Magens (Gastroplastik)
  • Verkleinerung des Mageneingangs mit anpassbarem Magenband (Gastric Banding)

Abnehmen ist oft gar nicht so sehr das Thema bei Fettleibigkeit, die größte Herausforderung besteht vielmehr darin, das einmal erreichte Wunschgewicht zu halten. Die Erfahrung zeigt, dass nur langfristige Behandlungskonzepte erfolgreich sind um die allbekannten Jo-Jo Effekte nach Blitzdiäten zu verhindern. Nur wenn Patienten bereit sind, Ernährung und Lebensweise langfristig anzupassen, ist langfristiger Erfolg möglich.

Zentrum für interdisziplinäre Adipositas Therapie

Das Adipositas Zentrum im Krankenhaus Barmherzige Schwestern Wien ist mit jährlich rund 400 stationären Aufenthalten, 1.200 Besuchen in den verschiedenen Adipositas Ambulanzen sowie 600 Beratungsgesprächen der Adipositas Assistentin eine der größten Spezialeinrichtungen für krankhaft fettleibige Menschen in Österreich. Ein interdisziplinäres Behandlungsteam aus Innerer Medizin, Chirurgie, Anästhesie, Radiologie, Physikalischer Medizin, Psychotherapie, Diätologie, Klinischer Psychologie und speziell geschulten Pflegekräften arbeitet seit 2011 eng zusammen und bietet Betroffenen ein breites Behandlungsspektrum auf höchstem medizinischem Standard. Die gesamte Ausstattung des Zentrums ist auf die Bedürfnisse adipöser Menschen abgestimmt.

„Coping School“

‚Coping‘ heißt nichts anderes, als ‚mit etwas klar kommen‘: Das tagesklinische Programm hat also das Ziel, Patienten langfristig aus der Übergewichtsspirale heraus zu holen. In der neuen tagesklinischen „Coping School“ im Krankenhaus Barmherzige Schwestern wird in Kleingruppen aus acht bis zehn Personen ein sechs Wochen dauerndes Programm absolviert.

Entwickelt wurde dieses Programm von Univ.-Doz. Dr. Monika Graninger, Leiterin der III. Medizinischen Abteilung für Innere Medizin und Psychosomatik. „Adipositas hat viele verschiedene Ursachen. In der neuen Coping School für Adipositas gehen wir auf die Ursachen ein und bieten Betroffenen ein ganzheitliches Behandlungsprogramm. Ziel ist es, die eigenen Ressourcen zu stärken und so aus der negativen Übergewichtsspirale zu kommen“, erklärt Primaria Graninger die neue
Therapieform.

Die Coping School startet mit einer internistischen Untersuchung im Adipositas Zentrum sowie einem therapeutischen Gespräch. Danach erlernen die Betroffenen auf verschiedenen Ebenen Bewältigungsstrategien um das krankhafte Übergewicht zu bekämpfen.

Bewegung ist ein wesentlicher Bestandteil eines gesunden Lebensstils. Für adipöse Menschen geht es oft darum, wieder in Bewegung zu kommen und sich mit ihrem Körper zu versöhnen. Der Schwerpunkt des Bewegungsprogrammes liegt mit Kraft-Ausdauer-Training im Muskelaufbau. Adipositas entsteht durch ein Ungleichgewicht von zugeführter und verbrauchter Energie. Muskelzellen verbrauchen mehr Energie als normale Zellen und fördern den Stoffwechsel. Bei der Umsetzung des Bewegungsprogrammes wird daher gezielt auf Muskelaufbau gesetzt und auf die individuellen Möglichkeiten der Teilnehmer eingegangen.

Die spezielle Diätberatung erfolgt beim gemeinsamen Kochen sowie in einem eigens für die Coping School entwickelten Genuss- und Geschmackstraining. Unter dem Motto „Qualität statt Quantität“ überdenken die Teilnehmer ihr Essverhalten und lernen neue Ideen für wahren Genuss kennen. Denn auch übergewichtige Menschen dürfen und sollen genussvoll und ohne schlechtes Gewissen essen – oder sich anders belohnen.

Mit den Psychotherapeutinnen können die Teilnehmer in einer Gruppe von Menschen mit ähnlichen Problemen frei und offen über sich und Ihre Schwierigkeiten, Ängste und Sorgen, aber auch über Ihre Erfolge und Ressourcen sprechen.

Gleichzeitig wird die soziale und emotionale Kompetenz der Teilnehmer gestärkt. Wie in einem Coaching erlernen sie neue Möglichkeit und Strategien, mit Problemen umzugehen sowie neue Fertigkeiten im Umgang mit schwierigen Emotionen und Situationen. Denn oft setzen übergewichtige Menschen das Essen als Problemlöser oder Belohnung ein.

Die Coping School im Adipositas Zentrum wendet sich an Menschen mit einem BMI ab 30 sowie an Menschen vor oder nach einem adipositaschirurgischen Eingriff. Am Ende der Coping School erfolgt eine abschließende internistische Untersuchung. Bei Bedarf ist die Weiterbetreuung in der internistischen Adipositas Ambulanz möglich. Nach Abschluss des Programms sind regelmäßige Gruppentreffen für die Absolventinnen und Absolventen der Coping School geplant.

Der erste Turnus startete im Sommer 2015, die Absolventen sind durchwegs begeistert und auch die Adipositas Selbsthilfegruppe freut sich über das ergänzende Angebot. Ein typischer Kommentar: „Ich habe schon viel ausprobiert um mein Gewicht zu reduzieren, und ich war anfangs sehr skeptisch gegenüber dem psychotherapeutischen Teil und auch mit ‚Diäten‘ hatte ich ausreichend – negative – Erfahrung. Heute bin ich sehr dankbar, dass ich dieses Programm mitmachen durfte. Denn die Coping School hat mich bestens bei meiner Lebensstiländerung unterstützt.“

Die Angebote des Zentrums im Überblick

  • Infoabend am 16. März 2016, 18.00 Erstberatung Adipositas: Montag 12 – 16 Uhr
  • Coping School Adipositas: 8 wöchiges tagesklinisches Programm
  • Chirurgische Adipositas Ambulanz: Freitag 9 – 13 Uhr
  • Konservative Adipositas Ambulanz: Mittwoch 9 – 13 Uhr
  • Internistische Adipositas Nachsorgeambulanz: Donnerstag 12 – 14 Uhr
  • Bariatrische Gruppenschulung (Termine auf der Homepage)
  • Treffen der Selbsthilfegruppe Adipositas: Jeden 3. Mittwoch im Monat, 19.00 Uhr
  • Gruppentreffen für die Absolventinnen und Absolventen der Coping School (Termine auf der Homepage)

Anmeldung zu den Ambulanzen sowie zur Coping School Adipositas unter 01/59988- 2106 (Montag bis Freitag von 8 – 12 Uhr).

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Quelle:

Krankenhaus Barmherzige Schwestern Wien

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