Aufnahme von Blei über Lebensmittel

Ernährung & Fitness

In der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) wurden von 2007 bis 2011 Lebensmittel aus dem österreichischen Handel auf Blei untersucht. In der 1. Quartalsausgabe 2014 des Public Health Newsletters des österreichischen Gesundheitsministeriums wurden nun die Ergebnisse präsentiert.

Generell kann eine Exposition des Menschen gegenüber Blei über Lebensmittel, Wasser, Luft, Boden und Staub erfolgen. Die Aufnahme beim Menschen erfolgt hauptsächlich über den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln. Eine chronische Aufnahme von Blei kann gesundheitliche Schäden vor allem am Zentralnervensystem, am kardiovaskulären System und den Nieren hervorrufen.

Insgesamt wurden 2619 Proben aus verschiedenen Lebensmittelgruppen auf ihre Bleigehalte analysiert. Die höchsten durchschnittlichen Konzentrationen wurden in der Lebensmittelgruppe „Besondere Nahrungsmittel“, zu denen u.a. Nahrungsergänzungsmittel und diätetische Lebensmittel gehören, mit 627 μg/kg Blei gefunden. In allen anderen untersuchten Lebensmittelgruppen wurden deutlich niedrigere Gehalte mit bis zu 169 μg/kg ermittelt. Eine Überschreitung der europäischen Höchstgehalte wurde bei insgesamt 6 Proben Nahrungser- gänzungsmittel festgestellt.

Die Hauptquellen für die Aufnahme von Blei bei Erwachsenen stellen vor allem Wurst- und Fleischwaren (27 – 46 %) sowie Gemüse und Gemüseerzeugnisse inkl. Pilze (13 – 24 %) dar. Bei Kindern sind auch Frucht-, Gemüsesäfte sowie Nektare mit einem Anteil von 19 % maßgeblich an der Gesamtaufnahme beteiligt. Dies ist vor allem durch die Verzehrsgewohnheiten der Kinder begründet, die größere Mengen dieser Lebensmittelgruppe zu sich nehmen.

Bei Männern und Frauen trägt diese Lebensmittelgruppe mit 11 bzw. 14 % zur Gesamtaufnahme bei. Für Kräuter, Gewürze und Würzmittel wurde, bedingt durch die höheren Gehalte in dieser Lebensmittelgruppe, ein Beitrag zur Gesamtaufnahme von 12 bis 15 % berechnet. Im Gegensatz dazu liefern alle anderen Lebensmittelgruppen einen geringen Beitrag von unter 5 % zur Gesamtaufnahme bei Frauen, Männern und Kindern. Nur der Beitrag von alkoholfreien Getränken bei Kindern liegt bei 6 %. Ölsaaten und Honig tragen bei allen Bevölkerungsgruppen nur bis zu einem Prozent zur Gesamtexposition bei.

Sowohl die Aufnahmemengen von Durchschnittsverzehrern als auch die von Vielverzehrern liegen unter den toxikologischen Referenzwerten. Auf Grundlage der verfügbaren Daten wird das Gesundheitsrisiko für die österreichische Bevölkerung durch die Aufnahme von Blei über die Nahrung als gering angesehen.

Blei

Blei ist ein natürlicher Umweltkontaminant und ist aufgrund von Gesteinserosionen und Vulkanismus ubiquitär in der Umwelt verbreitet. Blei gelangt jedoch auch durch Emissionen der Industrie in die Umwelt. Ein großer Teil stammt aus anthropogenen Aktivitäten, wie Bergbau und Verhüttung von Metallen, Herstellung von Batterien, Munition und Metallwasserleitungen.

In der Vergangenheit wurde Blei auch in Farben und Benzin eingesetzt. Durch das Verbot von bleihaltigem Benzin fiel eine Hauptquelle für die Bleibelastung für die Umwelt weg.
Generell kann eine Exposition gegenüber Blei über Lebensmittel, Wasser, Luft, Boden und Staub erfolgen.

Die Aufnahme beim Menschen erfolgt hauptsächlich über den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln. Über Staub und Niederschläge gelangt Blei auf die Oberfläche von Früchten und Blättern. Aus diesem Grund sind besonders Obst und Gemüsearten, die oberirdisch wachsen und die eine große Oberfläche haben, mit Blei kontaminiert.

Über bleihaltige, pflanzliche Futtermittel kann Blei auch in tierische Lebensmittel gelangen. Kleinkinder und Kinder können zusätzlich über Hausstaub und Bodenpartikel bedeutende Mengen an Blei aufnehmen können. Eine weitere Aufnahmequellen für den Menschen kann bleihaltiges Trinkwasser darstellen, wobei Bleirohre in älteren Wohnhäusern jedoch zunehmend ausgetauscht werden.

Toxizität

Blei ist ein nichtessentielles und toxisches Spurenelement, das in organischer und anorganischer Form vorkommt. In der Umwelt ist die anorganische Form dominierend. Sie ist auch die einzige Form, die in Lebensmitteln gefunden wird. Nachfolgend wird in diesem Bericht unter dem Begriff „Blei“ daher generell die anorganische Form verstanden.

Nach oraler Aufnahme erfolgt die Resorption von Blei aus dem Gastrointestinaltrakt. Im Blut ist Blei zu einem Großteil an das Hämoglobin der Erythrozyten gebunden und wird in erster Phase in Leber, Nieren und Gehirn angereichert (Nau et al., 2003). Die Resorptionsrate der aufgenomme- nen löslichen Bleiverbindungen scheint bei Kindern höher als bei Erwachsenen zu sein. Eine geringere Absorption findet in der Gegenwart von Lebensmitteln statt (Ziegler et al., 1978, James et al., 1985, Rabinowitz et al., 1980).

Blei kann sich im Körper vor allem im Skelettknochen anreichern. Aus dem Skelett, wird es allmählich wieder in die Blutbahn freigesetzt, insbesondere bei Veränderungen des Calcium-Status während der Schwangerschaft, in der Stillzeit und bei Osteoporose, wo es zu einer Knochendeminerali- sierung kommt. Die Halbwertszeit für anorganisches Blei im Blut beträgt ca. 30 Tage; für Knochen zwischen 10 und 30 Jahren (Rabinowitz, 1991).

Akute Toxizität

Darmkoliken sind ein typisches Anzeichen einer akuten Bleivergiftung, insbesondere bei arbeits- platzbedingter Exposition und sehr hoher Aufnahme von Blei. Zudem können Symptome wie Bauchschmerzen, Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit auftreten (ATSDR, 2007). Aufgrund der langen Halbwertszeit von Blei im Körper ist jedoch die chronische Toxizität von größerer Bedeutung.

Chronische Toxizität

Untersuchungen von Versuchstieren und Beobachtungen an beruflich exponierten Menschen haben gezeigt, dass bei einer chronischen oralen Exposition gegenüber anorganischem Blei verschiedene Organsysteme betroffen sein können. Das zentrale Nervensystem ist das wichtigste Zielorgan einer Bleivergiftung.

In einer Reihe von Studien wurde auch ein Zusammenhang zwischen Bleikon- zentration im Blut, erhöhtem systolischen Blutdruck und chronischen Nierenerkrankungen bei relativ niedrigen Blutbleiwerten identifiziert (IARC, 2006; ATDSR, 2007).
Von der EFSA (2010) wurden folgende drei Endpunkte als die empfindlichsten für den Menschen definiert:

  • Die Entwicklung des Nervensystems bei Kindern mindestens bis zum Alter von 7 Jahren: Negative Wirkungen wurden hinsichtlich Verhalten, Aufmerksamkeit, Intelligenzleistungen oder Hörschwellenverschiebung beschrieben.
  • Nierentoxizität bei Erwachsenen: dies äußert sich in einer Reduzierung der Nierenfunktionsleistung
  • Herz-Kreislauf-Effekte bei Erwachsenen: Erhöhung des systolischen Blutdrucks

Geringe Bleibelastung in Österreich

Die in diesem Bericht durchgeführten Expositionsberechnungen zur Bleibelastung der österreichischen Bevölkerung zeigen, dass die Aufnahmemengen unter den toxikologischen Referenzpunkten liegen. Da jedoch nicht für alle Lebensmittelgruppen, die potentiell mit Blei belastet sind, Auftretensdaten für eine Expositionsabschätzung zur Verfügung stehen, könnten die Aufnahmemengen von Blei eventuell höher sein.

Auf Grundlage der verfügbaren Daten wird das Gesundheitsrisiko für die österreichische Bevölkerung durch die Aufnahme von Blei über die Nahrung aber als gering angesehen.

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