Die Mammografie ist weltweit die Standarduntersuchungsmethode bei der Brustkrebsvorsorge und die Methode der Wahl bei Screening Programmen.
Allerdings ist diese Untersuchungsmethode nicht bei allen Patientinnengruppen gleichermaßen effektiv und zeigt besonders bei der Untersuchung von dichtem Brustgewebe Schwächen. Dichtes Brustgewebe kann Tumore verdecken und die Interpretation der Bilder für Radiologen deutlich erschweren – Ultraschall ist zumindest in diesen Fällen die bessere Alternative.
Ultraschall hat im Gegensatz zu anderen bildgebenden Methoden den Vorteil, dass er praktisch überall verfügbar und deutlich weniger kostenintensiv ist. Vor allem in den letzten Jahren hat der Ultraschall im Bereich der Brustkrebsvorsorge einen immer höheren Stellenwert erlangt, da er bei dichtem Brustgewebe eine höhere Detektionsrate bei kleinen Läsionen als die Mammographie aufweist.
Die Treffsicherheit der Mammografie sei bei Brüsten mit dichtem Gewebe – trifft auf etwa 40 Prozent der Frauen zu – deutlich reduziert, so Professor Maximilian Reiser vom Vorstand der Deutschen Röntgengesellschaft aus München.
Allerdings gibt es auch Nachteile, die eine stärkere Etablierung des Ultraschalls als zusätzliche Methode in der Brustkrebsvorsorge verhindert haben. Das ist einerseits die deutlich längere Untersuchungsdauer, welche bis zu einer halben Stunde betragen kann, andererseits die Abhängigkeit des Resultates von der Erfahrung und den Fertigkeiten des untersuchenden Arztes.
Automatisierter Brustultraschall als Lösung?
Der automatisierte Brustultraschall ist eine neue Entwicklung im Bereich der Mammabildgebung, welche auf der Akquisition vieler (200-400) dünner 2D Bildern basiert, aus welchen dann eine computergenerierte 3D Ansicht erstellt wird.
Bei einer herkömmlichen Ultraschall-Untersuchung sind es vor allem die variablen Geräteeinstellungen, die in Echtzeit von Radiologen vorgenommen werden, um ein gutes Ergebnis zu garantieren; ebenso müssen Auffälligkeiten bereits während der Untersuchung erkannt und dokumentiert werden (da ja einzelne Bilder und keine gesamten Brustvolumina aufgenommen werden).
Der automatisierte Ultraschall bietet hierbei den Vorteil, dass standardisierte Bilder (eigentlich volumetrische Bilddaten der gesamten Brust) aufgenommen und dokumentiert werden, welche auch noch im Nachhinein standardisiert betrachtet werden können.
Bild-Akquisition und Interpretation sind bei der automatisierten Variante getrennt, die Einholung einer zweiten Meinung anhand der bereits akquirierten Bilder ist möglich. „Der automatisierte Brustultraschall würde sich perfekt als zusätzliche Untersuchungsmethode beim Screening von Patientinnen mit heterogen dichtem oder sehr dichtem Brustgewebe eignen.
Keinesfalls aber als Ersatz des herkömmlichen Brustultraschalls, welcher noch immer die Methode der Wahl ist für die Beurteilung von verdächtigen Läsionen, im präoperativen Staging, für die Beurteilung der Lymphknoten in der Achselhöhle und für Ultraschall-gezielte Brustbiopsien (= Gewebeentnahmen)“, so Prof. Michael Fuchsjäger, Leiter der Klinischen Abteilung für Allgemeine Radiologische Diagnostik an der Universitätsklinik in Graz.
Mammografie oder Ultraschall?
Die beiden gängigen Methoden zur Früherkennung von Brustkrebs, Mammografie und Ultraschall, haben Vor-, aber auch Nachteile.
Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass sich der automatisierte Brustultraschall vor allem in speziellen Patientinnengruppen als besonders effektiv erwiesen hat: Frauen unter 50 Jahren, mit dichtem Brustgewebe, einer Brustkrebs Vorgeschichte oder mit genetischem Risiko.
„Ein weiterer Vorteil ist, dass die Untersuchung zeitsparend ist, da sie auch von RadiologietechnologInnen durchgeführt werden kann und danach vom behandelnden Radiologen befundet wird. Darüber hinaus haben erste Tests eine höhere Krebsdetektionsrate bei der Kombination von automatisiertem Brustultraschall und Mammografie im Vergleich zur Mammographie alleine gezeigt, “ so Prof. Fuchsjäger weiter.
Limitierende Faktoren sind unter anderem die etwas niedrigeren Ultraschall-Frequenzen im Vergleich zu herkömmlichen Ultraschallgeräten und die technisch bedingte gering höhere Wahrscheinlichkeit von Artefakten (sogenannte Störechos).
Die Dichte des Brustgewebes ist in der Regel altersabhängig. Je älter eine Frau wird, desto weniger dicht ist ihr Brustgewebe und desto besser greift die Mammografie. Ein weiterer Vorteil der Mammografie: Sie kann besonders gut Frühformen des Milchgangkrebs‘ identifizieren. Nachteil: viele Frauen verunsichert die Strahlenbelastung beim Röntgen der Brust.
Laut Experteneinschätzung ist diese Befürchtung allerdings unnötig, da diese Gefahr bei den modernen Geräten in der Regel nicht besteht. Bei einer Mammografie beträgt hier die mittlere Strahlendosis 0,5 Milli-Sievert. Zum Vergleich: Die Menge natürlicher Strahlung, der jeder Mensch auf der Erde ausgesetzt ist, wird pro Jahr mit etwa zwei Milli-Sievert angegeben. Mammografie alle zwei Jahre ist also eher unbedenklich.
Allerdings ist es ein Unterschied, ob eine Frau mit 20 oder 60 Jahren mammografiert wird, denn die Strahlenbelastung kann für junge Altersgruppen wegen des zellteilungsaktiveren Gewebes problematischer sein. Nur in Ausnahmefälle raten Ärzte deshalb jungen Frauen zur Mammografie und setzen eher auf Brustultraschall (Sonografie).
Seine Vorteile: Er belastet nicht durch Strahlung und tut nicht weh. „Mit Ultraschall lassen sich besonders gut Tumoren erkennen, die vom Drüsengewebe ausgehen und Knoten aufspüren“, sagt der Facharzt und ergänzt: „Bei der Diagnose von Frühformen des Milchgangkrebses stößt die Sonografie jedoch an ihre Grenzen.“
Ultraschall bei dichtem Brustgewebe nur in Österreich verpflichtend
In Österreich wurde das Nationale Brustkrebs-Früherkennungsprogramm mit 1.1.2014 implementiert und gestartet. Das Besondere dieses Screening-Programmes ist, dass es als einziges, im Vergleich zu weltweit laufenden Programmen, einen verpflichteten Brustultraschall bei heterogen dichtem oder extrem dichtem (Kategorien „3“ und „4“) Drüsengewebe in der Mammografie vorsieht. Insofern wäre die neue Methode des automatisierten Ultraschalls zum flächendeckenden Einsatz in Österreich prädestiniert.
Allerdings muss einschränkend hinzugefügt werden, dass sich auch der entsprechende, in Österreich etablierte Workflow anpassen müsste. Derzeit werden Untersuchungen von RadiologInnen durchgeführt, in Zukunft könnten diese Untersuchungen nach entsprechender Einschulung von Radiologietechnologen durchgeführt werden. Jedenfalls würde sich dem Österreichischen Nationalen Brustkrebs-Früherkennungs-Programm die Möglichkeit bieten, den automatisierten Brust-Ultraschall im Rahmen eines populationsbasierten Screening-Programms wissenschaftlich zu
evaluieren.
26. Europäischen Radiologenkongress (European Congress of Radiology/ECR) vom 06. bis 10. März 2014 im Austria Center in Wien
Der ECR ist die Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Radiologie (European Society of Radiology/ESR), welche weltweit über 58.000 Radiologen vertritt. Mit mehr als 20.000 Teilnehmern aus der ganzen Welt ist der ECR einer der größten medizinischen Kongresse weltweit;
Linktipps:
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- Krebstag 2014
- Endometriose – das unbekannte Frauenleiden