Beckenbodentraining – hilfreich bei Inkontinenz und Endometriose

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Gezieltes Beckenbodentraining gilt als sehr hilfreich bei der Stärkung der Muskulatur des Beckenbodens. Menschen, die aus verschiedenen Gründen einen zu schwachen Beckenboden aufweisen, können erheblich von entsprechenden Übungen profitieren.

Dies gilt beispielsweise für Personen mit Inkontinenz und Endometriose, aber auch bei einer Gebärmuttersenkung oder Erektionsstörungen.

Definition Beckenbodentraining

Beim Beckenbodentraining werden die Muskeln des Beckenbodens in gezielter Form trainiert. Der aus einer Muskelgruppe bestehende Beckenboden befindet sich im unteren Bereich des Beckens. Dort übernimmt er vielfältige stabilisierende Funktionen, beispielsweise das Stützen mehrerer innerer Organe.

Diese Stützfunktion führt dazu, dass sowohl Blase und Darm gut funktionieren können. Mit zielgerichteten Übungen zur Stärkung des Beckenbodens lässt sich die Funktion des Beckenbodens nachhaltig verbessern.¹

Davon profitieren besonders Menschen mit verschiedenen Erkrankungen, wie beispielsweise Inkontinenz, Gebärmuttersenkung oder Endometriose.

Anwendungsbereiche von Beckenbodentraining

Beckenbodentraining ist nachweislich für verschiedene Funktionsstörungen und Krankheitsbilder geeignet.

Dazu zählen vor allem:

1) Prävention von Inkontinenz²
2) Verbesserung sexueller Funktionen (beispielsweise Lustempfinden der Frau durch Kräftigung der Muskulatur)
3) Linderung von Rückenschmerzen (Unterstützung der Körperhaltung, Verbesserung der Stabilität der Wirbelsäule)
4) Prävention der Senkung der Gebärmutter (Stärkung der Muskulatur stabilisiert Organe im Beckenbereich)
5) Schmerzlinderung bei Endometriose (durch Entspannung der Beckenbodenmuskulatur)
6) Wiedererlangung der Blasenkontrolle und der sexuellen Funktionen nach Entfernung der Prostata bei Männern

Altersunabhängige Nutzung von Beckenbodentraining

Entgegen der häufigen Annahme profitieren bei weitem nicht nur ältere Menschen von einem gezielten Beckenbodentraining.

Es eignet sich für alle Altersgruppen, wenn es darum geht, unterschiedliche Beschwerden zu verbessern und Erkrankungen vorzubeugen, die auf einen starken Beckenboden besonders gut ansprechen. So profitieren beispielsweise junge Frauen nach einer Schwangerschaft von einem Beckenbodentraining.

Nach einer Entbindung sind die Bänder und ebenso die Muskeln im Bereich des Beckens stark gedehnt. Das Training des Beckenbodens hilft hier der muskulären Stärkung und sorgt dafür, dass Inkontinenz oder auch Schmerzen im unteren Rücken gar nicht erst auftreten.

Beckenbodentraining bei Männern

Männer sind ebenfalls eine wichtige Zielgruppe für ein Beckenbodentraining. Dies gilt vor allem nach einer sogenannten Prostatektomie, einer chirurgischen Entfernung der Prostata.

Harninkontinenz kann in Folge einer radikalen Prostatektomie auftreten und beeinflusst die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig.

Bei Männern übernimmt die Prostata eine wichtige Kontrollfunktion beim Urinfluss. Wird die Prostata entfernt, besteht langfristig das Risiko einer Harninkontinenz. Ein Training des Beckenbodens kann dabei helfen, die Muskulatur zu stärken, die bei der Kontrolle des Harnflusses beteiligt ist.

So lässt sich die Blasenfunktion verbessern und Symptome einer möglichen Inkontinenz werden reduziert. Auch ohne eine vorausgehende Operation kann ein Beckenbodentraining bereits bei einer Vergrößerung der Prostata helfen und einer Blasenentleerungsstörung vorbeugen.

Beckenbodentraining zur Unterstützung bei Harninkontinenz und Endometriose

Viele Menschen sind mit einer Harninkontinenz in unterschiedlicher Ausprägung konfrontiert. Dabei besteht ein nicht willentlich kontrollierbarer Verlust von Urin.

Der Grund kann eine allgemeine muskuläre Schwächung des Beckenbodens sein, beispielsweise nach einer Schwangerschaft oder bei anderen medizinischen Gründen. Ein entsprechendes Beckenbodentraining hilft dabei, die Blasenkontrolle durch die Stärkung der Muskulatur zu verbessern.

Auch bei einer Endometriose ist ein solches Training hilfreich. Bei der Endometriose wächst die Gebärmutterschleimhaut auch außerhalb der Gebärmutter.

Frauen mit Endometriose leiden oft an starken Unterleibsschmerzen, die bei unentdeckter Endometriose oft als Periodenschmerzen abgetan werden.

Da es an spezieller medikamentöser Therapie mangelt, wurde in einer Studie untersucht, wie sich vor allem bei jüngeren Frauen Übungen zur Stärkung des Beckenbodens auf die häufigen Endometriose-Unterleibsschmerzen auswirken könnten.³

Ergebnis: Die Schmerzen verbesserten sich signifikant (PSF-Skala). Es zeigte sich, dass sich die Schmerzen bei den Patientinnen um 3,8 bis 13,5 Punkte (Median: 6 Punkte) verbesserten. Eine Stärkung der Beckenbodenmuskulatur verbessert also die Durchblutung und lindert so die Schmerzen, so die Autoren.

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Quelle:

¹ Übungen zur Stärkung des Beckenbodens
² Inkontinenz (pflege.de)
³ Impact of Pelvic Floor Physical Therapy on Function in Adolescents and Young Adults with Biopsy-Confirmed Endometriosis at a Tertiary Children’s Hospital: A Case Series. (Mansfield C. et al. in J Pediatr Adolesc Gynecol. 2022 Dec;35(6):722-727.) PMID: 35830927

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