Burnout ist längst keine Randerscheinung mehr. Eine aktuelle Studie der MedUni Wien zeigt, dass mehr als 40 Prozent der erwachsenen Österreicher Anzeichen eines Burnouts aufweisen.
Der Psychiater Michael Musalek betont, dass Burnout keine „Modeerscheinung“ ist, sondern ein ernstzunehmendes Problem und eine echte gesellschaftliche Herausforderung.
Frauen und Männer sind gleichermaßen betroffen, und selbst Kinder und Jugendliche können in die Erschöpfungsspirale geraten. Ursachen sind die Beschleunigung des Lebens, steigender Erfolgsdruck und mangelnde Anerkennung am Arbeitsplatz.
Dieser Ratgeber bietet hilfreiche Tipps zur Prävention und Behandlung, sowohl für Betroffene als auch für deren Angehörige.
Was ist Burnout?
Burnout beschreibt einen Zustand chronischer Erschöpfung, der durch anhaltenden Stress und Überforderung entsteht. Der Prozess beginnt oft schleichend und durchläuft drei Phasen:
1. Stadium 1: Entfremdung und Leistungsreduktion
Betroffene erleben erste Warnzeichen wie Müdigkeit, Entfremdung von Kollegen oder sich selbst, sowie Reizbarkeit und Beziehungsprobleme.
2. Stadium 2: Physische und psychische Belastung
Es treten messbare körperliche Symptome wie Bluthochdruck, Gereiztheit und Spannungszustände auf. Häufig greifen Betroffene in diesem Stadium zu Alkohol oder anderen Substanzen, um den Alltag zu bewältigen.
3. Stadium 3: Chronische Erschöpfung und Depression
Dieses Stadium ist durch anhaltende Freudlosigkeit, Schlaflosigkeit und Interesselosigkeit geprägt. Professionelle Hilfe durch Psychotherapie und gegebenenfalls Medikamente ist in diesem Stadium unverzichtbar.
Ursachen für Burnout
Burnout ist mehr als Überarbeitung. Es entsteht durch die Kombination mehrerer Faktoren:
– Erfolgsdruck und fehlende Anerkennung: Selbst hohes Engagement wird oft nicht wertgeschätzt, was zu einem Gefühl der Sinnlosigkeit führt.
– Beschleunigung des Lebens: Die steigende Geschwindigkeit in allen Lebensbereichen überfordert viele.
– Doppelbelastungen: Besonders Frauen sind durch familiäre und berufliche Anforderungen stark belastet.
– Ungünstige Arbeitsbedingungen: Ein schlechtes Betriebsklima, fehlende Unterstützung oder widersprüchliche Erwartungen begünstigen Burnout.
Kinder und Jugendliche können ebenfalls betroffen sein, etwa durch Leistungsdruck in der Schule. Schlechte Noten verstärken die Negativspirale und führen zu Schulverweigerung und sozialer Isolation.
Burnout-Prävention: Strategien für den Alltag
Prävention beginnt mit der Einsicht, die eigenen Belastungsgrenzen anzuerkennen. Effektive Strategien helfen, den Alltag bewusster und gesünder zu gestalten:
1. Achtsamkeit üben:
Regelmäßige Achtsamkeitsübungen fördern die Selbstwahrnehmung und reduzieren Stress. Sie helfen, Grenzen rechtzeitig zu erkennen und zu setzen.
2. Mentale Gesundheit stärken:
Ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Erholung ist entscheidend. Unterstützen Sie Ihre emotionale Widerstandskraft durch Hobbys, ausreichend Schlaf und eine gesunde Ernährung.
3. Effektive Kommunikation:
Klare Absprachen und das Formulieren eigener Bedürfnisse helfen, Missverständnisse und Überlastung zu vermeiden.
4. Bewegung und Entspannung:
Sport und Yoga fördern die körperliche und mentale Balance, bauen Spannungen ab und stärken die Resilienz. Besonders Yoga-Übungen bieten eine Möglichkeit, in stressigen Situationen Ruhe zu finden.
5. Prioritäten setzen:
Schaffen Sie eine Balance zwischen beruflichen Anforderungen und persönlichen Bedürfnissen. Pausen und freie Tage sind unverzichtbar.
Praktische Tipps für Betroffene
– Erkennen Sie die Signale: Müdigkeit, Gereiztheit und das Gefühl, „ausgebrannt“ zu sein, sollten ernst genommen werden.
– Suchen Sie Hilfe: Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt oder einem Psychologen. Unterstützung kann durch Beratung, Coaching oder Psychotherapie erfolgen.
– Teilen Sie Ihre Gefühle: Der Austausch mit Angehörigen und Freunden kann Entlastung bieten.
– Planen Sie Erholungsphasen: Gönnen Sie sich regelmäßige Auszeiten, um Energie zu tanken.
– Gestalten Sie Ihre Arbeit positiv: Bemühen Sie sich um Aufgaben, die Ihnen Freude bereiten, und suchen Sie nach Möglichkeiten zur Weiterentwicklung.
Tipps für Angehörige
Für Angehörige ist es oft schwer, mit der Situation umzugehen. Folgende Maßnahmen können helfen:
1. Informieren Sie sich über Burnout: Ein grundlegendes Verständnis der Problematik erleichtert den Umgang mit Betroffenen.
2. Bieten Sie Unterstützung an: Zeigen Sie Verständnis und helfen Sie, einen passenden Weg zur Erholung zu finden.
3. Ermutigen Sie zur Selbstfürsorge: Erinnern Sie Betroffene daran, dass Pausen und Freizeit wichtig sind.
4. Grenzen wahren: Achten Sie darauf, nicht selbst in die Überforderung zu geraten.
Behandlungsmöglichkeiten bei Burnout
Die Behandlung orientiert sich an der Schwere des Burnouts:
– Stadium 1: Beratung und Coaching helfen, den Stress zu bewältigen und Strategien zur Selbsthilfe zu entwickeln.
– Stadium 2: Eine Kombination aus medizinischer Behandlung und psychologischer Unterstützung ist notwendig, um die körperlichen und psychischen Symptome zu lindern.
– Stadium 3: Professionelle Therapie, oft ergänzt durch Antidepressiva, ist unverzichtbar. Ein längerer Genesungsprozess ist hierbei üblich.
Fazit: Burnout vorbeugen und erkennen
Burnout ist ein ernstes gesellschaftliches Problem, das Aufmerksamkeit und Prävention erfordert. Mit der richtigen Balance aus Achtsamkeit, Kommunikation und Erholung kann das Risiko erheblich reduziert werden.
Frühzeitiges Handeln und Unterstützung sind der Schlüssel, um die Lebensqualität von Betroffenen und Angehörigen zu verbessern.
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Quellen:
¹ Burnout prevention: a review of intervention programs. (Awa, W., Plaumann, M., & Walter, U. in Patient education and counseling, 78 2, 184-90; 2010). DOI: https://doi.org/10.1016/j.pec.2009.04.008
² Physician burnout: prevention strategies. (Matsuzaki, P., Mariya, F., Ueno, L., & Gimenes, M. in Revista Brasileira de Medicina do Trabalho, 19, 511 – 517; 2021) DOI: https://doi.org/10.47626/1679-4435-2021-713
³ Burnout | Krankheitslexikon
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