Darmkrebs – Stand der Forschung

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Darmkrebs (Kolon- bzw. das Rektumkarzinom) ist weltweit die zweithäufigste Krebserkrankung, noch dazu mit einer sehr hohen Sterblichkeitsrate. Rechtzeitige Vorsorgeuntersuchungen und neue Behandlungsmethoden von Darmkrebs geben Forschern aber Anlass zur Hoffnung auf eine geringere Zahl an der Neuerkrankungen und eine steigende Heilungsrate.

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Die Wahrscheinlichkeit, in seinem Leben einen bösartigen Tumor des Dickdarms zu erleiden, liegt bei ca. sechs Prozent. Die Sterblichkeitsrate ist hoch, Darmkrebs war im Jahr 2010 für jeweils elf Prozent der Krebssterbefälle von Männern und Frauen verantwortlich. Doch die geringe Überlebensrate ist dank moderner Medizin in den letzten Jahren immens gestiegen. Verantwortlich dafür sind unter anderem die guten Erfolge von Vorsorgeuntersuchungen. Denn eine Vielzahl der Neuerkrankungen ist dadurch vermeidbar. Es stehen aber auch neue Behandlungsmethoden zur Verfügung. Die Sterblichkeit sank im Vergleich zum Jahr 2000 bei beiden Geschlechtern immerhin um fast ein Drittel.

Darmkrebs – Interview mit Prim. Univ. Prof. Dr. Richard Greil und Prim. Univ. Prof. Dr. Dietmar Öfner

 

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Wir haben Prim. Univ. Prof. Dr. Richard Greil (Vorstand Univ. Klinik für Innere Medizin III Salzburg), Prim. Univ. Prof. Dr. Dietmar Öfner und Florian Klein (Krebspatient) zum Interview gebeten und uns den aktuellel Stand der Darmkrebsforschung etwas genauer erklären lassen.

Dr. Greil: Bei 100 Menschen besteht die Wahrscheinlichkeit, dass zwei bis drei an einem Dickdarmkarzinom versterben werden. Dies ist also eine führende Todesursache und es macht 16% der gesamten Krebsmortalität aus. Etwa 70% der gesamten Verbesserung der Behandelbarkeit und der Überlebenswahrscheinlichkeiten von Dickdarmkarzinompatienten ist auf die verbesserte medikamentöse Tumortherapie zurückzuführen. Ein weiterer wesentlicher Teil sind die deutlich verbesserten Operationsmöglichkeiten und die Kombination von verbesserter Chemotherapie, Antikörperimmuntherapie und anderer Strategien (inklusive Operationen) und das in jeweiliger Reihenfolge.

Anmerkung: Dieses multimodale Konzept der Krebstherapie, bedingt eine enge Zusammenarbeit diverser medizinischer Fachbereiche. Ziel ist es die verschiedenen zur Verfügung stehenden Therapiemodalitäten und Methoden zu einem individuellen Behandlungskonzept für einen Patienten zusammenzuführen um ein Optimum an Effizient bei einem Minimum an Belastung erzielen zu können.

Dr. Öfner: Das heißt, dass mehrere Disziplinen an einem Patienten arbeiten und ihn betreuen. Das sind neben der Chirurgie vor allem die internistische Onkologie, aber auch die Strahlentherapien, die Pathologie, die Psychotherapie, etc.

Anmerkung: Die Basis für die individualisierte, zielgerichtete, medikamentöse Tumortherapie von Dickdarmkrebs stellt die Erforschung molekularer Mechanismen dar, die die Entwicklungsschritte innerhalb der Zelle von früher Schleimhautveränderung, Polypenbildung, bis hin zur Entstehung von Krebszellen und Metastasen besser verständlich machen, denn…

Dr. Greil: Bei verschiedenen Patienten scheint es so zu sein, dass unterschiedliche Signalübertragungswege primär entartet und gestört sind. Es geht um Signalübertragungswege, die die Verbindung mit den umgebenden normalen Zellen herstellen und damit die Kontrolle der Nachbarzellen über die sich tumorös entwickelten Zellen regulieren. Das sind Mechanismen, die das Eindringen durch die Membranen und in die Gefäße erlauben. Mechanismen, die die Gefäßneubildung erlauben, da Tumore sich selbst ernähren müssen (um es einfach auszudrücken) und dabei auch krankhafte Gefäße bilden. Und all diese Mechanismen, inklusive der Unterdrückung des Immunsystems sind von Patient zu Patient hochgradig unterschiedlich.

Anmerkung: Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, Biomarker zu finden, die Aussagen über eventuelle Resistenzen, bzw. die jeweilige Empfindlichkeit eines Patienten gegenüber einer bestimmten Therapie treffen.

Dr. Greil: Das sind auf der einen Seite molekulare Strukturen, also Veränderungen in der Signalübertragung. Das kann man nicht anders ausdrücken, denn das ist das Faktum. Es handelt sich dabei um extrem komplexe Netzwerke an Signalen. Das kann man sich ungefähr so vorstellen wie ein Bundesbahnnetz für gesamt Europa. Das sind unendliche Vielzahlen von miteinander in Verbindung stehenden Signalübertragungen mit vielen Ausweichmechanismen, mit vielen Möglichkeiten die Schienen anders zu stellen, wenn eine Schiene blockiert oder ein Gleis unterbrochen ist. Letzten Endes müssen wir am Beginn feststellen, was die Hauptwege sind, die einen Tumor vorantreiben vorantreiben.

Anmerkung: Die Aktivierung von speziellen Abwehrzellen, die das Wachstum der Tumorzellen hemmen bzw. sie bekämpfen, kann auf verschiedenen Wegen erreicht werden. Einerseits durch eine passive Immunantwort wie bei einer Antikörpertherapie.

Dr. Greil: Das andere ist der Versuch die körpereigene Immunabwehr gegen den Tumor zu stimulieren. Wir nehmen jetzt zB. an einer Studie teil, bei der Patienten, die Lebermetastasen haben, die Chemotherapie hinter sich gebracht und eine Verkleinerung der Metastasen erfahren haben, jetzt eine Entfernung dieser erleben konnten und sich in kompletter Emission befinden: Das heißt, es ist kein Tumor mehr da. Diese Patienten werden daraufhin gegen ein Oberflächenmolekül geimpft, das an den Tumorzellen in fast 100% der Fälle vorhanden ist und eine sehr starke Aktivierung von Abwehrzellen auslöst.

Anmerkung: Im Rahmen diverser Studien konnten mutierte Gene bestimmt werden, die unter anderem über die Wirksamkeit dieser medikamentösen Krebstherapien Aufschluss geben und so ein maßgeschneidertes Behandlungskonzept ermöglichen. Aber auch die Kombination von medikamentöser und operativer Tumortherapie ist bei der Entwicklung von Absiedlungen überaus erfolgsversprechend und verlängert die Überlebenszeit drastisch.

Dr. Greil: Während man früher in vielen Bereichen eine Metastasenchirurgie als etwas nicht sinnvolles angesehen hat, ist heute die Entfernung von Metastasen (also von Absiedlungen) gemeinsam mit der sich dramatisch verbessernden molekularen und Chemotherapie eine der wichtigsten Entwicklungen in der chirurgischen Onkologie. Das bedeutet, dass wir zunehmend in eine Situation kommen, die es vorher noch nie gegeben hat: Es ist möglich Patienten mit metastasierter Erkrankung durch die Kombinationen all dieser Behandlungen wirklich zu heilen. Das war vor zehn Jahren unvorstellbar.

Anmerkung: Grundvoraussetzungen dafür sind hochspezialisierte Onkologiezentren, die ein Zusammenspiel diverser medizinischer Fachrichtungen gewährleisten und über die neuesten Behandlungsmöglichkeiten verfügen, die im Rahmen innovativer klinischer Studien entwickelt werden.

Hr. Klein: Da mir so viel Gutes geschehen ist, habe ich mir gedacht ich sollte mich zur Verfügung stellen, damit es den nachfolgenden Patienten noch besser geht.

Anmerkung: Die Erkenntnisse dieser Studien werden die Früherkennung, Diagnose und Behandlung von Dickdarmkarzinomen weiter revolutionieren. Ein einfacher Bluttest wird in Zukunft genügen um auf Tumordispositionen schließen um frühzeitig vorbeugende Maßnahmen setzen zu können.

Dr. Öfner: Das Ziel ist das Tumorleiden zu chronifizieren, wenn es nicht heilbar ist. Das heißt es wird über sehr lange Zeit versucht es in Schach zu halten.

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