News, E-Mails, Facebook, Instagram, Telefonate … wer über einen längeren Zeitraum ständig unter Stress leidet, der setzt seine körperliche und auch seelische Gesundheit aufs Spiel. Die Folgen von Dauerstress wirken sich auf alle Lebensbereiche aus.
Nicht nur im Job und im Privatleben spürt man die Folgen von langanhaltendem Stress, sondern auch auf körperlicher Basis und im Gefühlsleben sind sie schnell und deutlich zu spüren. Dabei ist Stress eigentlich ein durchaus wichtiger Prozess, der dazu führt, dass unser Körper in der Folge einer wahrgenommenen Belastung besonders leistungsbereit ist.
Was ist Stress genau?
Meist ist das Wort „Stress“ negativ belastet, doch eigentlich hat Stress eine positive und negative Facette. Stress kann im Körper oder auch der Psyche wahrgenommen werden, und zwar immer dann wenn körperliche oder seelische Belastungen (Stressoren) auftreten und man darauf reagiert.
Oft wird negativer Stress empfunden, wenn man mit seinen persönlichen Möglichkeiten diese Belastungen und Anforderungen nicht mehr bewältigen kann.
Der Begründer der Stressforschung Hans Seyle unterscheidet zwischen positivem Stress, den er Eustress nennt, und negativem Stress, der als Distress bezeichnet wird. Eustress, zum Beispiel beim Sport oder in der Achterbahn kann unser Leben interessant machen, Distress hingegen führt auf Dauer zu gesundheitlichen Problemen, die sehr gravierend sei können.
Wie oder was jemand als Stress empfindet, ist individuell verschieden und hängt unter anderem mit dem Gefühl zusammen, ob man Kontrolle oder Einfluss auf ein Geschehen hat und wie man dieses bewertet.
Zu Urzeiten hatte Stress wichtige Funktionen
Stress diente den Menschen vor tausenden von Jahren als wichtiges Mittel, um sich zu verteidigen.
Innerhalb weniger Sekunden wurden alle Energiereserven im Körper gesammelt und standen den Muskeln zur Verfügung, um zu kämpfen oder zu fliehen. Bei einer Stress-Situation produziert der Körper die Hormone Adrenalin und Cortisol und erreicht so, dass wir Höchstleistungen erbringen können.
Durch das schneller schlagende Herz steigt auch der Blutdruck und alle Muskeln sind angespannt, um uns auf Kampf oder Flucht einzustellen. Da diese Vorgänge im Körper genetisch verankert sind, können wir sie nicht willentlich beeinflussen. Doch heutzutage treten kaum mehr Situationen auf, in denen wir kämpfen oder fliehen müssen. Dennoch läuft dieses Programm im Körper ab, wenn wir unter Stress stehen.
Stress – keine Erholungspausen für den Körper
Da wir in unserem Leben weder bei Konflikten noch bei Prüfungssituationen oder bei zu viel Anforderungen im Job flüchten oder kämpfen können, wie unsere Vorfahren, verbleiben die mobilisierten Energien, die bei Stress bereitgestellt werden, in unserem Körper und werden nicht verbraucht.
Im Idealfall werden Adrenalin und Cortisol durch Sport wieder abgebaut, aber bei Menschen, die keinen oder kaum Sport treiben, oder unter Dauerstress stehen, der nicht abgebaut werden kann, steigen die Risiken für Gesundheitsschäden deutlich an. Der Körper braucht nach stressigen Phasen Pausen und Erholung, um dem Körper Ruhe zu gönnen. Tritt dies nicht ein wird die Gesundheit beeinträchtigt.
Wie wirkt sich Dauerstress aus?
Die Symptome von dauerndem Stress können sich auf Körper, Geist, Gefühle und Verhalten auswirken. Hier nur ein paar Beispiele, welche Folgen Dauerstress haben kann:
- der Körper reagiert oft mit Herz-Kreislauf-Beschwerden, ständigen Erkältungen durch ein geschwächtes Immunsystem, Magenprobleme wie Sodbrennen, Kopfschmerzen und Muskelzuckungen
- geistig wirkt Stress sich so aus, dass man sich schlecht konzentrieren kann, von Denkblockaden gehemmt ist, ständig Dinge vergisst und sich leicht stören lässt
- die Gefühle reagieren bei Stress mit Gereiztheit, Lustlosigkeit, Unzufriedenheit, Depression, Ärger und Überforderungsgedanken
- im Verhalten zeigen sich durch Stress Unruhe und Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, einem Steigen der Unfallhäufigkeit, sexueller Unlust oder Rastlosigkeit.
Wie kann man Stress abbauen oder bewältigen?
Zunächst sollte man sich die Faktoren anschauen, die einem den Stress machen und überlegen, evtl. mit Hilfe eines Therapeuten oder einer Person des Vertrauens, wie man diese Situationen stressfreier gestalten oder wie man bestehende Konflikte lösen kann.
Berufliche Anforderungen setzen uns oft unter Druck, dabei kann es helfen, sich positive Suggestionen vorzusagen wie „Ruhe bewahren. Erst einmal tief durchatmen, dann schaffe ich das!“. Eine Aufgabe abgeben, sich dazu Hilfe holen oder ehrlich zugeben, dass man ihr nicht gewachsen ist, ist auf jeden Fall besser, als Gesundheitsschäden davonzutragen.
Um Stress abzubauen, ist es vor allem wichtig, dem Körper genug Entspannung und Ruhepausen nach dem Stress zu gönnen, so dass er sich erholen kann.
Davor die Stresshormone mit Hilfe von körperlichen Aktivitäten wie Sport, Tanzen, Schwimmen oder Spaziergehen abzubauen, ist eine gute Basis, um danach die Auszeit mit einer entspannenden Tätigkeit zu genießen. Sich nur auf das Sofa zu legen, baut leider keine Stresshormone ab, es sollte idealerweise ein Abbau der Stresshormone vor den Entspannungsphasen erfolgen.
————-
Quellen:
¹ G. Hüther: Biologie der Angst – wie aus Stress Gefühle werden. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1997
² Forschungsschwerpunkt Psychobiologie des Stresses (Uni Trier)
³ Stress und Ernährung – Anleitung zum Herzinfarkt
Linktipps:
- Psychisch bedingte Rückenschmerzen
- Greifen leistungsorientierte Menschen öfter zu Medikamenten?
- Corona-Krise: Mehrheit der Österreicher durch die Pandemie gestresst
- Körper und Depression: physische Ursachen und Folgen der seelischen Erkrankung
- Schwindel ohne Befund: Studie liefert mögliche Erklärung
- Serotoninmangel