Diagnose Hirntumor – die Operationsmöglichkeiten

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Die Wahrscheinlichkeit an einem Hirntumor zu erkranken ist relativ gering und betrifft sieben von 100.000 Personen. Dabei zählen auch Tumore des zentralen Nervensystems, Krebserkrankungen der Hirnhäute, der Hirnnerven, des Rückenmarks und der Rückenmarkshäute mit. Die Symptome können von Kopfschmerzen bis hin zu neurologischen Ausfällen reichen.

Das Problem bei Hirntumoren ist, dass sie an einem Ort wachsen, der eine Ausdehnung unmöglich macht. Das bedeutet, dass sie sich Platz verschaffen und gesundes Gehirngewebe zusammendrücken.

Indikationen für eine Operation

Die Therapiewahl richtet sich nach verschiedenen Kriterien. Zu berücksichtigen sind die Risiken der Operation, die Therapiewirksamkeit und das Verhalten des Tumors, beispielsweise seine Wachstumsgeschwindigkeit. Die Entscheidung für eine Operation treffen Chirurgen, wenn es sich um einen schnell wachsenden und schon sehr großen Tumor handelt. Ist er leicht zugänglich und entfernbar, fällt oft die Entscheidung für die Operation, wenn der Patient in einem guten Gesamtzustand ist und das Alter des Patienten den Eingriff erlaubt.

Ziel der Operation ist die Verbesserung der Lebensqualität des Patienten. Darüber hinaus lässt sich auf diese Weise eine Verschlechterung verzögern. Außerdem verbessert die Entfernung großer Teile des Tumors die Bedingungen für eine Strahlentherapie oder eine Chemotherapie. Eine Gehirnoperation kann auch die Wirksamkeit einer Chemotherapie verbessern.

Gewebeentnahme für die Auswahl der richtigen Therapie

In einer offenen Operation lassen sich nicht alle Hirntumore operieren. Wächst ein Tumor zerstörerisch ins Gehirn ein oder bildet er große Zysten, liegt der Tumor sehr ungünstig oder ist der Patient schon älter oder in einem schlechten Allgemeinzustand, ist die Entfernung auf diese Weise nicht möglich. Um jedoch eine wirksame Therapie festzulegen, muss der Arzt wissen, um welchen Tumortyp es sich handelt. Dazu entnimmt der Chirurg eine Gewebeprobe für eine feingewebliche Untersuchung. Diese Gewebeentnahme erfolgt computergesteuert.

Bei diesem minimalinvasiven Verfahren fixiert der Neurochirurg den Kopf des Patienten und seine medizinischen Instrumente mit einem fest verschraubten Rahmen. Nur so ist es möglich, absolut exakt zu arbeiten und kein benachbartes Gehirngewebe zu verletzen. Spezielle sterile Sets mit dem entsprechenden Zubehör für die Fixierung lassen sich individuell anpassen, ohne zusätzliche Instrumente zu benutzen. Die Gewebeentnahme erfolgt meist mithilfe moderner Computertomografie, Kernspintomografie und computergestützter Führung der Instrumente. So ist ein weitgehend verletzungsfreies und exaktes Führen der Instrumente im Gehirn möglich.

Moderne Operationsverfahren

Die intraoperative Neuronavigation

Dabei handelt es sich um ein computergestütztes Operationsverfahren, mit dem sich die Operation im Gehirn genau planen lässt. Der Neurochirurg kann sich mithilfe dieses Verfahrens räumlich im Gehirn orientieren. Damit dies möglich ist, erstellt der Computer eine dreidimensionale Ansicht des Operationsareals. Computertomografie, Magnetresonanztomografie und Ultraschall liefern die Daten für die dreidimensionale Darstellung.

Sie zeigt die exakten Hirnstrukturen. Aufgrund dieser Daten kann der Neurochirurg den idealen Zugangsweg zum Tumor wählen. Wichtige Hirnareale lassen sich identifizieren und die Blutversorgung im Operationsgebiet darstellen. Während der Operation zeigen 3-D-Bilder genau, wo sich die chirurgischen Instrumente gerade befinden.

Ohne zeitliche Verzögerung sieht der Chirurg, was er gerade macht und wo im Gehirn sich seine Instrumente befinden. Durch die enorme Präzision kann der Arzt funktionell wichtige Hirnbereiche schonen, die Öffnung der Schädeldecke klein halten und Verletzungen von Blutgefäßen vermeiden.

Intraoperatives Neuromonitoring

Das intraoperative Neuromonitoring ermöglicht es, wichtige Neurofunktionen während der Operation zu überwachen. Schädigungen durch die Operation lassen sich so direkt erkennen und behandeln. Während der Operation erhält der Neurochirurg ständig Informationen über das Operationsgebiet, damit ist eine schonende Behandlung der wichtigen Hirnstrukturen sichergestellt.
Ob die Operation teilweise im Wachzustand des Patienten stattfindet, hängt von der Lage des Tumors ab.

Hirnoperation als Wach-OP oder in Vollnarkose

Die meisten Hirnoperationen führen die Ärzte in Vollnarkose durch. Sobald allerdings wichtige Gehirnareale, wie das Sprachzentrum oder wichtige funktionelle Zentren im Operationsgebiet liegen, entscheidet sich der Operateur für eine Wach-OP.

Der Narkosearzt weckt dabei den Patienten nach dem Öffnen der Schädeldecke für kurze Zeit aus der Narkose. Damit lässt sich feststellen, wie viel Tumorgewebe sich entfernen lässt, ohne Ausfallerscheinungen zu erzeugen. Dazu muss der Patient beispielsweise während der OP lesen, Gegenstände benennen oder reden.

Die offene Hirn-OP

Bei einer offenen Hirn-OP öffnet der Neurochirurg die Schädeldecke in einem bestimmten Verfahren und entfernt den Tumor so vollständig wie möglich. Die Neuronavigation und mikrochirurgische Instrumente machen es möglich, bis zum Tumor vorzudringen und diesen zu entfernen. Im Vorfeld müssen die Patienten häufig fluoreszierende Medikamente einnehmen, die den Hirntumor während der Operation unter Blaulicht sichtbar machen.

Der Arzt entfernt so viel Tumormasse wie nur möglich, ohne dabei andere funktionelle Areale zu beschädigen. Sind wichtige funktionale Zentren in der Nähe, oder Nervenbahnen und wichtige Hirnnerven, beispielsweise für die Sensorik oder Motorik, das Hören und die Gesichtsmuskulatur, unterstützt neurophysiologisches Monitoring die Operation. Es überwacht die wesentlichen Funktionen.

Ist der Tumor entfernt und die Blutung gestillt, verschließt der Operateur das Operationsareal. Durch eine Computertomografie oder eine Magnetresonanztomografie kann er bereits nach wenigen Tagen feststellen, ob die Operation gut verlaufen ist. Schon nach sieben bis zehn Tagen können die Patienten das Krankenhaus verlassen, um sich dann beispielsweise in einer Rehaklinik weiterbehandeln zu lassen.

Risiken der Hirn-OP

Die Risiken einer Hirn-OP sind direkt abhängig von der Größe und der Lage des Tumors. Auch die Beteiligung von Hirngefäßen, das Alter des Patienten und sein Allgemeinzustand sind dabei wichtige Faktoren. Kleine Tumore in günstigen Hirnarealen lassen sich mit sehr geringem Risiko entfernen. Bei großen Tumoren ist das Risiko dagegen wesentlich größer. Individuelle Beratung des Patienten und gründliche Voruntersuchungen sind hier sehr wichtig. Moderne Operationsverfahren können das Operationsrisiko deutlich senken.

So sieht die Prognose aus

Die Prognose bei einem Hirntumor hängt von sehr vielen Faktoren ab. Aus diesem Grund fällt sie von Patient zu Patient sehr unterschiedlich aus. Wichtige Faktoren dabei sind

• der Verlauf des Wachstumsverhaltens
• die Lage des Tumors im Gehirn
• die nach der Operation verbleibende Tumormasse
• die Tumorart
• die weiteren Behandlungsmöglichkeiten
• das erneute Auftreten des Tumors

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass ein langsam wachsender, gutartiger Tumor, der sich leicht entfernen lässt und nicht wiederkommt, eine gute Prognose hat. Hirnmetastasen verschlechtern die Prognosen. Ein nicht behandelter Hirntumor führt in den meisten Fällen zum Tod des Patienten.

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Quellen:

Neurochirurgische Intensivmedizin (MedUni Wien)
Neurochirurgisches Osteosynthesesystem

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