E-Zigaretten – Segen oder Fluch? Was kann die E-Zigarette und ist sie wirklich weniger gesundheitsschädlich als die Tabakzigarette? Ist die elektrische Zigarette überhaupt ein probates Mittel, um mit dem Qualmen aufzuhören? Welche Interessen vertreten die großen Lobbying Verbände und warum?
Funktionsprinzip und Inhaltsstoffe der E-Zigarette
Die wesentlichen Komponenten der „Elektrischen Zigarette“ sind ein mit Nikotinlösung getränkter Filter und ein elektrischer Zerstäuber zur elektrothermischen Verdampfung der Nikotinlösung. Der kondensierte Dampf wird über ein Mundstück inhaliert, wodurch der Prozess des Rauchens simuliert wird.
E-Zigaretten enthalten also einen Akku, einen Verdampfer, eine Heizspirale und eine Flüssigkeit, die Nikotin und Aromen enthalten kann. Die Flüssigkeit wird erhitzt und der Dampf inhaliert. Verbrennungsprozesse gibt es anders als bei herkömmlichen Zigaretten nicht.
Quantitativ relevante Inhaltsstoffe, die mittels der E-Zigarette inhaliert werden, sind Nikotin und der zweiwertige Alkohol Propylenglykol (1,2 Propandiol), eine farblose, bei üblicher Verwendung ungiftige Flüssigkeit, die in zahlreichen Lebensmitteln, Kosmetika, Arzneimitteln und Tabakwaren als Hilfsstoff enthalten ist. Als Lebensmittelzusatz trägt es die Bezeichnung E 1520.
Nikotindosierungen
Nikotinhaltige Liquids für E-Zigaretten sind üblicherweise in folgende Stärken eingeteilt:
- 24 mg/ml – Extra stark
- 18 mg/ml – Stark
- 12 mg/ml – Medium
- 6 mg/ml – Leicht
- 0 mg/ml – Nikotinfrei
Die Angabe kann auch in Prozent erfolgen, was bei extra starkem Liquid zu einer Angabe von 2,4 % führen würde.
97% aller Liquids enthalten Nikotin in verschiedenen Stärken. Rauchern, die ihre Sucht hinter sich lassen möchten wird empfohlen, sukzessive von der Tabakzigarette auf die E-Zigarette, im Lauf der Zeit dann auf weniger nikotinhältige Liquids umzusteigen, um letztendlich nur mehr Placebo zu dampfen – und schlussendlich ganz aufzuhören.
Die meisten E-Zigaretten Konsumenten rauchen tatsächlich bald gar keine oder zumindest eklatant weniger Tabakzigaretten, rund 10 % schaffen es binnen einem Jahr komplett auf beide Mittel zu verzichten.
Wirkungsprinzip
Ein Nikotingehalt von 24 Milligramm oder mehr ist für ehemals starke Raucher geeignet, die bislang mehrere Päckchen am Tag geraucht haben. Der hohe Nikotinanteil im Liquid sorgt dafür, dass der Nikotinspiegel auf einem konstanten Niveau bleibt und somit die Lust auf eine normale Zigarette dauerhaft unterdrückt wird.
18 Milligramm pro 10 Milliliter – das darf als Standard für Einsteiger bezeichnet werden. Wer vormals ein Päckchen oder 20-25 Zigaretten am Tag geraucht hat, sollte es zu Beginn mit 18er-Liquid probieren. Für Gelegenheitsraucher, die es bisher auch mal längere Zeit ohne Zigaretten ausgehalten haben, empfiehlt sich ein Einstieg im Medium-Bereich (12-9 mg).
Liquids mit 6 mg oder weniger bzw. nikotinfreie Liquids sind eher für fortgeschrittene ‚Dampfer‘ empfehlenswert, die den Nikotinanteil sukzessive senken möchten und den Umstieg bereits geschafft haben.
E-Zigarette versus Tabakzigarette
Die E-Zigarette hat gegenüber der Tabakzigarette den wesentlichen Vorteil, dass anstatt einer Verbrennung (bei ca. 800° C) eine Verdampfung der Inhaltsstoffe (bei ca. 65–80° C) stattfindet.
Beim Rauchen einer Tabakzigarette entstehen zudem ca. 3.800 chemischen Verbindungen; 200 davon sind giftig, mindestens 40 krebserregend. Die E-Zigarette kommt dagegen mit extrem wenigen Inhaltsstoffen aus: jene, die verdampfen, legen sich zudem nicht in der Lunge ab (kein Teer, keine Rauchgase!).
Exkurs: Geschichte der E-Zigarette
Ursprünglich bereits in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt, aber dann in Vergessenheit geraten, erlebte die E-Zigarette ab 2008 ein Revival. Doch der Gegenwind von Pharmaindustrie und Tabakindustrie war von Anfang an enorm. Beide Branchen begannen ihre Lobbyisten zu entsenden um medial und politisch Einfluss zu nehmen. Die neue Konkurrenz war nicht willkommen!
Die Konkurrenz der großen Lobbyisten
Die Pharmaindustrie versuchte die E-Zigarette als Arzneimittel einstufen zu lassen, um den Vertrieb – wie auch für Nikotinkaugummi oder andere Produkte zur Nikotinentwöhnung – zu kanalisieren, scheiterte mit diesem Vorhaben aber weltweit. Außer in der Schweiz und in Australien kamen die Höchstgerichte zum Ergebnis dass die E-Zigarette – weder aufgrund ihrer Wirkung, noch aufgrund ihrer Zusatzstoffe – ein Arzneimittel ist.
Auch die Tabakindustrie hatte großes Interesse daran, die unliebsame Konkurrenz zu schwächen. Irreführende Studien, ja zum Teil Falschmeldungen wurden lanciert um die E-Zigarette zu diskreditieren.
Nach dem Motto ‚Wenn Du den Feind nicht besiegen kannst, so verbünde Dich mit ihm‘, haben einige große Tabakkonzerne auch versucht, auf den ‚Dampf-Zug‘ auf zu springen, aber nur mit mäßigem Erfolg. In den großen Konzernen herrschen wohl zu träge Strukturen um das Kernbusiness ‚Tabak verkaufen‘ quasi von innen heraus zu ’sabotieren‘ und zweitens kommt sicher noch ein psychologischer Aspekt auf Seiten der Kunden hinzu: Raucher, bzw. potentielle Ex-Raucher wollen weg von der Sucht und nicht via E-Zigarette weiter in Geiselhaft eines Tabakkonzern stehen.
Zunächst schien der Lobbyismus der Tabakbranche Wirkung zu zeigen. So sollten z.B. E-Zigaretten in Österreich ab 1. Oktober 2015 nur mehr in Trafiken verkauft werden dürfen. Doch kürzlich hat der VfGH diese Bestimmung nach Klagen mehrerer Händler aufgehoben! Man darf gespannt sein, wie der Kampf David gegen Golitah weiter geht.
Gesundheitsstudien zur E-Zigarette
Es gibt, wie zu nahezu jedem wissenschaftlichem Thema – Pro – und Kontra Studien, und sowohl Gegner als auch Befürworter der E-Zigarette werden Wissenschafter zitieren können, die ihre jeweilige Meinung untermauern. Tendenziell gehen die Meinungen aber dahingehend, dass die E-Zigaretten im Vergleich ‚das kleinere Übel‘ sind – gesundheitlich unbedenklich sind sie deswegen aber noch lange nicht!
Ganz aktuell ist eine britische Studie der Wissenschaftsorganisation Public Health England zu dem Ergebnis gekommen, dass E-Zigaretten um 95 % weniger gesundheitsschädigend sind als gewöhnliche Zigaretten. Zudem sollen sie auch den Ausweg aus der Sucht erleichtern. Und das ist jedenfalls eine eindeutig positive Nachricht!
Weitere wichtige Erkenntnisse aus dem Bericht der britischen Gesundheitsagentur Public Health England:
– Es gibt keinen Hinweis darauf, dass E-Zigaretten Kinder und Nichtraucher zum Rauchen verleiten würden.
– Raucher, die nicht aufhören können oder wollen, könnten mithilfe der E-Zigarette das Risiko für Krankheit, Tod und gesundheitliche Schäden verringern.
Die unabhängigen Autoren des Berichts schließen daraus: „E-Zigaretten könnten vor allem die öffentliche Gesundheit revolutionieren, indem sie die enormen Gesundheitsrisiken des Rauchens reduzieren.“
Aktuelle Entwicklung
Viele Anbieter setzen auf sogenannte ‚Cigalike‘ Produkte, die kaum grösser als eine echte Zigarette sind und ohne viel technisches Zubehör auskommen. Verantwortungsbewusste Anbieter, wie z.B. Nikoblue offerieren auch nur Tabakaromen und keine Fruchtaromen, was, wenn man die E-Zigaretten als Tabaksubstitutionsmittel sieht, absolut Sinn macht. Schließlich sollen ja nicht neue Konsumenten mit Cola – und Gummibärligeschmack ‚herangezogen‘, sondern Nikotinsüchtige von ihrem Laster befreit werden.
Laut Schätzungen des Anbieters Nikoblue sind in Österreich bisher 100.000 bis 150.000 ehemalige Raucher auf Dampf umgestiegen, Tendenz stark steigend! Österreichweit gibt es rund 75 Shops für E-Zigaretten. Der Umsatz liegt Schätzungen zu Folge in Österreich bei 15 bis 20 Mio EUR und wächst jährlich um 25%. Weltweit lag der Umsatz 2014 bei rund 6 Mrd USD; für 2019 erwarten Analysten bis zu 20 Mrd USD Umsatz.
Linktipps:
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