Elektrostimulation gegen Migräneschmerzen

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Die Migräne ist ein anfallsartiger Kopfschmerz, der in unregelmäßigen Abständen wiederkehrt. Die Abstände sind höchst individuell, manche Menschen haben nur ein- oder zweimal im Jahr eine Migräne, andere leiden mehrmals im Monat oder gar wöchentlich unter Migräne. Betroffene beschreiben den Kopfschmerz ist pulsierend, pochend oder stechend. Bei Migräneattacken steht Schmerzreduktion im Fokus jedes Patienten. Wenn Akutmedikationen, beispielsweise zur Vermeidung medikamenteninduzierten Kopfschmerzes, nicht zur Wahl stehen, sind effektive Alternativen gefragt. Eine davon könnte Elektrostimulation sein.

Neurologe Prof. Yarnitsky, Direktor der Neurologieabteilung des Rambam Gesundheitspflege-Campus in Haifa, Israel, untersuchte nun mit seinen Kollegen (2017) in einer placebokontrollierten klinischen Studie die Wirksamkeit einer einfachen, günstigen und nebenwirkungsarmen Behandlung für akute Migräneschmerzen.

Transkutane Neurostimulation als alternative Heilmethode?

Zur Linderung sollten die Patienten kurz nach Beginn einer Attacke für 20 Minuten eine schmerzlose elektrische Stimulation an der Oberarmhaut anwenden. Gleichzeitig mussten die Patienten für 2 Stunden auf Medikamenteneinnahme verzichten. Patienten wurden gebeten, das Gerät in bis zu 20 Migräneanfällen zu nutzen. Zur Kontrolle wurde die Stimulationsintensität bis hin zur reinen Scheinanwendung (Sham, also Placebo) zufallsverteilt bei jedem Einsatz ausgewählt. Patienten wussten also zu keinem Zeitpunkt, wie stark eine Behandlung sein würde.

Neurostimulation gegen Migräne kann zur Vorbeugung und als Attackenbehandlung (auch gegen Cluster-Kopfschmerzen) eingesetzt werden. Waren früher hauptsächlich implantierte Geräte im einsatz, so kommen heute auch immer öfter Geräte zum Einsatz, die auf der Haut (transkutan) benutzt werden. Das Forschungsgebiet der transkutanen Neurostimulation ist noch vergleichsweise jung, der genaue Wirkmechanismus ist derzeit noch unbekannt. Neurologen gehen aber davon aus, dass im Gehirn wahrscheinlich gewisse Botenstoffe freigesetzt werden, die sich positiv auf den Kopfschmerz auswirken.

Studie untersucht elektrische Stimulation bei Migräne

71 Patienten nahmen teil, Daten aus 299 Attacken konnten ausgewertet werden. 64 % der Patienten berichteten eine Halbierung der Schmerzstärke bei aktiver Stimulation, aber nur 26 % bei Placebobehandlung. Gleichzeitig wurden die Schmerzen stärker durch aktive Stimulation gelindert. Die höchste Behandlungsintensität bewirkte für 58 % der Teilnehmer mit anfänglich mittleren oder schweren Schmerzen einen Rückgang auf milden oder keinen Schmerz (Placebo: 24 %). Schmerzfreiheit erreichten 30 % der Patienten, im Vergleich zu 6 % mit Placebobehandlung. Erfolgte die Behandlung innerhalb von 20 Minuten nach Beginn des Anfalls, wurde der Schmerz um 46,7 % reduziert, statt um 24,9 % bei späterer Stimulation.

Der Effekt könnte auf der inzwischen vermehrt erforschten konditionierten Schmerzmodulation beruhen: so kann ein Schmerz einen weiteren unterdrücken. Damit böte sich, vor Allem bei schnellem Einsatz, eine mögliche Alternative zu konventioneller Medikation, die günstig und nebenwirkungsarm Migräneuren auch an medikamentenfreien Tagen helfen könnte.

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Quellen:

Nonpainful remote electrical stimulation alleviates episodic migraine pain (Prof. Yarnitsky; PMID: 28251920)
Mit Strom gegen Kopfschmerzen und Migräne (ZDF-Mediathek)

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