Embolisationstherapie: Gebärmuttererhalt trotz großer Myome

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Rund ein Viertel aller Frauen sind in ihrem Leben von Myomen betroffen. Es handelt sich dabei um gutartige Wucherungen in der Gebärmutter. Erreichen sie eine gewisse Größe können sie aber durch Druck auf umliegende Körperteile wie die Blase, Gefäße oder auch die Wirbelsäule zu großen Problemen führen. In diesem Fall war bisher eine Radikal-Operation unumgänglich. Heute steht aber der Organerhalt im Vordergrund, besonders bei jüngeren Frauen.

Mit der Embolisationstherapie, einem radiotherapeutischen Verfahren gelingt der Erhalt der Gebärmutter heute in den meisten Fällen, so der Leiter der diagnostischen und interventionellen Radiotherapie im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz, Doktor Peter Waldenberger. Er gibt im Interview mit unserem Mediapartner www.vielgesundheit.at Auskunft über den aktuellen medizinischen Stand bei dieser speziellen Operation.

Embolistionstherapie – Experten erklären wie es funktioniert

Ein Interview mit Prim. Dr. Peter Waldenberger und Prim. Dr. Andreas Petzer.

Dr. Waldenberger: Das Ziel ist das Schrumpfen der Myome, nicht so sehr das vollständige entfernen. Mit dem Schrumpfen ist normalerweise auch ein Verschwinden der Beschwerden verbunden.

Anmerkung: Ursachen für das Myomwachstum sind zum Einen eine genetische Veranlagung und zum Anderen eine Fehlregulation des Hormonhaushaltes. Bei der Embolisation werden kleinste Partikel in die Gefäßversorgung der Myome gespritzt und damit die Blutversorgung und die weitere Wucherung unterbrochen.

Dr. Waldenberger: Bei der Embolisation verwendet man Embolisationsmaterialien verschiedenster Art, zum Beispiel Kügelchen, Polyvinylalkohol-Partikel, Metallspiralen oder Seidenfäden. Das sind Materialien um Gefäße zu verschließen, einerseits von Tumoren, andererseits von Gefäßfehlbildungen.

Anmerkung: Die Embolisation ist eine minimal-invasive Operation und dauert rund eineinhalb Stunden. Derzeit wird dieses Verfahren in Österreich in spezialisierten Zentren durchgeführt. Die Zuweisung der Patientinnen erfolgt dabei immer über die behandelnden Gynäkologen, in Absprache mit den interventionellen Radiologen.

Dr. Waldenberger: Man geht beispielsweise von der Leistenmaterie ein, fährt mit einem dünnen Katheter in die Gebärmutterarterie und über einen sogenannten Mikrokatheter, den man in den Ersten vorschiebt, spült man sogenannte Mikrokügelchen hinein und diese wandern dann zu den Myomen hin und verstopfen dort die kleinen Gefäße.

Anmerkung: Während der Operation hat der Radiologe durch Einsatz eines speziellen Kontrastmittels beim Röntgenbild einen präzisen Überblick über die Gefäßsituation.

Dr. Waldenberger: Wenn man von Zahlen für diese Behandlungsform spricht, dann ist der technische Erfolg eigentlich in 100 Prozent zu erreichen. Das Technische heißt, dass man mit dem Katheter in das entsprechende Gefäßgebiet kommt und die Kügelchen auch wirklich absetzen kann. Wenn man vom klinischen Erfolg spricht, dann weiß man aus verschiedenen Studien, dass wir eine Erfolgsrate von 80 bis 90 Prozent haben.

Anmerkung: Die Nebenwirkungen sind gering. Leichte Schmerzen, Fieber und ein Anstieg der Entzündungsparameter können kurzzeitig auftreten. Der Klinikaufenthalt dauert dementsprechend ein bis drei Tage. Während dieser Zeit klingen diese Folgebeschwerden jedoch ab. Die Embolisationstherapie an sich hat eigentlich in der Behandlung von Lebertumoren ihr Hauptanwendungsgebiet.

Dr. Petzer: Das Problem dieser Karzinome ist, dass sie grundsätzlich sehr wenig empfindlich gegenüber klassischen Chemotherapeutika und der klassischen Strahlentherapie sind. Diese primären Leberzellkarzinome haben das typisches Merkmal, dass sie in der Regel mit den kleinsten Arterien gut durchblutet sind, deshalb zielt diese lokoregionäre, transarterielle Chemoembolisation darauf ab diese kleinen Gefäße mit welchen Mitteln auch immer mechanisch zu verschließen. Man kann auch zusätzlich zu diesen Mitteln ein Chemotherapeutikum hinzuzufügen, um den Effekt zu erhöhen. Wir haben also zwei Prinzipen: Die Blockade der Blutversorgung des Tumors und zusätzlich noch möglichst lokal ein Chemotherapeutikum wirken zu lassen.

Anmerkung: Wann und bei welchen Patienten die Embolisationstherapie zum Einsatz kommt wird in interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen den behandelnden Fachärzten entschieden.

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