Diabetes mellitus ist eine weit verbreitete Stoffwechselerkrankung, die zu chronisch erhöhten Blutzuckerwerten führt und das Risiko für zahlreiche gesundheitliche Komplikationen deutlich erhöht.
Etwa 60 Millionen Europäer und zwischen 515.000 und 809.000 Österreicher*innen – das sind 7 bis 11 Prozent der Bevölkerung – leben mit Diabetes. Neben einer möglichen Einschränkung der Lebensqualität, etwa durch Folgeerkrankungen wie Erblindung, dialysepflichtige Nierenerkrankungen oder Amputationen, zeigt sich zunehmend, dass auch das Risiko für Infektionskrankheiten steigt.
Grund dafür ist die Schwächung des Immunsystems durch dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte, die Infektionen wie etwa Gürtelrose begünstigen können.
Diabetes erhöht Gürtelrose-Risiko
Das Varizella-Zoster-Virus, das für die Entstehung der Gürtelrose verantwortlich ist, schlummert nach einer früheren Windpocken-Infektion in den Nervenzellen fast aller Menschen über 50 Jahren.
Im Laufe des Lebens erkrankt etwa jede dritte Person an Gürtelrose, wobei die Krankheit oft mit starken Schmerzen und verschiedenen Komplikationen einhergeht.
Die am weitesten verbreitete und bekannteste Komplikation ist die Post-Zoster-Neuralgie (PZN), ein Nervenschmerz, der nach der Erkrankung in der betroffenen Hautregion verbleiben kann.
Dieser Nervenschmerz gilt als eine der intensivsten Schmerzerfahrungen der Humanmedizin und kann zu erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität führen. Betroffene berichten häufig von Beeinträchtigungen des Schlafs, der Stimmung und sogar der Arbeitsfähigkeit.
Menschen mit chronischen Erkrankungen, wie Diabetes, haben ein um 24 Prozent erhöhtes Risiko, an Gürtelrose zu erkranken. Diese erhöhte Anfälligkeit hängt mit der eingeschränkten Immunabwehr zusammen, die durch dauerhaft erhöhte Blutzuckerspiegel geschwächt wird. Zudem nimmt das Risiko mit steigendem Alter zu, da auch das Immunsystem altersbedingt an Leistungsfähigkeit verliert.
Oberarzt Dr. Helmut Brath vom Gesundheitszentrum Favoriten in Wien, Experte für Diabetes, erklärt: „Diabetes kann das Immunsystem schwächen, was die Anfälligkeit für Infektionen erhöht – darunter auch für Gürtelrose. Insbesondere bei erhöhten Blutzuckerwerten steigt das Risiko, aber selbst Menschen mit gut eingestelltem Diabetes sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Die Erkrankung kann nicht nur große Schmerzen verursachen, sondern auch zu schwerwiegenden Komplikationen führen.“ Im österreichischen Impfplan wird daher Menschen mit Diabetes bereits ab 18 Jahren eine Impfung gegen Gürtelrose empfohlen.
Gürtelrose, Diabetes und die Folgen für Betroffene
Mehr zur engen Verbindung von Diabetes und Gürtelrose, sowie den schmerzhaften Komplikationen wie der Post-Zoster-Neuralgie, erläutert Oberarzt Dr. Philipp Lopatka von der Privatklinik Döbling in Wien in der aktuellen Episode des Podcasts „Betrifft Gürtelrose“.
Martina Rupp, die bekannte TV- und Radiomoderatorin, selbst von Gürtelrose betroffen, spricht in der Podcast-Serie mit Expert*innen und Betroffenen und möchte mit diesen Gesprächen das Bewusstsein für Gürtelrose in der Bevölkerung stärken.
Schutz durch Impfung
Die Impfung gegen Gürtelrose bietet eine effektive Möglichkeit, das Risiko einer Erkrankung und damit verbundene Komplikationen zu senken. Für Menschen mit erhöhtem Risiko, zu denen auch Personen mit Diabetes zählen, wird die Impfung bereits ab 18 Jahren empfohlen. Eine Beratung durch Hausärzt*innen kann Klarheit darüber verschaffen, ob eine Impfung sinnvoll ist.
Mit wachsendem Wissen über die Verbindungen zwischen Diabetes und Infektionskrankheiten wie Gürtelrose wird klar: Die Früherkennung und Prävention, etwa durch Impfungen, spielt eine entscheidende Rolle, um Betroffene vor schweren Erkrankungen und Komplikationen zu schützen.
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Quellen:
¹ Gürtelrose und Diabetes
² Mehr Klinikeinweisungen wegen Herpes Zoster bei Diabetes
Linktipps:
- Unterzuckerung bei Diabtes – unterschätzte Gefahr
- Körper und Depression: physische Ursachen und Folgen der seelischen Erkrankung
- Schlechte Fitness bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes
- Der Einfluss des Geschlechts auf psychische Krankheiten
- Erhöhtes Diabetesrisiko bei übergewichtigen Kindern