Das neue Kurheilverfahrensmodell „Gesundheitsvorsorge aktiv“ (GVA) wurde 2014 unter dem Motto „Veränderungen in der Arbeitswelt erfordern zeitgemäße Lösungen im Bereich der Gesundheitsvorsorge“ gestartet. Nun geht das Projekt in die Verlängerung bis Ende 2016.
Gesundheitsvorsorge aktiv – was ist das?
Die Schwerpunkte des ganzheitlichen Kur-Modells GVA liegen auf Bewegung, Ernährung und mentaler Gesundheit. „Gesundheitsvorsorge aktiv“ soll die gesunden Lebensjahre verlängern, Krankenständen vorbeugen und krankheitsbedingte Ausfallzeiten verringern. Ziel der GVA ist es, Lebensqualität nachhaltig zu verbessern – es geht um Unterstützung und langfristig positive Beeinflussung des Lebensstils.
Die „Gesundheitsvorsorge aktiv“ startete mit 1. Jänner 2014 und wurde in einer Pilotphase zielgruppenbezogen für erwerbsfähige Personen in zunächst vier, dann acht ausgewählten Gesundheitsbetrieben in ganz Österreich angeboten. Dabei werden Kurhäuser ausgewählt, die langjährige Erfahrung und qualitativ ausgezeichnete Leistungen im Kur- und Rehabilitationsbetrieb aufweisen.
Bis Mitte 2015 haben rund 9300 Versicherte des ASVG-Systems diese neue Form der Kuraufenthalte in Anspruch genommen. Nach einer Art theoretischem Basismodul schließt eine weitere schwerpunktmäßige Behandlung und Kur in Form eines individuellen Moduls an, bei dem der Fokus beispielsweise auf Ernährung oder psychischer Heilung liegt.
Deklariertes Ziel ist eine langfristige Lebensstiländerung. Der Patient soll nicht nur in der Zeit der Kur auf seine Gesundheit achten, sondern generell auch nach dem Kuraufenthalt das dort Erlernte in den Alltag integrieren. Diese Stoßrichtung bedeutet ein weg vom ‚Quasi-Urlaub‘, als der ein Kuraufenthalt oftmals betrachtet wurde, hin zu einer Neuausrichtung des Kurkonzepts, das nachhaltig wirken soll.
Zielgruppe des Pilotprojekts
Das Pilotprojekt GVA ist derzeit eingeschränkt auf Personen im Alter zwischen 30 und 55 Jahren, die gesundheitliche Schwierigkeiten mit dem Bewegungs- und Stützapparat haben und die noch nie vorher auf Kur waren.
Die Gesundheitsvorsorge aktiv war zunächst mit Ende 2015 befristet, wurde dann aber bis Ende 2016 verlängert und es gibt weitere Überlegungen für eine Verlängerung des Projekts, sobald die endgültige Evaluierung Mitte 2016 vorliegen wird.
Sozialversicherungschef McDonald möchte langfristig davon wegkommen, dass Kuraufenthalte als ein „von den Beitragszahlern subventionierter, praktisch reiner Erholungsurlaub“ betrachtet werden, ohne dass der Versicherte danach persönliche Konsequenzen für seine Gesundheit zieht.
Ein solches Konzept sei nicht mehr zeitgemäß, so der Sozialversicherungschef. Vielmehr sollten Patienten künftig bei Gesundheitschecks mit dem behandelnden Arzt klare Ziele festlegen, um längerfristig eine Verbesserung ihres gesundheitlichen Zustands zu erreichen.
Parallel will McDonald auch mit der österreichischen Ärztekammer im Rahmen einer Neuregelung das Konzept der Vorsorgeuntersuchungen verhandeln.
Das modulare Konzept der GVA
Im Anschluss an das für alle Patienten gleiche Basismodul schließt eine weitere schwerpunktmäßige Behandlung in Form eines individuellen Moduls an. Patient und zuständiger Kurarzt entscheiden gemeinsam, ob der Fokus stärker auf Ernährung, auf Bewegung oder auf mentaler Gesundheit liegen soll. Die Schulungen und Kureinheiten werden dementsprechend individuell angepasst, wobei westlich ist, dass statt vieler passiver Therapien die aktiven Therapien vermehrt gefördert werden.
Bei einer Verlängerung des Projekt, bzw. einer Übernahme in das reguläre Kurwesen wird es aber sicher noch Anpassungen und Adaptierung geben. Denkbar wäre z.B. ein viertes Modul, das mehr auf chronische Schmerzen eingeht, da Patienten mit chronischen Schmerzen im bisherigen ‚Bewegungsmodul‘ teilweise überfordert scheinen.
Summa summarum sei die PVA mit der „Kur neu“ am richtigen Weg, so die Verantwortlichen. In den drei Wochen des Kur Aufenthalts wird den Patienten vermittelt, dass sie selbst für ihre Gesundheit verantwortlich sind. Es soll ein Anstoß gegeben werden, selbst Verantwortung zu übernehmen und den Lebensstil zu verbessern. Der Wunsch nach dauerhafter Veränderung hin zu einem gesünderen Lebensstil soll angeregt werden.
„Drei Wochen Pause vom Alltag und der täglichen Routine, 21 Tage Zeit, um sich wirklich mit sich selbst, mit seiner Gesundheit auseinander zu setzen, können einen echten Neuanfang bewirken“, so Dr. Gudrun Seiwald, Chefärztin der Pensionsversicherungsanstalt.
Abgrenzung: Kur, Rehabilitationsaufenthalt, Gesunbdheitsvorsorge Aktiv
Die Bereiche Rehabilitation, Kur und Gesundheitsvorsorge sind wichtige Eckpfeiler der Pensionsversicherungsanstalt. In Österreich gibt es 75 Kurorte mit rund 400 Kureinrichtungen und 152 anerkannten natürlichen Heilvorkommen.
Kuraufenthalte müssen bewilligt werden – es besteht kein gesetzlicher Anspruch, vielmehr handelt es sich dabei um freiwillige Leistungen, die vom Versicherungsträger (Pensions- oder Krankenversicherung) gewährt werden können. Eine Kur ist eine Vorsorgemaßnahme und dient zur Festigung der Gesundheit. Bei einem herkömmlichen Kuraufenthalt werden vor allem passive Maßnahmen – Stichwort Moorbad, Thermalwasser und Massage – verordnet.
Die ‚Kur neu‘, eben auch Gesundheitsvorsorge aktiv genannt, ist ebenfalls eine freiwillige Leistung des Sozialversicherungsträgers. Die Kur neu beinhaltet mehr Sport als die herkömmliche Kur. Basis sind nicht mehr Bäder und Co., sondern Aktivierung. Obwohl der Therapieumfang um rund 400 Minuten auf 1400 Minuten ausgedehnt wurde, wurden passive Elemente wie Massagen stark reduziert – dafür gibt es viel mehr Bewegung und der Kurgast ist hier wesentlich mehr gefordert.
Die meisten der Kurgäste würden sehr rasch begreifen, dass die GVA mehr als ein bezahlter Wellness-Urlaub sei. Nämlich eine Anleitung für ein besseres Leben, um zu erkennen, dass ein langfristig geänderter Lebensstil mehr Lebensqualität bringt. Eines der Hauptziele der Kur neu ist Prävention – es geht darum, Menschen zu motivieren, ihr Leben gesünder zu gestalten, bevor sie krank werden.
Rehabilitation wiederum ist Pflichtaufgabe der Pensionsversicherung oder Krankenkassen. Eine Rehabilitation soll nach Krankheit oder Unfall die Arbeitsfähigkeit bzw. die größtmögliche Selbstständigkeit wieder herstellen und kann bis zu sechs Wochen dauern.
Die österreichischen Sozialversicherungsträger geben jährlich für Rehabilitation und Gesundheitsvorsorge rund eine Milliarde Euro aus. In Österreich werden im Jahr rund 120.000 Kuren genehmigt, die Kosten pro Kur belaufen sich bei einem dreiwöchigen Aufenthalt auf etwa 1900 EUR.
Folgende acht Einrichtungen bieten die Gesundheitsvorsorge aktiv, also die neue, aktivere Form der Kur an:
- Schloss-Kurhotel Strobl (Salzburg)
- Gesundheitszentrum Bad Sauerbrunn (Burgenland)
- Kurbad Tatzmannsdorf (Burgenland)
- Humanomed-Zentrum Althofen (Kärnten)
- Kurzentrum Moorheilbad Harbach (Niederösterreich)
- Kurhaus Bad Gleichenberg (Steiermark)
- Thermalhotel Fontana (Steiermark)
- Kurzentrum Umhausen (Tirol)
Fazit: Das innovative Modell der Gesundheitsvorsorge aktiv ist eine zeitgemäße und wirksame Maßnahme zur Erhaltung oder Wiedererlangung der Gesundheit mit einem klaren Ziel: dem Erhalt und der Verlängerung der Erwerbsfähigkeit! Denn Menschen, die ihre Gesundheit selbst positiv beeinflussen um länger gesund und aktiv im Erwerbsprozess zu stehen, tragen mittelfristig dazu bei, die Ausgaben für Rehabilitation zu senken und vorzeitige Pensionierungen infolge Krankheit zu reduzieren.
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