Hilft Ginkgo biloba bei Demenz?

Politik & Forschung

Ginkgo: Ein Überlebenskünstler mit wertvollen Wirkstoffen, die auch gegen leichte Demenz wirken sollen – doch was ist wirklich dran am Wunderbaum? Langzeitstudien fehlen – wie bei so vielen Antidementiva – noch immer.

Ginkgo biloba – der letzte Vertreter einer ausgestorbenen Samenpflanze

Hierzulande finden wir den Ginkgobaum als exotischen, hübsch anzusehenden Laubbaum in botanischen Gärten und Parkanlagen. Doch der Ginkgobaum ist viel mehr als nur ein Zierbaum. Seine Geschichte reicht bis ins frühere Erdzeitalter zurück und Überlieferungen und Mythen berichten von den Wundern, die er vollbringen kann.

Traditionelles Heilmittel

Schon Goethe schrieb eine eigene Ode an das bewährte Heilmittel gegen die Beschwerden des Alters, doch die ersten Lobpreisungen gehen noch weiter zurück. Seit mehr als 2000 Jahren werden Extrakte des Ginkgo in der Traditionellen Chinesischen Medizin als Mittel gegen Schleimhautentzündungen, Asthma, Husten und Potenzprobleme eingesetzt.

Die Substanzen, die bei den in Österreich zugelassenen Präperaten ausschließlich aus den Blättern gewonnen werden, enthalten vor allem Terpenlaktone und Flavonoide, denen bei Tinnitus, peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK) und Frühstadien von Demenzerkrankungen eine linernde Wirkung nachgesagt wird. Auch zur Alzheimer-Prophylaxe seien die Extrakte einsetzbar.

Widersprüchliche Datenlage

Im Vergleich zu anderen pflanzlichen Arzneimitteln wurde die Wirkung von Ginkgo zwar in relativ vielen Studien geprüft, die Datenlage ist aber widersprüchlich. Die Folge: Kritiker zweifeln an der Wirkung der Extrakte, Befürworter sehen Ginkgo als natürlichen Jungbrunnen, der die Gedächtnisleistung bis ins hohe Alter gewährleisten kann.

„Es gibt pharmakologische Beweise, dass Ginkgo durchblutungsfördernd ist, die Fließeigenschaft des Blutes verbessert und eine zellschützende Wirkung hat. Ob diese Befunde auch einen Beitrag für die klinische Wirksamkeit liefern, wissen wir aber nicht“, sagt Reinhard Länger, Leiter der Abteilung für pflanzliche, homöopathische und Veterinärarzneimittel der Österreichische AGES.

Evidenz

Eine Studie aus dem Jahr 2013, in dem vier Studien mit insgesamt 1543 Tinnituspatienten inkludiert waren, kommt zu dem Ergebnis, dass Ginkgo für dieses Krankheitsbild ungeeignet sei. Gleichlautend negativ das Fazit zur Behandlung der PAVK.

Die in Österreich erhältlichen Ginkgopräperate sind daher auch nicht für diese Indikationen zugelassen. Anders der Befund bei leichten altersbedingten Kognitionsstörungen, dem sogenannten Demenziellen Syndrom.

Patienten, denen täglich 240 Milligramm eines Ginkgo-Präparats verabreicht wurden, zeigten im Vergleich zur Placebogruppe signifikant bessere Werte bei typischen Aktivitäten des täglichen Lebens. Allerdings waren die Unterschiede in den spezifisch kognitiven Leistung so gering, dass sie weder eine subjektive noch eine objektive Verbesserung bewirken dürften.

Da die Untersuchungen nicht länger als ein Jahr dauerten, haben sie jedoch wenig Aussagekraft. Es bräuchte längere und unabhängige Studien. Man müsste mit einer großen Anzahl gesunder Probanden beginnen und dann bis ins hohe Alter dieser Probanden die Wirkung verschiedener Antidementiva beobachten, um wirkliche valide Ergebnisse zu erhalten, so die pharmakologischen Experten.

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