Körper und Depression: physische Ursachen und Folgen der seelischen Erkrankung

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Die Depression gilt als psychische Erkrankung, die sich vor allem durch Freudlosigkeit, Interessenlosigkeit und Antriebsschwäche kennzeichnet. Heutzutage durchlebt etwa jeder Fünfte einmal im Leben eine depressive Phase, wobei Frauen doppelt so häufig erkranken wie Männer.

Depression ist eine schwere seelische Erkrankung und nicht zu unterschätzen. Man geht von rund 800.000 Menschen aus, die in Österreich unter Depressionen leiden. Die Dunkelziffer dürfte aber noch weit höher sein. Viele Depressive, die nicht entsprechend behandelt werden, sehen Suizid oft als einzigen Ausweg – allein in Österreich sterben jährlich rund 1.300 Menschen durch Selbstmord (bei rund 25.000 Suizidversuchen), Hauptursache: Depressionen.

Depression – eine ernstzunehmende Erkrankung

Der Großteil der Bevölkerung weiß zwar, dass Depression etwas mit psychischer Verstimmung zu tun hat, doch viel zu wenig wird darüber diskutiert, wie diese Krankheit auf den Körper wirkt und welche Faktoren ausschlaggebend für das Ausbrechen einer depressiven Erkrankung sein können.

Die zugehörigen Fragen also: Gibt es auch körperliche Hinweise auf das Auftreten einer Depression? Und wie beeinträchtigt eine Depression unseren Körper?

Physische Ursachen

Eine wissenschaftliche Erklärung dafür, warum unter ähnlichen Lebensumständenmanche Menschen anfälliger für Depressionen sind, als andere, gibt es letztlich nicht. Was es jedoch gibt, sind Hinweise auf mögliche maßgebliche Ursachen sowohl in unserer Genetik, als auch in unserem Gehirn.

Das Risiko, an einer Depression zu erkranken, steigt, wenn es bereits Fälle in der Familie gab. Es liegt bei etwa 20% wenn zumindest ein Elternteil auch daran erkrankt ist. Bricht die Krankheit bei einem eineiigen Zwilling aus, liegt das Risiko, dass auch der zweite daran erkrankt, bei über 50%.

Weiters wurde festgestellt, dass der Hippocampus, jener Teil des Gehirns, welcher die Kontrolle über das Kurz- und Langzeitgedächtnis und die langfristige Speicherung von Informationen übernimmt, bei der Ursachenfindung der seelischen Erkrankung eine Rolle spielt.

Dieser Teil des Gehirns ist bei Depressiven öfters kleiner ausgeprägt als bei psychisch gesunden Menschen. Bei einem Test über Gehirn-Signale wurden die Gehirnwellen beim Ermüden bzw. Einschlafen eines gesunden und eines depressiv erkrankten Menschen gemessen. Dabei stellte sich heraus, dass bei Gesunden die Alpha-Wellen, welche bei leichter Entspannung sichtbar sind, bei Ermüdung verschwanden, während diese bei Depressiven gleich blieben.

Der Rückschluss, dass jeder, dessen Hippocampus verkleinert ist oder dessen Alpha-Wellen beim Einschlafen weiterhin ausschlagen, auch eine depressive Phase in seinem Leben durchmachen wird, ist allerdings nicht zulässig. Diese Tests wurden naturgemäß erst nach der Diagnose bzw. dem Ausbruch einer depressiven Verstimmung durchgeführt, was bedeutet, dass man nicht wissen kann, ob diese körperlichen Faktoren bei gesunden Menschen generell das Risiko einer Depression erhöhen – oder, was viel wahrscheinlicher ist – nur im Wechselspiel mit anderen Ursachen.Hauptsächlich sind es nämliche äußere Faktoren, die für das Ausbrechen der Störung verantwortlich sind.

Physische Folgen

Gestresste Menschen kennen es wahrscheinlich: Die Anspannung im Nacken, die dröhnenden Schmerzen an den Schläfen nach einem anstrengenden Tag, schlaflose Nächte und ermüdend lange Arbeitstage. Stress offenbart sich in den verschiedensten Formen: psychische Beeinträchtigungen und in Folge somatische Leiden sind letztlich unübersehbare Konsequenzen, die auch der ‚Tapferste‘ nicht mehr übersehen und ‚wegstecken‘ kann.

Überarbeiten wir uns körperlich, spielt der Körper nicht mehr mit und wir haben Schmerzen – ein Zeichen, es langsamer anzugehen. Doch wenn die Psyche nicht mehr will, kommt mittelfristig auch der Körper aus seinem Gleichgewicht. Zu viel Stress – und hier gilt es zu betonen, dass negativer Stress der weitaus gefährlichere ist – ist Gift für uns, und führt mittelfristig auch zu starken seelischen Verstimmungen.

Aber oft liegt es nicht im Rahmen unserer Möglichkeiten Stress abzubauen: Stress kann zum Beispiel durch ständigen Lärm ausgelöst werden. Kommt unser Gehör wegen Lärmbelästigung oder auch wegen eines Tinnitus lange nicht zur Ruhe, kann das permanentenStress auslösen, der in weiterer Folge zu Konzentrationsschwierigkeiten und Schlaflosigkeit führt.

Diese Symptome wiederum sind typisch bei depressiven Personen. Konzentrationsschwierigkeiten und Schlafstörungen können also sowohl Ursache als auch Folge einer Depression oder depressiven Verstimmung sein.

Körperliche Symptome bei Depression

Doch nicht nur Schlafstörungen können rund um eine Depression vermehrt auftreten, sondern auch ganz massive körperliche Symptome, wie z.B. Herzprobleme.

Depressive Menschen leiden auch oft unter starken Angstgefühlen, was somatische Auswirkungen hat: Herzklopfen, -rasen, -stolpern, aber auch Schmerzen oder Stechen in der Brust sind die Folge – und der Teufelskreislauf der Angst verstärkt sich. Depressivität sowie Stress sind ideale Nährböden für Herzerkrankungen, da sie die Herzaktivität auf längere Dauer verändern können.

Wirft man einen Blick auf Rücken und Nackenregion, ist festzustellen, dass Depressive ein vierfach erhöhtes Risiko auf Schmerzen in dieser Region haben. Auch hier eine unangenehme Wechselwirkung: Sind Beschwerden bereits vorhanden, können sie durch Depressionen verstärkt werden, der Kranke verkrampft sich noch mehr, der Schmerz nimmt zu….

Auch Magen- und Darmtrakt werden durch seelische Erkrankungen belastet. Völlegefühl, Oberbauchbeschwerden, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Durchfall aber auch Verstopfungsind typische Begleitsymptome bei Depression.

Doch Depressionen äußern sich auch in unserem äußeren Erscheinungsbild. Die Haut reagiert auf psychische Belastungen – Jucken, Brennen, Trockenheit und vermehrte Faltenbildung können die Folge sein. Auch Haarausfall bzw. sprödes, struppiges oder glanzloses Haar können Folge einer schweren psychischen Belastung durch Depression sein.

Auch die Stimmbänder können beeinträchtigt sein. Depressive Patienten leiden oft nachweislichunter ihrer sehr kraftlosen und leisen Stimme, was in Folge die soziale Interaktion beeinträchtigt – auch hier ein Teufelskreises.

Tipps

Grundsätzlich sollte jeder mit chronischen körperlichen Beschwerden wie sie oben angeführt wurdenin Verbindung mit den typischen depressiven Symptomen (Freudlosigkeit, Antriebslosigkeit etc.) seinen Hausarzt konsultieren oder einen Facharzt der Psychiatrie aufsuchen.

Je früher mit einer Therapie begonnen wird, desto besser ist der Behandlungserfolg. Meist muss eine Doppeldiagnose psychischer und physischer Art gestellt werden und auch entsprechende Behandlungen eingeleitet.

Manchmal helfen schon ganz simple Dinge um eine Verbesserung des Zustands zu bewirken: Ausreichend Bewegung ist z.B.maßgeblich für die Wiederherstellung der Gesundheit. Manchmal helfen zu Beginn sogar schon wenige Minuten physischer Aktivität am Tag, um Körper und Geist wieder in Schwung zu bringen.

Soziale Kontakte, Unternehmungen mit Bekannten/Freunden oder der Familie tragen ebenfalls zum Wohlbefinden bei. Auch der Austausch in einer Selbsthilfegruppe kann das Gefühl, mit seinen Zuständen völlig alleine zu sein, minimieren und Kraft geben.

Gesunde Ernährung ist ebenfalls in jedem Fall essentiell und Alkohol sollte im Zusammenhang mit Depression wenig bis gar nicht konsumiert werden, da er die Stimmung bloß von kurzer Dauer erhellt und ein Symptombekämpfer mit starkem Suchtpotential werden kann.

Muskelentspannungsübungen, autogenes oder Atem-training, Meditation, Yoga oder spezifisches Stressbewältigungstraining sind wichtige Faktoren rund um die Gesundung und langfristige Stabilisierung von Erkrankten. Essentiell ist, sich der Probleme bewusst zu werden und eine Lebensstiländerung einzuleiten, um sowohl körperliche als auch seelische Probleme in den Griff zu bekommen und neuen Lebensmut zu fassen.

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Quellen:

Suizidbericht des Kriseninterventionszentrums
Am Anfang steht immer die Depression

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