Kokosnussöl oder Sonnenblumenöl? Welches Öl ist für das Herz-Kreislauf-System gesünder?

Ernährung & Fitness

Seit der Aussage der Harvard-Professorin Karin Michels im August 2018 („Kokosöl ist das reine Gift“), gehen die Wogen unter Ernährungsexperten zum Thema Kokosöl hoch. Die Wissenschafterin hat sich mittlerweile für die unglückliche Wortwahl entschuldigt, an der Kritik hält sie fest.

Denn das Öl hat von allen tierischen und pflanzlichen Ölen mit 90 Prozent den höchsten Gehalt an gesättigten Fettsäuren. Nun gingen Wissenschaftler aus Indien der Frage nach, wie es um die Wertigkeit von Kokosöl im Zusammenhang mit Cholesterinwerten und oxidativen Stress bestellt ist und verglichen es dazu mit Sonnenblumenöl. Soviel kann verraten werden, Kokosnussöl hat Pluspunkte gesammelt.

Kokosöl: Superfood oder Gift?

Kokosnussöl erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Es wird von manchen sogar als sogenanntes „Superfood“ bezeichnet. Dies ist jedoch sehr umstritten, da Kokosnussöl viele gesättigte Fettsäuren enthält; die Fettsäuren, die den Cholesterinwert erhöhen und somit einen Risikofaktor für die Herz-Kreislauf-Gesundheit darstellen.

Aus diesem Grund greifen immer mehr Menschen aus Gebieten, in denen viel mit Kokosnussöl gekocht wird (beispielsweise in Kerala in Indien), stattdessen zu Sonnenblumenöl, welches viele ungesättigte Fettsäuren enthält. Doch ist das gerechtfertigt?

Welches Öl ist wirklich für das Herz-Kreislauf-System gesünder? Diese Frage stellten sich also Wissenschaftler aus Indien. Sie kamen nun zu dem Schluss, dass es hinsichtlich der Cholesterinwerte keinen Unterschied macht, welches Öl vorzugsweise verwendet wird. Im Hinblick auf dem oxidativen Stress könnte jedoch das Kokosnussöl die Nase vorn haben.

Studie untersucht Auswirkungen auf die Cholesterinwerte und auf oxidativen Stress

Wissenschaftler aus Indien untersuchten nun, wie sich der regelmäßige Verzehr der verschiedenen Öle auf bestimmte Laborwerte von Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit (KHK) auswirkt. Zu diesem Zweck untersuchten die Wissenschaftler 153 Männer, die zwischen 35 und 70 Jahre alt waren und an einer KHK litten.

Die Patienten wurden nach ihrem Ernährungsverhalten in zwei verschiedene Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe bestand aus 73 Patienten, die länger als 2 Jahre regelmäßig Kokosnussöl zu sich nahmen, während sich die andere Gruppe aus 80 Patienten zusammensetzte, die stattdessen Sonnenblumenöl in ihren täglichen Speiseplan integriert hatten. Von diesen Patienten wurden die Blutfette, der Vitamin-C-Gehalt und andere Parameter, die auf oxidativen Stress hinweisen, bestimmt.

Was ist oxidativer Stress?

Von oxidativem Stress ist die Rede, wenn der Körper schädliche freie Radikale nicht mehr ausreichend abfangen kann.

Freie Radikale entstehen im menschlichen Körper durch fast alle Stoffwechselvorgänge, die mit Sauerstoff zu tun haben und stellen die Hauptursache für die Alterungsprozesse im menschlichen Körper dar. Diese aggressiven Stoffwechselschädlinge greifen in unseren Zellstoffwechsel ein, deren Folge die Schädigung unserer Gewebe und Organe ist, zudem können diese Zellen das Erbgut schädigen.

Freie Radikale sind sauerstoffhaltige Moleküle, denen ein Elektron fehlt. Also suchen sie in den Körperzellen dieses passende Elektron und rauben es. Dieser Prozess wird als Oxidation bezeichnet und stellt für die Zelle enormen Stress dar.

Daher sprechen wir auch von oxidativem Stress. Aber nun möchte die bestohlene Zelle sich ebenfalls ein neues Elektron rauben. Eine Kettenreaktion wird in Gang gesetzt. Desto mehr freie Radikale also vorhanden sind, desto mehr Kettenreaktionen werden in den Zellen ausgelöst.

Zu seinem Schutz stellt der Organismus den reaktiven Sauerstoffspezies Antioxidantien gegenüber. Diese führen zum Abbruch radikalischer Kettenreaktionen, indem sie selbst ein Elektron abgeben, dabei jedoch nicht weiterreagieren bzw. die Sauerstoffspezies enzymatisch abbauen.

Man spricht von oxidativem Stress, wenn sich das Gleichgewicht zwischen oxidativen und reduktiven Reaktionen zugunsten der oxidativen Prozesse verschiebt.

Im Zusammenhang mit dem Fettstoffwechsel trägt etwa der Angriff freier Radikale auf ungesättigte Fettsäuren zur Enstehung von Arteriosklerose bei. Man vermutet auch, dass der oxidative Stress an der Entstehung von Krebs, Erkrankungen des Immunsystems und auch rheumatischen und neurodegenerativen Erkrankungen beteiligt ist.

Studie: Kokosnussöl war dem Sonnenblumenöl in manchen Aspekten überlegen

Bei der Analyse der Daten fiel auf, dass sich die klassischen Blutfett-Werte nicht nennenswert zwischen den beiden Patientengruppen unterschieden. Der durchschnittliche Vitamin-C-Gehalt war jedoch bei Patienten, die Kokosnussöl verwendeten, höher als bei Patienten, die stattdessen zu Sonnenblumenöl griffen. Die Malondialdehyd-Konzentration, welche ein Marker für oxidativen Stress ist, war bei dem Verzehr von Sonnenblumenöl höher als bei dem Verzehr von Kokosnussöl.

Andere Parameter des oxidativen Stresses, wie z. B. die Konzentration des körpereigenen Antioxidans Glutathion oder von Enzymen, die bei der Abwehr von oxidativem Stress beteiligt sind (wie die Glutathionperoxidase oder die Superoxid-Dismutase), unterschieden sich zwischen den Patientengruppen hingegen nicht.

In dieser Studie gab es somit keine Hinweise darauf, dass Kokosnussöl den Cholesterinwert stärker erhöht als Sonnenblumenöl. Stattdessen führte der Verzehr von Kokosnussöl im Vergleich zum Sonnenblumenöl-Konsum zu weniger oxidativen Stress. Es ist jedoch zu beachten, dass es sich hier um eine reine Beobachtungsstudie handelte.

Die Blutfette und der oxidative Stress sind von vielen Parametern abhängig und somit nicht alleine auf den Konsum einer bestimmten Öl-Sorte zurückzuführen. Weitere Studien, bei denen das Nahrungsverhalten der Patienten vorgegeben und kontrolliert wird und bei denen die Patientengruppen in allen anderen Verhaltensmustern und Eigenschaften möglichst übereinstimmen, sind nötig, um diese Ergebnisse zu bestätigen.

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Quellen:

¹ www.deutschesgesundheitsportal.de
² Dietary Fats and Oxidative Stress: A Cross-Sectional Study Among Coronary Artery Disease Subjects Consuming Coconut Oil/Sunflower Oil (Palazhy S. et al. in Indian J Clin Biochem. 2018 Jan;33(1):69-74.) – doi: 10.1007/s12291-017-0639-4
³ Medizinisch-Diagnostische Institute GmbH: Freie Radikale / Oxidativer Stress

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