Am 01. Oktober 2016 findet in Niederösterreich der Kongress „Mentale Gesundheit im Dialog“ im Resort Ottenschlag statt. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prim. Dr. Christiane Handl wird sich die Veranstaltung dem Thema „Posttraumatische Belastungsstörungen: Möglichkeiten & Grenzen in Primärversorgung und Rehabilitation“ widmen.
Der Kongress beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Rollen der Mitarbeiter von Akutteams, den möglichen Interventionen und der Einbettung der Einrichtung in die bestehenden Versorgungsangebote. Diese Angebote für akuttraumatisierte Menschen sind vielfältig, das Wissen darum aber meist nicht weit verbreitet. Die Tagung hat sich zum Ziel gesetzt, diesem Wissensdefizit entgegenzuwirken.
AKUTteam NÖ
Gegründet wurde das niederösterreichische AKUTteam im Jahr 2001, nachdem der Bedarf bei einigen Großschadensereignissen erkannt wurde. Das AKUTteam NÖ kann im Anlassfall rund um die Uhr über (02742) 144 – Notruf NÖ alarmiert werden.
Mitarbeiter des AKUTteams stehen in ganz Niederösterreich bei Unfällen, plötzlichen Todesfällen, Gewalttaten, Suiziden, elementaren Katastrophen etc. zur Verfügung. Die Teams bietet Menschen in privaten Krisensituationen rasche, kostenlose, psychosoziale Betreuung und verstehen sich als Serviceeinrichtung zur Unterstützung von Menschen, die von plötzlichen Schicksalsereignissen betroffen sind.
Nachbetreuung von traumatisierten Menschen
In der Nachbetreuung von Menschen, die traumatischen Erlebnissen ausgesetzt waren, gibt es verschiedene Möglichkeiten der Intervention. Die Akutbetreuung in unmittelbarer zeitlicher Nähe zum Ereignis ist sicher die effektivste Methode, aber auch bei Menschen, deren traumatische Erlebnisse schon länger zurückliegen, gibt es noch Behandlungs- und Interventionsmöglichkeiten um den posttraumatischen Stress zu lindern.
Doch auch der besten Rehabilitation sind Grenzen gesetzt. „Die Rolle des AKUTteams in der Primärversorgung von akut traumatisierten Menschen“, „Posttraumatische Belastungsstörungen“ und „Möglichkeiten und Grenzen in der Rehabilitation“ sind daher nur einige Themen, die im Rahmen des Kongresses behandelt werden.
Akutteams in Österreich
AKUTteams gibt es in einigen Bundesländern gesetzlich verankert, u.a. in Niederösterreich, Wien, Vorarlberg und der Steiermark, entsprechende Expertenteams gibt es aber auch z.B. als Teilorganisation von Pro Mente, des Roten Kreuzes, der Militärpsychologie und anderer sozialer Einrichtungen.
1998 hat das Land Steiermark als Reaktion auf das Grubenunglück in Lassing als erstes Bundesland die „Psycho – Soziale Akutbetreuung“ im Steiermärkischen Katastrophenschutzgesetz vom 16. März 1999 verankert. Nunmehr arbeiten 400 ehrenamtlichen Akutbetreuer, bestehend aus psychosozialen Fachkräften und erfahrenen Mitarbeitern von Einsatzorganisationen mit absolvierter Kriseninterventionsausbildung alleine in diesem Bundesland.
Aufgabengebiete Akutteams
Das Aufgabengebiet von Akutteams lässt sich wie folgt definieren: Menschen, die nach unvorhersehbaren, plötzlichen, außerhalb der Vorstellungskraft liegenden, so genannten traumatischen Ereignissen, unmittelbare Unterstützung und Betreuung brauchen, zu unterstützen.
Rasche psychologische Intervention ist essentiell und entsprechend wichtig ist die Rolle des Akutteams in der Primärversorgung von akut traumatisierten Menschen. Das AKUTteam NÖ z.B. bietet seit 2001 für Betroffene und Angehörige mobile Krisenintervention durch psychologische und psychotherapeutische Fachkräfte sowie Experten aus dem Bereich der Sozialarbeit.
Die Anforderung der Betreuung durch die Fachkräfte des Akutteams erfolgt meist über Einsatzorganisationen, Krankenhäuser, Behörden und soziale Dienste. Die Inanspruchnahme der Experten ist vom Ereignistag an bis zu den nächsten Wochen und Monaten nach dem Akutereignis im Rahmen von sechs Stunden möglich und für Betroffene mit keinen Kosten verbunden.
Ziele der Betreuung
Zunächst geht es um eine erste, ganzheitliche Stabilisierung. Dies kann durch rasche notfallpsychologische Maßnahmen erfolgen, in manchen Fällen, v.a. nach Naturkatastrophen, kann es auch um existenzsichernde soziale Interventionen gehen.
Durch das unmittelbare ‚zur Verfügung stehen‘ von verschiedenen Expertenteams sollen bestehende Resilienzfaktoren der Betroffenen aktiviert werden um die Bewältigung des traumatischen Erlebnis zu erleichtern.
Die Rückkehr zu einem Alltag, der vermutlich anders als vor dem Ereignis sein wird, wird unterstützt und bei Bedarf bzw. Chronifizierungstendenzen wird auch zu weiterführenden, meist psychologischen Angeboten motiviert und weitervermittelt.
Akutintervention wirkt!
Die Effektivität von Akutinterventionen lässt sich naturgemäß in kontrollierten Designs empirisch nur schwer untersuchen, allerdings gibt es mittlerweile Studienergebnisse, die eine deutliche Reduktion von Belastungen nach potentiell traumatischen Erfahrungen nach Frühinterventionen belegen.
Die positive Wirkung von Akutintervention hinsichtlich der Entwicklung einer posttraumatischen Symptomatik und möglicher Chronifizierungstendenzen ist somit belegbar.
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Quelle: AKUTteam
Linktipps:
- Posttraumatische Belastungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen
- Der Einfluss des Geschlechts auf psychische Erkrankungen
- Knalltrauma – Ursachen und Therapie
- Plattform Akutbetreuung