Metaanalyse untersucht Auswirkungen von Yoga in den Wechseljahren

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Die Wechseljahre sind eine natürliche Phase im Leben jeder Frau, die oft mit weitreichenden körperlichen und psychischen Veränderungen einhergeht. Während einige Frauen diese Zeit relativ beschwerdefrei erleben, leiden viele unter Symptomen wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen und Bluthochdruck.

Die klassische Behandlung besteht häufig aus einer Hormontherapie oder medikamentösen Ansätzen, doch immer mehr Frauen suchen nach natürlichen Methoden, um ihre Beschwerden zu lindern.

Eine dieser Methoden ist Yoga – eine jahrtausendealte Praxis, die Körper, Geist und Atmung miteinander verbindet. Doch kann Yoga tatsächlich helfen, Wechseljahresbeschwerden zu reduzieren?

Eine neue wissenschaftliche Übersichtsarbeit aus China gibt darauf eine klare Antwort.

Wissenschaftlicher Überblick: Was sagt die Forschung?

Bislang gab es viele Einzelstudien zur Wirkung von Yoga auf die Wechseljahre, doch eine systematische Analyse aller verfügbaren Forschungsergebnisse fehlte.

Genau hier setzt die aktuelle Übersichtsarbeit an: Chinesische Wissenschaftler führten eine umfassende Metaanalyse durch, um die tatsächlichen Effekte von Yoga zu untersuchen.

Dabei wurden insgesamt 24 randomisierte, kontrollierte Studien mit 2.028 Teilnehmerinnen aus verschiedenen Ländern ausgewertet.

Die Ergebnisse zeigen deutlich: Yoga kann eine Vielzahl von Wechseljahresbeschwerden lindern – insbesondere im Bereich Schlafqualität, Angst, Depressionen, Bluthochdruck und urogenitale Symptome.

Wie wurde die Studie durchgeführt?

Die Wissenschaftler durchsuchten zahlreiche medizinische Datenbanken, darunter PubMed, Web of Science, PsycINFO und Cochrane Central, um alle relevanten Studien bis August 2024 zu identifizieren. Dabei wurden ausschließlich randomisierte, kontrollierte Studien berücksichtigt – also hochwertige Untersuchungen mit einer klar definierten Kontrollgruppe.

Im Fokus der Analyse standen folgende Symptome:

– Hitzewallungen
– Schlafqualität
– Angstzustände
– Depressive Symptome
– Body-Mass-Index (BMI)
– Systolischer und diastolischer Blutdruck
– Urogenitale Beschwerden
– Allgemeine Lebensqualität

Das Ziel der Forscher war es, zu ermitteln, ob Frauen, die Yoga praktizieren, signifikante Verbesserungen gegenüber Frauen ohne Yoga-Erfahrung zeigen.

Die Ergebnisse: Welche Beschwerden verbessert Yoga?

Die Metaanalyse brachte eindeutige Resultate: Yoga kann bei vielen Wechseljahresbeschwerden eine deutliche Linderung bringen.

Besonders positiv beeinflusst wurden:

1. Schlafqualität:

Schlafstörungen gehören zu den häufigsten Beschwerden in den Wechseljahren. Die Analyse zeigte, dass Yoga-Übungen dazu beitragen können, die Schlafqualität signifikant zu verbessern. Frauen, die regelmäßig Yoga praktizierten, berichteten von weniger nächtlichem Aufwachen und einer besseren Erholung.

2. Psychische Beschwerden: Angst und Depressionen

Die emotionale Balance kann während der Wechseljahre stark schwanken. Hier zeigte Yoga eine klare Wirkung: Sowohl Ängste als auch depressive Verstimmungen nahmen bei den Studienteilnehmerinnen deutlich ab. Dies liegt wahrscheinlich an der beruhigenden Wirkung der Atem- und Bewegungsübungen, die das Nervensystem stabilisieren.

3. Körperliche Beschwerden: Gewicht und Blutdruck

Viele Frauen nehmen in den Wechseljahren an Gewicht zu, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Yoga konnte hier entgegenwirken: Frauen, die Yoga praktizierten, wiesen einen niedrigeren Body-Mass-Index (BMI) auf als die Kontrollgruppen.

Auch der Blutdruck sank messbar: Der systolische Blutdruck (der obere Wert) reduzierte sich um durchschnittlich 7,71 mmHg, der diastolische (der untere Wert) um 5,96 mmHg. Das zeigt, dass Yoga nicht nur das Wohlbefinden steigert, sondern auch nachweislich das Herz-Kreislauf-System positiv beeinflusst.

4. Urogenitale Beschwerden:

Probleme wie Scheidentrockenheit oder Harnwegsinfekte können die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Die Studie zeigte, dass Yoga auch in diesem Bereich Vorteile bietet. Die sanften Übungen fördern die Durchblutung im Beckenboden und können helfen, Beschwerden zu lindern.

Was wirkt nicht? Grenzen der Yoga-Therapie

Trotz der vielen positiven Effekte konnte die Studie keine signifikanten Verbesserungen in zwei Bereichen feststellen:

  • Hitzewallungen: Diese treten unabhängig von psychischen oder körperlichen Faktoren auf und sind stark hormonell bedingt. Yoga hatte hier keinen nachweisbaren Einfluss.
  • Allgemeine Lebensqualität: Obwohl viele spezifische Beschwerden verbessert wurden, zeigte sich in den Studien keine klare Veränderung der generellen Lebensqualität.

Warum wirkt Yoga? Wissenschaftliche Erklärungen

Die positiven Effekte von Yoga lassen sich aus verschiedenen Blickwinkeln erklären:

1. Reduktion von Stresshormonen

Während der Wechseljahre steigt das Stresslevel im Körper oft an. Yoga hilft nachweislich, den Cortisolspiegel zu senken, was sich positiv auf Stimmung, Schlaf und Blutdruck auswirkt.

2. Aktivierung des Parasympathikus

Der Parasympathikus ist der Teil des Nervensystems, der für Entspannung und Regeneration sorgt. Yoga-Übungen stimulieren diesen Bereich, was sich beruhigend auf Körper und Geist auswirkt.

3. Muskelentspannung und Durchblutung

Die sanften Dehnungen verbessern die Durchblutung und lösen Verspannungen – insbesondere im Bereich des Beckens, was urogenitale Beschwerden lindern kann.

4. Verbesserung der Atmung

Atemübungen (Pranayama) spielen im Yoga eine zentrale Rolle. Durch bewusste Atmung wird das Nervensystem stabilisiert, was Ängste und Schlafstörungen reduzieren kann.

Praktische Tipps: Wie Frauen Yoga in den Alltag integrieren können

Wer die positiven Effekte von Yoga selbst erleben möchte, kann bereits mit wenigen Minuten täglicher Praxis beginnen. Folgende Tipps helfen beim Einstieg:

Sanft starten: Besonders Hatha-Yoga oder Yin-Yoga sind für Anfängerinnen geeignet.

Regelmäßigkeit zählt: Bereits 20–30 Minuten täglich können eine spürbare Verbesserung bringen.

Atemübungen einbauen: Pranayama-Techniken wie „tiefe Bauchatmung“ oder „Wechselatmung“ fördern Entspannung.

Kombination mit Meditation: Meditative Elemente verstärken die positiven Wirkungen auf die Psyche.

Auf den eigenen Körper hören: Nicht jede Übung ist für jede Frau geeignet – wichtig ist, sich wohlzufühlen.

Yoga als Ergänzung oder Alternative zu klassischen Therapieformen

Die Behandlung von Wechseljahresbeschwerden umfasst eine Vielzahl bewährter medizinischer Ansätze, darunter die Hormonersatztherapie (HRT), nichthormonelle Medikamente wie SSRI oder SNRI, Neurokininrezeptor-Antagonisten, Gabapentin, Oxybutynin bei überaktiver Blase sowie kognitive Verhaltenstherapie und klinische Hypnose zur Linderung von Hitzewallungen.

Auch lokale Östrogenpräparate, wie Östriol-Creme, können gezielt urogenitale Beschwerden mildern.

Yoga stellt hierbei keine direkte Alternative zu diesen klassischen Therapieformen dar, kann aber eine wertvolle ergänzende Maßnahme sein.

Während HRT und Medikamente oft gezielt in hormonelle Prozesse eingreifen, setzt Yoga auf eine ganzheitliche Regulierung von Körper und Geist. Insbesondere bei psychischen Beschwerden wie Angst und Depression, aber auch bei Schlafstörungen, Bluthochdruck und urogenitalen Beschwerden, zeigt Yoga in Studien eine nachweisbare Linderung.

Für Frauen, die keine Hormontherapie nutzen möchten oder können, bietet Yoga eine sanfte, nebenwirkungsfreie Möglichkeit, das Wohlbefinden zu steigern. Zudem kann es helfen, den Medikamentenbedarf zu reduzieren oder klassische Therapien effektiver zu ergänzen.

Die Kombination aus meditativen Elementen, Atemtechniken und körperlichen Übungen macht Yoga zu einem wertvollen Baustein in der ganzheitlichen Behandlung von Wechseljahresbeschwerden.

Fazit: Yoga als wertvolle Unterstützung in den Wechseljahren

Die aktuelle wissenschaftliche Analyse zeigt deutlich, dass Yoga eine wirksame Methode sein kann, um viele Beschwerden der Wechseljahre zu lindern. Besonders Schlafprobleme, Ängste, depressive Verstimmungen und Bluthochdruck lassen sich durch regelmäßige Praxis positiv beeinflussen.

Auch wenn Yoga keine Wunderwaffe gegen alle Wechseljahresbeschwerden ist, kann es für viele Frauen eine wertvolle, nebenwirkungsfreie Ergänzung zur klassischen Behandlung sein.

Zukünftige Studien könnten weitere Erkenntnisse über die optimale Yoga-Intensität und -Dauer liefern. Bis dahin gilt: Ein sanfter Start mit regelmäßiger Praxis kann eine große Bereicherung für das körperliche und seelische Wohlbefinden sein.

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Quellen:

¹ The effectiveness of yoga on menopausal symptoms: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. (Wang H., Liu Y. et al. in Int J Nurs Stud. 2025 Jan;161:104928.) doi: 10.1016/j.ijnurstu.2024.104928. Epub 2024 Oct 11. PMID: 39467491
² Wechseljahre (JoAnn V. Pinkerton, MD, University of Virginia Health System – MSD MANUAL; 2023)

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