Morbus Parkinson: Wenn Tabletten alleine nicht mehr helfen

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Parkinson, umgangssprachlich oft auch als „Schüttellähmung“ bezeichnet, ist eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen und verläuft über viele Stationen – von der so genannten Honeymoonphase, in der die Erkrankung mit Hilfe von oralen Medikamenten gut bewältigt werden kann, bis hin zum fortgeschrittenen Stadium, in dem die anfängliche medikamentöse Therapie nicht mehr ausreicht. Auch heut noch ist die Ursache der Parkinson-Krankheit weitgehend unklar, Morbus Parkinson ist bisher auch nicht heilbar, die Erkrankung bedarf einer lebenslangen Therapie.

Behandlungsformen

Bei den Behandlungsformen werden operative Maßnahmen, medikamentöse und nicht medikamentöse Therapien (Physikalische Behandlung, Psychosoziale Betreuung) unterschieden.

„Irgendwann kann jeder Parkinson-Patient in die Situation kommen, dass die orale medikamentöse Therapie nicht mehr greift. Dann nehmen unkontrollierte Überbewegungen oder Steifheit zu, die Lebensqualität des Patienten rapide ab“, so Dr. Klaus-Dieter Kieslinger, Facharzt für Neurologie im Diakonissenkrankenhaus. „Es stehen den Patienten im fortgeschrittenen Stadium verschiedene Therapiekonzepte zur Wahl, die auch bei uns angeboten werden. Denn es ist uns ein Anliegen, unsere Patienten regional in unseren Zentren kompetent zu betreuen.“ so Dr. Klaus-Dieter Kieslinger vom Diakonissenkrankenhaus Salzburg.

Neue Therapiemöglichkeiten: Tiefe Hirnstimulation, Duodopa-Pumpe und Apomorphin

Mittlerweile gibt es zahlreiche neue Therapiemöglichkeiten bei fortgeschrittenem Morbus Parkinson. „Zu unseren Therapiemöglichkeiten bei fortgeschrittenem Parkinson gehört der chirurgische Eingriff, die so genannte tiefe Hirnstimulation, bei der Stimulationselektroden dauerhaft in das Gehirn implantiert werden. Genauso wie moderne Pumpensysteme, die einen Dopamin-ähnlichen Wirkstoff durch die Bauchdecke direkt in den Dünndarm befördern und somit zu einem stabilen Serumspiegel des Medikaments führen.“

Trotz der ständigen Verbesserung der therapeutischen Möglichkeiten kommt es aber im späteren Verlauf der Krankheit zu therapeutischen Problemen bei der Behandlung mit Tabletten oder Tablettenkombinationen.

Sie betreffen in erster Linie die Wirkungsdauer der einzelnen Dosen (Fluktuationen) und die Entstehung von unwillkürlichen Überbewegungen (Dyskinesien) betreffen. Wenn es dann bei einem kleinen Teil der Patienten trotz entsprechender Erfahrung des behandelnden Arztes nicht gelingt, eine zufriedenstellende Einstellung mit den oral verabreichten Medikamenten zu erreichen, kommt eine Pumpenbehandlung in Betracht. Je nach Einsatz des Wirkstoffes werden die Duodopa-Pumpe (L-Dopa-Infusionstherapie) sowie die Apomorphin-Pumpe (Subkutane Apomorphin-Infusion) unterschieden.

Bei dieser Therapieform wird das Medikament über eine PEG Sonde mit einer Pumpe direkt im Dünndarm aufgenommen. So werden die störenden Wirkungsschwankungen durch die Umgehung des Magens und die kontinuierliche Abgabe reduziert.

Für den Einsatz ist ein kleiner chirurgischer Eingriff vorzunehmen, bei dem die Sonde gelegt wird. So übernimmt die programmierbare ca. 500g schwere Pumpe, die am Körper getragen wird, die Verabreichung des Medikaments.

Bei der Duodopa Pumpe kommt der Wirkstoff L-Dopa mit dem Decarboxylasehemmer Carbidopa zum Einsatz.

Bei der subkutanen Apomorphin-Infusion kommt, wie es der Name nahelegt, der Wirkstoff Apomorphin zum Einsatz. Es handelt sich dabei um einen Wirkstoff aus der Gruppe der Dopamin-Agonisten und ein Morphinderivat.

Es hat keine Opioid-Wirkungen und ist nicht schmerzlindernd, sondern übt ähnliche Effekte aus wie der körpereigene Botenstoff Dopamin. Die Gabe von Apomorphin in Tablettenform ist wegen Wirkungsverlust im Darm nicht geeignet, wegen der kurzen Wirkungsdauer wiederum ist die Verabreichung als Spritze nicht als ständige Medikation geeignet. Deshalb kommt bei dauerhafter Verabreichung die Pumpe zum Einsatz, allerdings wird in der ersten Zeit der Apomorphin-Behandlung wegen der Brechreiz auslösenden Wirkung ein Mittel gegen Erbrechen verabreicht.

Welches Konzept für welchen Patienten am besten geeignet ist, entscheidet letztlich der Arzt gemeinsam mit dem Betroffenen – je nach Zustand und sozialem Umfeld.

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Quellen:

Kieslinger Neurologie
PharmaWiki: Apomorphin

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