Neue Risikofaktoren für Heilungsverlauf nach Brustrekonstruktion

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Die im Journal of Clinical Medicine publizierten Studie der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften Krems (KL Krems) analysierte die Auswirkungen verschiedener Faktoren auf den postoperativen Verlust von Blut und Gewebeflüssigkeit.

Fazit: „Klassische“ Risikofaktoren haben vermeintlich weniger Einfluss auf die Dauer der Hospitalisierung nach einer Brustrekonstruktion.

Dafür aber Faktoren wie Anämie und die Einnahme von Gerinnungshemmern – offenbar können beide bei krebsbedingten Brustrekonstruktionen den Klinikaufenthalt der Patientinnen verlängern und eine weitere Krebsbehandlung verzögern. Die Ergebnisse der Studie erlauben eine bessere Risikoeinschätzung und Planung von Wiederherstellungs-OPs um Patientinnen die bestmögliche und sicherste Therapie anbieten zu können.

Ausgangslage

Brustkrebsoperationen erfordern oftmals die teilweise oder vollständige Entfernung der Brust. Die resultierenden zusätzlichen psychischen Belastungen der Krebspatientinnen sind wohlbekannt. Daher sind Operationen zur Brustrekonstruktion essenzieller Bestandteil der onkologischen Behandlung.

Von großer Wichtigkeit ist dabei die rasche Wundheilung nach der Rekonstruktions-OP, sodass die oftmals notwendige weitere Behandlung der Krebserkrankung nicht behindert wird. Faktoren, die die Dauer des Spitalsaufenthalts bzw. die Wundheilung beeinflussen, sind daher von besonderer Bedeutung für die Krebsbehandlung.

Die Studie an der Abteilung für Plastische Chirurgie des Universitätsklinikums St. Pölten der KL Krems, die Teil des Brustgesundheitszentrums NÖ-Mitte ist, hat nun bisher nicht erkannte Risikofaktoren identifiziert.

Heilende Rekonstruktion

Konkret erfasste das Team von Chirurginnen und Chirurgen Daten zum Blut- und Gewebeflüssigkeitsverlust von Wunden, die nach einer Brustrekonstruktion bei Brustkrebs entstehen.

Bekanntermaßen stehen beide Verluste in engem Zusammenhang mit der weiteren Heilung und der Dauer eines Klinikaufenthaltes, wobei ein geringer Verlust mit einer rascheren Entlassung aus dem stationären Bereich und einem frühzeitigeren Beginn der weiteren Therapie einhergeht.

„Wir haben daher Faktoren analysiert, die sich möglicherweise auf den Blut- und Gewebeflüssigkeitsverlust nach der Operation auswirken – aber bereits davor erhoben werden können“, erläutert Dr. Tonatiuh Flores, Erstautor der Studienpublikation und Plastischer Chirurg an der KL Krems.

„Zu diesen Faktoren zählten u.a. das Alter, der Body-Mass-Index sowie der Raucherstatus – Faktoren also, von denen bekannt ist, dass sie Krankheitsverläufe stark beeinflussen können.“ Zusätzlich erfasst wurden Hämoglobinwerte und etwaige Thromboseprophylaxen – beides Parameter, die insbesondere auch bei onkologischen Behandlungen hohe Bedeutung haben.

Die Auswertung der Daten von insgesamt 257 Brustrekonstruktionen bei 195 Patientinnen führten dann zu überraschenden Ergebnissen.

„Die klassischen Risikofaktoren“, erläutert Priv. Doz. Dr. Konstantin Bergmeister PhD, Senior-Autor der Studie, „hatten bei den von uns untersuchten Patientinnen keinen signifikanten Einfluss auf den postoperativen Blut- und Gewebeflüssigkeitsverlust. Die Hämoglobinwerte und die Konzentration von Gerinnungshemmern im Blut hingegen schon.“

Tatsächlich ergab die Auswertung einen starken Zusammenhang zwischen erniedrigten Hämoglobinwerten bzw. einer Anämie und Gewebeflüssigkeitsverlust nach der Rekonstruktions-OP. Dazu Primar Prof. Klaus Schrögendorfer (Abteilungsvorstand und Co-Autor): „Die präoperative Anämie ist gerade bei Brustkrebspatientinnen häufig.

Ursache dafür sind die oftmals notwendigen neoadjuvanten Chemotherapien, die sich auch auf die Blutwerte, insbesondere das Hämoglobin auswirken können.“

Hemmung und Verlust

Ähnliches fand das Team in Bezug auf niedermolekulare Heparine heraus, die bei Krebspatientinnen zur Thromboseprophylaxe eingesetzt werden.

Diese führten ebenfalls zu einem tendenziell erhöhten Verlust an Gewebeflüssigkeit nach der OP, obwohl der Effekt nicht so stark ausgeprägt war wie bei einer präoperativen Anämie. Für Dr. Flores, Priv. Doz. Bergmeister und Prof.

Schrögendorfer sind die Empfehlungen, die sich aus der jetzt publizierten Studie ableiten lassen, klar: Um die Hospitalisierungszeit zu verkürzen und die dringend notwendige Krebstherapie nach einer Brustrekonstruktion bei Krebspatientinnen frühestmöglich weiterzuführen, ist es zukünftig angeraten, Betroffene auf Anämie zu screenen und die Verabreichung von niedermolekularem Heparin für die Patientinnen risiko-gerecht zu adaptieren.

Entsprechend der Ergebnisse kann dann die Nachversorgung verbessert, die stationäre Entlassung beschleunigt und die Krebsbehandlung weitergeführt werden. Insgesamt bestätigt die Studie den Forschungsfokus der KL Krems, klinische Erfordernisse wissenschaftlich zu untermauern und so Patientinnen und Patienten die modernste und beste Versorgung zu sichern.

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Quellen:

Perioperative Risk Factors for Prolonged Blood Loss and Drainage Fluid Secretion after Breast Reconstruction. (T. Flores, F. J. Jaklin, A. Rohrbacher, K. F. Schrögendorfer & K. D. Bergmeister. in J. Clin. Med. 2022, 11, 808.)

Die Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften stellt mit ihrem europaweit anerkannten Bachelor-Mastersystem eine flexible Bildungseinrichtung dar, die auf die Bedürfnisse der Studierenden, die Anforderungen des Arbeitsmarkts ebenso, wie auf die Herausforderungen der Wissenschaft abgestimmt ist. In den Studienrichtungen Medizin und Psychologie studieren aktuell rund 600 Studierende. Sie wurde 2013 gegründet und von der Österreichischen Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung (AQ Austria) akkreditiert. In der Forschung konzentriert sich die KL auf interdisziplinäre Felder mit hoher gesundheitspolitischer Relevanz – u.a. der Medizintechnik, der molekularen Onkologie, der mentalen Gesundheit und den Neurowissenschaften sowie dem Thema Wasserqualität und den damit verbundenen gesundheitlichen Aspekten.

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