Panikstörung bei Erwachsenen: Antidepressiva im Vergleich zu Placebo

Antidepressiva im Vergleich zu Placebo

Panikstörungen kommen in der Bevölkerung häufig vor, nur allzu oft werden Antidepressiva als Standardbehandlung verschrieben. Doch wie ist es um die Wirksamkeit bestellt, welche Datenbasis liegt den Verordnungen zugrunde? Dieser Frage hat sich eine internationale Gruppe von Wissenschaftern aus Deutschland, Großbritannien, Italien, Canada und Japan gewidmet und ist zu ernüchterndenen Ergebnissen gekommen. In ihrem Review suchen sie Antworten auf die Frage „Wie wirksam sind Antidepressiva im Vergleich zu einer Scheinbehandlung (bekannt als Placebo) für die Behandlung der Panikstörung?“

Panikstörungen zeichnen sich durch Panikattacken, Phasen von Furcht oder Angst mit einem schnellen Eintritt aus, in denen andere charakteristische Symptome auftreten (die die Körpersysteme und ängstliche Gedanken einschließen). Die Behandlung der Panikstörung umfasst psychologische und pharmakologische Interventionen, die oft in Kombination angewendet werden. Unter den pharmakologischen Interventionen werden als Standardbehandlung, gemäß den Leitlinien, verschiedene Klassen von Antidepressiva vorgeschlagen. Die Evidenz für ihre Wirksamkeit und Akzeptanz ist unklar.

Welche Studien wurden in diesen Review eingeschlossen?

Die Gruppe hat in elektronischen Datenbanken gesucht, um alle relevanten Studien zu finden. Die medizinischen Studien, die in diesen Review eingeschlossen wurden, verglichen die Behandlung mit Antidepressiva oder Placebo bei Erwachsenen mit einer diagnostizierten Panikstörung. Die Studien mussten randomisierte, kontrollierte Studien (RCTs) sein, was bedeutet, dass die Erwachsenen zufällig aufgeteilt wurden, um die Behandlung oder Placebo zu erhalten. Wir haben 41 RCTs mit insgesamt 9377 Menschen in den Review eingeschlossen.

Was sagt uns die in diesem Review zusammengefasste Evidenz?

Es wurde Evidenz gefunden, die zeigt, dass Antidepressiva besser sind als Placebo hinsichtlich der Wirksamkeit und der Anzahl an Personen, die die Studie abbrechen. Jedoch zeigen die Ergebnisse auch, dass Antidepressiva weniger gut vertragen werden als Placebo und deshalb mehr Studienabbrüche aufgrund von unerwünschten Wirkungen verursachen. Die Ergebnisse sind wie folgt eingeschränkt: einige Studien wurden durch pharmazeutische Unternehmen finanziert und es wurden nur kurzfristige Endpunkte beurteilt. Letztlich wurden fast keine Daten zu anderen klinisch relevanten Endpunkten, wie z. B. Funktionsfähigkeit und Lebensqualität, gefunden. Die Qualität der verfügbaren Evidenz reichte von sehr niedrig bis hoch.

Was sollte als Nächstes passieren?

Studien, die Endpunkte basierend auf längerfristigen Nachbeobachtungen beurteilen, sollten durchgeführt werden, um festzustellen, ob die Wirkung vorübergehend ist oder aufrechterhalten werden kann. Studien sollten besser über jegliche Schäden, die die Teilnehmer während der Studie erleben, berichten. Zusätzlich wird eine weitere Analyse mit einem Ansatz namens „Netzwerk-Metaanalyse“ alle verfügbaren psychopharmakologischen Behandlungen für Panikstörung umfassen und wahrscheinlich weiteren Aufschluss über dieses wichtige Thema geben und dabei auch mehr Informationen hinsichtlich der vergleichenden Wirksamkeit von verschiedenen vorhandenen Interventionen liefern.

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Quellen:

Antidepressants versus placebo for panic disorder in adults (I.- Bighelli1, M. Castellazzi et al. Cochrane Database of Systematic Reviews 2018, Issue 4. Art. No.: CD010676 DOI: 10.1002/14651858.CD010676.pub2)
Antidepressiva effektiver als Placebo (Der Standard)

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