Pharmakonzerne stehen bereits seit geraumer Zeit wegen ihrer Geschäftspraktiken in Afrika in der Kritik. Die Vorwürfe reichen von unethischen Vermarktungsmethoden fragwürdiger Medikamente bis hin zu Untätigkeit – Stichworte AIDS und Ebola. Tatsächlich geht es in der Pharmabranche vor allem darum, sich Patente an Medikamenten zu sichern, weil diese Konzernen für eine gewisse Zeit ein Monopol bescheren und so die Kosten für Forschung und Entwicklung locker einspielen und zudem noch fette Gewinne – zumindest über einen gewissen Zeitraum – versprechen.
Fakt ist, Pharmafirmen sind privatwirtschaftliche Unternehmen, die den Gesetzen von Angebot und Nachfrage folgen und streng genommen, niemandem verpflichtet sind außer sich selbst und ihren Aktionären. Egal ob Bayer, Baxter, Boehringer Ingelheim, Pfizer oder GlaxoSmithKline um nur einige exemplarisch zu nennen, es scheint, dass sie alle aus betriebswirtschaftlicher Sicht kein gesteigertes Interesse haben in die Erforschung von Krankheiten zu investieren, an denen nur alle paar Jahre in bestimmten Regionen Menschen sterben, die sowieso zu arm sind, um sich Medikamente zu kaufen.
Aber muss die Industrie wirklich globale Gesundheitsprobleme lösen? Die sogenannten „vernachlässigten“ Infektionskrankheiten treten vorrangig in der Dritten Welt auf, und die teure Medikamentenentwicklung lohnt sich für die Pharmakonzerne nur selten.
Dennoch kann es sich keine Firma über einen längeren Zeitraum leisten mit derartigen Vorwürfen konfrontiert zu werden ohne tätig zu werden. Egal ob mit Image-Kampagnen, Spenden oder massiven Lobbying, die Pharmafirmen bleiben nicht untätig und versuchen durchaus den Spagat zwischen ethischem Handeln und Profitorientierung zu schaffen, zumindest aber den Eindruck zu erwecken.
Interessant ist jedenfalls, dass etwa GlaxoSmithKline (GSK) seit der Übernahme des Schweizer Impfspezialisten Okairos für immerhin 250 Millionen Euro nun in der Ebola-Forschung aktiv ist. Außerdem werden Initiativen zu nicht-übertragbaren Krankheiten in Afrika gesetzt und damit ebenfalls Signale ausgesendet.
9 Mio. Pfund für neues Offenes Labor in Afrika
GSK hat gemeinsam mit anderen Partnern in England und Südafrika Mitte September Investitionen von 9 Mio. £ für Forschung zu nicht-übertragbaren Krankheiten in Afrika angekündigt. Ähnlich dem bereits 2010 gegründeten Offenen Labor für vernachlässigte tropische Krankheiten in Spanien, wird GSK heuer ein weiteres Offenes Labor für nicht-übertragbare Krankheiten in Afrika gründen. Damit soll lokale Expertise und eine neue Generation afrikanischer NCD-Experten aufgebaut werden.
2,5 Millionen Pfund werden vom UK MRC über den UK Newton Fund zur Verfügung gestellt werden. Der UK Newton Fund ist ein im Jahr 2013 gegründeter Regierungsfond, um Wissenschafts- und Innovationspartnerschaften zu entwickeln, die die wirtschaftliche Entwicklung und das Wohlergehen in Entwicklungsländern unterstützen. In etwa 1,5 Millionen Pfund werden vom südafrikanischen Rat für Medizinische Forschung kommen. GSK selbst wird 1 Million Pfund und interne F&E Expertise bereitstellen, um Projekte innerhalb Südafrikas zu fördern. Es ist die erste Initiative, die vom UK/Südafrika Newton Fund zugesagt wurde; eine wesentliche Bestätigung des offenen Zugangs von GSK zur Forschung von nicht-übertragbaren Krankheiten in Afrika.
Offenes Labor in Afrika
Das neue Open Lab in Afrika soll auf dem Erfolg vom 2010 gegründeten GSK Open Lab in Tres Cantos, Spanien, aufbauen, um unabhängigen Forschern Zugang zu GSK Einrichtungen, Ressourcen und Wissen zu ermöglichen und sie bei ihren eigenen Projekten zu unterstützen zur Bekämpfung von Krankheiten in Entwicklungsländern, wie Malaria, Tuberkulose und Leishmaniose. Dort wurden seither 14 Projekte von weltweit führenden Institutionen abgeschlossen, wodurch die dringend benötigte Forschung zu Krankheiten in Entwicklungsländern vorangetrieben wird.
GSK möchte jedenfalls mit dieser Initiative an die lagen Unternehmenstradition anknüpfen – das Unternehmen hat eine lange Geschichte in Entwicklungsländern als Lieferant von Impfstoffen für Impfkampagnen in 170 Ländern weltweit. Von 862 Millionen ausgelieferten Impfstoffdosen im Jahr 2013 wurden vom Konzern mehr als 80 % für den Einsatz in Entwicklungsländern ausgeliefert.
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