Volksleiden Rückenschmerzen – Wärmetherapie hilft

gesundheit-medizin

Wenn’s im Kreuz zwickt, sind oft Muskelverspannungen schuld. Rückenbeschwerden haben sich zu einem echten Volksleiden entwickelt. In den meisten Fällen verursachen untrainierte Muskeln und Sehnen die Probleme.

Oft treten Rückenschmerzen nur vorübergehend auf und die Beschwerden verschwinden innerhalb weniger Tage wieder. Eine der wirksamsten Erste-Hilfe-Maßnahmen ist die Wärmetherapie: Sie lindert Schmerzen oft binnen weniger Stunden. Ein Experte gibt Tipps und sagt, in welchen Fällen man trotzdem zum Arzt muss.

Unspezifische Rückenschmerzen kennt nahezu jeder…

95% der Österreicher haben zumindest einmal im Laufe ihres Lebens bereits an Rückenschmerzen gelitten. Das zeigt eine aktuelle Online-Umfrage im Auftrag von ABC Beiersdorf.

Am schlimmsten betroffen ist die Gruppe der 31- bis 50-jährigen: Hier klagen 7% ständig und 32% häufig über Kreuzschmerzen.

Das Leiden zieht sich durch alle Altersgruppen, peinigt Bürotätige ebenso wie sportlich Durchtrainierte. Knapp 70 Prozent der Befragten haben wegen ihrer Rückenprobleme bereits einen Arzt aufgesucht. Dennoch versuchen die meisten Betroffenen, nämlich 85%, auftretende Beschwerden zunächst einmal selbst in den Griff zu bekommen.

Akute versus chronische Rückenbeschwerden

Häufig entstehen Rückenschmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule, umgangssprachlich auch oft als „Kreuzschmerzen“ bezeichnet. „Als akute Rückenschmerzen gelten Beschwerden, die maximal drei Monate andauern.

Ziehen sich die Schmerzen länger hin oder treten mindestens zwei akute Schmerzereignisse pro Jahr auf, sprechen wir von chronischen Rückenschmerzen“, erklärt der Orthopäde Dr. Patrick Mader, Oberarzt am Landesklinikum Neunkirchen.

Am häufigsten lösen Muskelverspannungen die Schmerzen aus: „Das liegt daran, dass verspannte, harte Muskeln die in der Nähe liegenden Nerven reizen“, so OA Dr. Mader. Akuten, heftigen Kreuzschmerzen liegt auch häufig ein ‚Hexenschuss‘ zugrunde – der medizinische Ausdruck ist Lumbalgie oder Lumbago.

Dr. Mader: „Beim Hexenschuss treten nach einer bestimmten Bewegung plötzlich sehr starke, oft stechende Schmerzen im Kreuz auf. Ausgelöst wird er meist durch Drehbewegungen beim Heben, Bücken beziehungsweise Aufrichten.“ Wegen der starken Beschwerden nehmen die Betroffenen eine Schonhaltung ein und bewegen sich mit gekrümmtem Rücken.

Beschwerden bei Patienten mit einer Ischialgie (Ischiassyndrom, Lumboischialgie) zeichnen sich im Unterschied zum Hexenschuss dadurch aus, dass die Schmerze bis ins Bein ausstrahlen. „Wird der Ischiasnerv durch eine Wirbelblockade oder einen Bandscheibenvorfall zusammengedrückt oder verletzt, klagen die Betroffenen über stechende Schmerzen, die in Bein und Fuß ziehen“, erklärt Dr. Mader. „In einigen Fällen klagen die Betroffenen über Empfindungsstörungen.“ Der Verdacht auf ein Ischiassyndrom sollte unbedingt von einem Facharzt abgeklärt werden.

An der Entstehung von Rückenschmerzen können mehrere Faktoren beteiligt sein. Die häufigsten sind:

  • Bewegungsmangel, zum Beispiel durch überwiegend sitzende Tätigkeit
  • Körperliche Schwerstarbeit, zum Beispiel Bauarbeiter
  • Falsche Hebetechniken, zum Beispiel mit gebeugtem Rücken
  • Einseitige Körperhaltung, zum Beispiel bei Köchen
  • Stress, familiäre oder berufliche Probleme, seelische Belastungen
  • Übergewicht

Bei diesen Krankheitszeichen ist eine rasche medizinische Abklärung wichtig

  • Kreuzschmerzen und plötzlich zunehmende Schwäche
  • Taubheitsgefühle
  • Kribbeln im Bein
  • Lähmungserscheinungen in Bein, Fuß oder Zehen

Den Teufelskreis durchbrechen

Akute Rückenschmerzen, die lediglich von Verspannungen herrühren, kann ein Patient etwa drei bis vier Tage selbst behandeln. Unter den Selbsthilfemaßnahmen sind Massagen und rückenstärkende Übungen am häufigsten verbreitet. Mehr als ein Drittel der Befragten hat auch mit Wärmetherapie bereits gute Erfahrungen gemacht.

Halten die Beschwerden allerdings länger als vier Tage an, empfiehlt sich auf jeden Fall ein Arztbesuch. Je nach Ursache werden Medikamente verordnet, die schmerzstillend und auch entzündungshemmend wirken. Diese helfen, den Teufelskreis der Schmerzentstehung zu durchbrechen, damit sich die Betroffenen möglichst rasch wieder bewegen und weitere Verspannungen vermieden werden können.

Bei Menschen mit einem empfindlichen Magen können Schmerzmittel allerdings Bauchschmerzen und Übelkeit hervorrufen. Vorsicht ist auch geboten bei Patienten mit Bluthochdruck, Herzschwäche, vorgeschädigten Nieren und schweren Leberfunktionsstörungen.

Erste Hilfe: Wärme bringt meist rasche Linderung

Vielen Rückenschmerz-Betroffenen hilft schlicht und einfach Wärme, meint Orthopäde OA Dr. Mader: „Dabei wird die lokale Durchblutung der betroffenen Körperstellen durch das Eindringen eines wärmenden Wirkstoffs gefördert und die Übertragung der Schmerzsignale blockiert.“ Wärmepflaster und -cremen haben sich in der Anwendung bewährt. Der Wirkstoff Capsaicin bringt rasche und wirksame Linderung, die in zahlreichen Studien bestätigt wurde.

Der Wirkstoff Capsaicin wird aus der Chilischote gewonnen und dringt tief in die betroffenen Körperstellen ein, wo er die lokale Durchblutung der Muskelpartien fördert. Capsaicin spendet Wärme, entspannt die Muskulatur und blockiert die Übertragung der Schmerzsignale. Die rasche und wirksame Linderung wurde in zahlreichen Studien bestätigt.

Kurzfristig kann Wärme sogar wirksamer sein als rezeptfreie Schmerzmittel. Auch Moorbäder versprechen Linderung. Ein Moorbad erfolgt in mit Wasser vermischtem (Bade)torf, der in Mooren abgebaut wird. Moorbäder sind typische Anwendungen in Kurorten, lassen sich aber auch selbst zu Hause in der Badewanne zubereiten.

Torf ist ein sehr guter Wärmespeicher, der die Wärme bei einem Bad langsam an den Körper abgibt – und zwar deutlich langsamer als Wasser. Allerdings sind sogenannte „wässrige“ Moorbäder, die man zu Hause in der Badewanne anwenden kann, weniger wirksam als dickbreiige Moorbäder im Kurbad, da zweitere die Wärme deutlich länger speichern und langsamer an den Körper abgeben.

Etwa 20 Minuten im Kur-Moorbad bei rund 46 Grad Celsius lassen die Körpertemperatur um etwa zwei Grad ansteigen, was einem künstlichen Fieber entspricht. Durch die Erwärmung des Körperkerns entspannt sich die Muskulatur. Moorbehandlungen wird ferner eine nachhaltig entspannende Wirkung auf das Nervensystem zugeschrieben, was wiederum zu einer allgemeinen Entkrampfung der Muskulatur führt.

Den Rücken schulen

Nach Möglichkeit sollte man nach einer Rückenschmerzattacke seine normalen Alltagstätigkeiten so schnell wie möglich wieder aufnehmen. Neben rückengerechtem Verhalten ist stabilisierende Gymnastik sehr zu empfehlen, ebenso Ausgleichssport. „Insbesondere Schwimmen und Radfahren trainieren die Muskulatur und stärken den Rücken. So kann man gezielt erneuten Schmerzattacken vorbeugen“, rät der Facharzt.

„Vor allem Menschen, die immer wieder von Rückenschmerzen gepeinigt werden, sollten auf eine korrekte Körperhaltung sowohl im Sitzen als auch bei ihren alltäglichen Aktivitäten achten und diese trainieren.“ Damit stärken sie die Flexibilität, Kraft und Koordination der Muskulatur und verbessern gleichzeitig ihre Fitness.

————-

Quelle: Online-Umfrage Rückenschmerzen 2016, Das Österreichische Gallup-Institut

Linktipps: