Omega-3-Fettsäuren: wirksamer Entzündungshemmer bei Colitis ulcerosa

Politik & Forschung

Colitis ulcerosa ist eine ist eine in Schüben verlaufende chronisch-entzündliche Darmerkrankung. Bei Betroffenen ist die Darmschleimhaut entzündlich verändert, allerdings ist die Ursache der Entzündung unbekannt. Das Mittel der Wahl in der schulmedizinische Behandlung ist die Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten, meist auf Cortison-Basis. Diese Gruppe von Wirkstoffen, die sich vom Hormon Cortisol ableiten (Kortikoiden) ist wegen möglicher Nebenwirkungen langfristig allerdings nur bedingt einsetzbar. Deshalb widmet die Forschung ihre Aufmerksamkeit zumehmend den Omega-3-Fettsäuren, deren entzündungshemmende Wirkung schon länger bekannt sind.

Die Omega-3-Fettsäure Eicosapentaensäure (EPA) hat bei Patienten mit chronischen Erkrankungen eine entzündungshemmende Wirkung. Sie ist der Hauptbestandteil von Fischöl und ist vor allem in Fischen wie Lachs und dem atlantischen Hering angereichert vorzufinden.

Nachweis für die antientzündlichen Effekte der Eicosapentaensäure

Wissenschaftler der Universität Bologna in Italien untersuchten, ob die isolierte EPA in der Lage ist, Darmentzündungen bei Colitis ulcerosa-Patienten zu reduzieren. Um das Ausmaß der Entzündung abschätzen zu können, nutzten die Wissenschaftler den Entzündungsmarker Calprotectin aus dem Stuhl der Patienten. Es konnte nämlich bereits gezeigt werden, dass die Calprotectin-Konzentration im Stuhl von Patienten mit chronischen Darmentzündungen Hinweise auf den Schweregrad der Erkrankung gibt (Studie von Moein und Kollegen, 2017 in der medizinischen Fachzeitschrift Caspian journal of internal medicine veröffentlicht).

Insgesamt nahmen an dieser Studie ab Juni 2014 zwischen 60 Patienten mit Colitis ulcerosa, die sich in einer Ruhephase der Erkrankung befanden und eine Calprotectin-Konzentration von mindestens 150 μg/g aufwiesen, an der Studie teil. Eine Voraussetzung für die Teilnahme an der Studie war, dass die Patienten ihre Therapie in den vorangegangenen 3 Monaten nicht geändert hatten. Die Wissenschaftler teilten die Patienten nach dem Zufallsprinzip in zwei gleich große Gruppen ein. Während die eine Gruppe 6 Monate lang 2-mal täglich 500 mg isoliertes EPA bekam, erhielt die andere Gruppe stattdessen ein Placebo.

Zu Beginn der Studie, nach 3 und nach 6 Monaten wurden die Patienten untersucht und die Calprotectin-Konzentration in ihrem Stuhl ermittelt. Kam es zu einem Krankheitsschub, wurde auch dann die Calprotectin-Konzentration bestimmt und eine Darmspiegelung durchgeführt.

Kleine Studie, großes Ergebnis?

Die Analyse der erhobenen Daten ergab, dass sich bei mehr als die Hälfte der Patienten (63,3 %), die EPA bekamen, die Calprotectin-Konzentration nach 6 Monaten um mindestens 100 μg/g reduziert hatte. Dies war nur bei 13,3 % der Placebo-Gruppe der Fall. Auch bei der Erhaltung der Ruhephase konnte EPA Erfolge verbuchen. 76,7 % der Patienten waren auch nach 6 Monaten noch in der Ruhephase der Erkrankung, wenn sie EPA nahmen. Wenn die Patienten stattdessen ein Placebo bekamen, konnte nur bei der Hälfte der Patienten die Ruhephase auch nach 6 Monaten noch aufrechterhalten werden. Während der Studie kam es zu keinen ernsten Nebenwirkungen. Die Studie wurde Ende 2016 abgeschlossen und im Jänner 2018 publiziert. (ClinicalTrials.gov Identifier: NCT02179372)

Die 6-monatige Einnahme der Omega-3-Fettsäure EPA reduzierte die Konzentration des Entzündungsmarkers Calprotectin und das Auftreten von Krankheitsschüben bei Patienten mit Colitis ulcerosa. Eventuell könnte EPA dabei behilflich sein, Ruhephasen der Erkrankung einzuleiten und länger aufrechtzuerhalten. Da es sich hier jedoch nur um eine kleine Studie handelt, müsste dies noch durch weitere Studien belegt werden. Vor allem ist noch unklar, welche Dosierung und welche Einnahmedauer für einen therapeutischen Effekt notwendig sind.

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Quelle:

¹ Eicosapentaenoic Acid Reduces Fecal Levels of Calprotectin and Prevents Relapse in Patients With Ulcerative Colitis [Scaioli E, et al. in Clinical Gastroenterology and Hepatology; Jan. 2018; S1542-3565(18)30106-X. doi: 10.1016/j.cgh.2018.01.036.]
² Ernährung und chronisch entzündliche Darmerkrankungen – OEGGH

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