AniMedes kann für Ärzte und Patienten mehr Sicherheit im Aufklärungsprozess schaffen und wurde entwickelt, um eine komplett digitale Abwicklung der präoperativen Patientenaufklärung in Krankenhäusern zu ermöglichen.
Durch die digitale Abwicklung auf Touchpads oder stationären PCs wird sichergestellt, dass alle Informationen dokumentiert werden und nichts vergessen wird. 3D-Animationen in verschiedensten Sprachen können den Patienten ein verständliches Bild ihrer Behandlung vermitteln und tragen dazu bei, das anschließende Aufklärungsgespräch effektiver und zeitsparender zu gestalten.
AniMedes – animierte Patientenaufklärung
Johannes Allesch, mehrfach ausgezeichneter Gesundheitsmanager, ist im Begriff, mit seiner Firmenidee die Patientenaufklärung auf neue Füße zu stellen. „Jeder Arzt führt vor einer Operation ein mündliches Gespräch mit dem Patienten durch“, erklärt Allesch, „doch bei den Aufklärungsmedien sind wir auf dem Stand von vor 50 Jahren. Der Papierbogen ist Standard.“
Hintergrund sei die rechtliche Absicherung: „Der Patient bestätigt mit seiner Unterschrift, dass er verstanden hat, was bei der Operation mit ihm passiert“, erklärt Allesch. Dass dieses Verständnis nicht immer vorhanden ist, ist kein Geheimnis – ja, Allesch selbst hat im Familienkreis erlebt, dass auch um Erklärungen bemühte Ärzte an ihre Grenzen stoßen, wenn es darum geht, Menschen ohne medizinischem Vorwissen bestimmte Eingriffe zu erklären. Kurzfilme statt statische Strichzeichnungen und medizinisches Kauderwelsch – das war die zündende Idee!
Gesagt, getan. Sein damaliges Studium MultiMediaArt gab Allesch das nötige Rüstzeug. Seinen ersten Aufklärungsfilm produzierte er gleich als Diplomarbeit gemeinsam mit Thomas Hölzenbein, dem Leiter der Gefäßchirurgie an den Salzburger Landeskliniken. Gemeinsam gründeten die beiden die Firma AniMedical. Seither wurden knapp 25 Aufklärungsfilme produziert – das Ziel: Patienten Medien in die Hand zu geben, die quasi selbsterklärend sind und auch komplizierte Eingriffe ‚anschaubar ‚ machen.
Nationale und Internationale Auszeichnungen
Nach dem Titel für den WKO-Gesundheitsmanager des Monats August 2014 konnte Allesch mit seinem Unternehmen noch eine weiteren Preis erzielen: AniMedes, eine Kooperation von AniMedical und vielgesundheit.at, hat beim European Youth Award 2014 in der Kategorie „healthcare“ gewonnen! Etwas älter, aber vermutlich vergleichsweise prestigereicher war 2010: Salzburger Wirtschaftspreis für den Businessplan und ebenfalls 2010 der 2. Platz beim österreichweiten i2b Businessplan Wettbewerb.
Gesundheitsnews.at im Interview mit Johannes Allesch
Gesundheitsnews.at: Was ist medizinische Animation?
Johannes Allesch: 3D-Animationen kennt man bereits seit den Neunzigern aus Kinofilmen, inzwischen ist beinahe jeder Zeichentrickfilm auch 3D-animiert (z.B. Shrek, Frozen, Ich einfach unverbesserlich, etc…). In der medizinischen Animation verwenden wir genau die gleiche Technik zur Darstellung komplexer medizinischer Vorgänge.
So nutzen wir den „Zeichentrickeffekt“ der Animation, also die bewusste Abstraktion der Operationsvorgänge, um genau das hervorzuheben, was für das Verständnis wichtig ist. So können wir einfach und schematisch, aber immer noch medizinisch korrekt, hochkomplexe Eingriffe für jedermann verständlich machen.
Gesundheitsnews.at: Wie kamen Sie auf die Idee?
Johannes Allesch: Mein medizinisches Interesse war immer schon stark ausgeprägt. Als ich einmal in einem Aufklärungsgespräch vor einer Operation erlebt habe, wie schwierig es sein kann die Vorgänge bei der Behandlung eingehend zu erklären, habe ich beschlossen mein Studium (MultiMediaArt mit Schwerpunkt 3D-Animation) auf die Medizin auszuweiten.
Die nächsten Schritte hin zu AniMedical waren Praktikum und Diplomarbeit, mit denen ich mich weiter auf medizinische Animationen spezialisiert habe. Die Firmengründung nach meinem Abschluss war dann ein ganz logischer Schritt.
Gesundheitsnews.at: Welche Therapien/Krankheitsbilder sind aktuell erfasst?
Johannes Allesch: Wir haben derzeit etwa 25 Operationen/Behandlungen in Filmen umgesetzt. Diese sind zurzeit hauptsächlich in den Fachgebieten der Urologie, Kardiologie, Anästhesie und Unfallchirurgie/Sporttraumatologie angesiedelt.
Gesundheitsnews.at: Wer sind Ihre Kunden/Kooperationspartner?
Johannes Allesch: In den letzten Jahren haben wir viele Kooperationspartner gefunden. Mit der MedizinMediathek vielgesundheit.at verbindet uns eine enge Entwicklungs- und Vertriebspartnerschaft für unsere digitale Patientenaufklärungssoftware „AniMedes“. Ein weiterer wichtiger Kooperationspartner ist Microsoft Healthcare.
Als Kunden sprechen wir für unsere Software AniMedes vor allem Krankenhausbetreiber an, um die digitale Aufklärung mit 3D-Animationsfilmen einzuführen. Bei Einzelaufträgen arbeiten wir hauptsächlich für Pharmakonzerne oder medizinisch-technische Hersteller, die beispielsweise Produktvisualisierungen von uns bekommen.
Gesundheitsnews.at: Wie funktioniert Ihr Geschäftsmodell?
Johannes Allesch: Das Geschäftsmodell in der Patientenaufklärung funktioniert wie die bisher am Markt vertretenen Produkte auch: Als Lizenzmodell. Jeder Durchlauf durch die Software, bei der sich ein Patient mit Filmen über die bevorstehende Behandlung informiert, hat einen bestimmten Lizenzpreis im Centbereich. So ist garantiert, dass große wie auch kleine Krankenhäuser die gleichen fairen Preise bezahlen und die Aufklärung mit Filmen für alle leistbar bleibt.
Bei den zuvor bereits erwähnten Filmen für medizinisch-technische Hersteller und Pharmafirmen handelt es sich meist um herkömmliche Auftragsarbeiten.
Gesundheitsnews.at: Probleme – z.B. rechtlicher Art – gibt es?
Johannes Allesch: Die Aufklärung mit Filmen anstatt Papierbögen ist eine Neuerung, die medizinjuristisch teilweise noch nicht ausjudiziert wurde. Zudem stellt die digitale Filmaufklärung natürlich Ansprüche im Bereich der Archivierung und der klinikinternen technischen Voraussetzungen (Server, WLAN, etc.). Hier ist als Beispiel der erhöhte Datenschutz für die digitale Speicherung von Patientendaten zu nennen, die unsere Software erfüllen muss.
Darüber hinaus müssen digitale Dokumentations- und Aufklärungstools wie AniMedes zunächst den Beweis erbringen, dass die Aufklärung und deren Dokumentation mindestens genau so gut, wenn nicht sogar besser funktioniert als bei herkömmlichen Papierbögen.
AniMedes wird mit jeder neuen Version juristisch und datenschutztechnisch eingehend geprüft. So ist für unsere Kunden sichergestellt, dass die gesetzlichen und technischen Rahmenbedingungen eingehalten werden.
Gesundheitsnews.at: Gibt es – und wenn ja welche – Vorbehalte seitens der Ärzteschaft?
Johannes Allesch: Wie bereits erwähnt muss ein neues Produkt immer den Standards des Vorgängers gerecht werden. Um diesen Vergleich auch transparent darzustellen, haben wir mehrere Patientenstudien an österreichischen Kliniken gestartet. In diesen Studien untersuchen wir nicht nur den Wissensstand der PatientInnen im Vergleich zu papierbasierten Informationsmedien, sondern auch Begleiteffekte wie die Nervosität der PatientInnen, die für die Aufklärung notwendige Zeit, sowie diverse ökonomische Faktoren.
Grundsätzlich gibt es auch beim jetzigen Standard der Aufklärung verschiedene Geschmäcker und Vorlieben. Daher kann eine einzige Version unserer Software und unserer Aufklärungsfilme zum Beispiel für ÄrztInnen im Krankenhaus ideal sein, für FachärztInnen in den eigenen Ordinationen aber (noch) nicht. Manche ÄrztInnen gehen die Informationsbögen ganz ausführlich mit ihren Patienten durch, manche geben die Bögen zunächst mit und besprechen zu einem späteren Zeitpunkt die Operation. Manche wollen gar keine Filme verwenden. Hier arbeiten wir an einer möglichst großen Flexibilität der Software, um den verschiedenen Situationen und Ansprüchen gerecht zu werden.
Insgesamt ist seitens der Ärzteschaft ein überwiegend positives Feedback zu hören. Wie überall gibt es Skepsis, die meisten empfinden aber eine zusätzliche Informationsmöglichkeit für Patienten mit Filmen als hilfreich und zukunftsreich.
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Quellen:
AniMedical
AniMedes (mittlerweile offline)
Patientenaufklärung: Der Umstieg von Papier auf digitale Tools lohnt sich (2023 update)
Linktipps:
- vielgesundheit.at – MedizinMediathek wird zu digitalem Gesundheitscampus
- Nur 11 Prozent der Gesundheits-News stimmen
- Schmerzpatienten besser verstehen
- Vimeo – Animedical
- Musik gegen Ängste und Schmerzen bei Operationen?