FSME-Impfung und die häufigsten Irrtümer rund um Zecken in Österreich

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Die Zahlen der jährlichen FSME-Erkrankungsfälle in Österreich sprechen eine deutliche Sprache. Gab es 1979, bei einer Impfrate von lediglich 3%, 677 hospitalisierte Fälle von FSME (Frühsommermeningoenzephalitis), waren es 2015 nur 64 Fälle (1), bei einer Impfrate von 85% (jemals geimpfte ÖstereicherInnen). Man kann also behaupten, dass dem Großteil der Bevölkerung die Gefahr der FSME bewusst ist. Dennoch gibt es Themenbereiche, die in Bezug auf FSME gerne unterschätzt oder vergessen werden. Vor allem halten sich viele Irrtümer über Zeckenbissen hartneckig.

Da in Österreich immer noch FSME-Fälle auch mit bleibenden Schäden und Todesfolge diagnostiziert werden, sind weitere Anstrengungen notwendig, um die Anzahl der Erkrankungen weiter zu reduzieren bzw. niedrig zu halten.

Fakten, Halbwahrheiten und Irrtümer über Zecken und FSME

Zecken fallen nicht von Bäumen

Ein häufiger Irrglaube ist, dass Zecken nur auf Bäumen warten, um sich dann auf Menschen fallen zu lassen. Bevorzugte Lebensräume sind jedoch auch schattige Wiesen und feuchte Jungwälder, Gebiete um Seen und Flüsse, Waldlichtungen und Waldränder.

Es gibt sie auch in der Stadt

Zecken halten sich nicht ausschließlich im Wald auf. Die Spinnentiere befinden sich auch in Parks, auf Sportplätze oder in Gärten.

Es gibt Zecken auch über 1000 Meter Seehöhe

Wissenschaftliche Untersuchungen kamen zu dem Ergebnis, dass bis in etwa 1.200 m Höhe (in einigen Fällen sogar bis 1.500 m Höhe) auch mit Zecken gerechnet werden muss. (2) Dies betrifft speziell Outdoor-Sportler wie Wanderer, Mountainbiker und Bergsteiger.

Zecken sollte man nicht mit Öl entfernen

Nach einem Zeckenstich sollte keinesfalls Öl, Nagellack oder Klebstoff auf den Zeck aufgetragen werden, um ihn zu entfernen. Dadurch erstickt der Zeck und kann im Todeskampf Bakterien (Borrelien) in das Blut abgeben. Am einfachsten lässt sich eine Zecke mit einer speziellen „Zeckenpinzette“ entfernen.

Zecken sind von März bis November aktiv

Durch den stetigen Temperaturanstieg beginnt die Zeckensaison früher und dauert länger. Die Zecken werden aktiv, wenn die Bodentemperatur auf rund sieben Grad Celsius ansteigt.

Lange Kleidung ist kein effektiver Schutz vor Zecken

Zecken sind exzellente Kletterer. Offene Schuhe, kleine Risse in der Kleidung oder grobes Gewebe reichen dem Spinnentier, um sich irgendwo an eine freie Hautstelle zu gelangen.

Schnelles Entfernen der Zecke schützt nicht vor einer möglichen FSME-Infektion

Auch eine rasche Entfernung nach einem Stich kann nicht gewährleisten, dass es zu keiner Ansteckung mit dem FSME-Virus kommt. Das Virus wird meist bereits nach dem Einstich übertragen und nicht, wie oft geglaubt, erst durch das Vollsaugen der Zecke.

Zecken können durch Waschen der Kleidung nicht abgetötet werden

Studien haben bewiesen, dass ausgewachsene Zecken, aber auch junge Nymphen, Waschgänge problemlos überleben können. Sobald sie wieder an der Luft sind, werden sie wieder aktiv und können stechen. (3)

Zecken stechen, sie beißen nicht

Ähnlich wie die Stechmücke, sticht die Zecke mit einem „Stechrüssel“ in das Gewebe der Haut und saugt so das Blut des Gestochenen. Der Stechrüssel besitzt kleine Widerhaken, wodurch die Zecke fest in der Haut steckt.

Was tun, wenn man einen „Zeckenbiss“ hat?

An erster Stelle, nach dem Entfernen des Unholds, steht die Beobachtung der Bissstelle, rät Hannes Stockinger vom Institut für Hygiene und angewandte Immunologie der Medizinuni Wien. Kommt es zu einer ringförmigen Rötung, Wanderröte oder Erythema migrans genannt, handelt es sich ziemlich sicher um eine Lyme-Borreliose Infektion. Anders als bei dem durch Zecken weitergereichten FSME-Virus, gibt es nachg wie vor keine Impfung gegen Borrelien.

Als Therapiemaßnahme wird ein Antibiotikum verabreicht, um die Eindringlinge abzutöten.

Bleibt die Rötung aber verborgen oder tritt sie erst gar nicht auf, wie es bei zwei Drittel der Betroffenen der Fall ist, kann eine mögliche akute Infektion unentdeckt bleiben. Erst spätere Symptome wie grippeähnliche Erscheinungen Gelenks- oder Muskelschmerzen können auf die Erreger hinweisen.

Was ist FSME?

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine Viruserkrankung, die zur Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute und/oder des Zentralnervensystems führen kann. Rund 30% der Infizierten werden tatsächlich krank. Die Dauer vom Zeckenstich bis zum Ausbrechen der Erkrankung (Inkubationszeit) schwankt zwischen wenigen Tagen und einem Monat. Die Krankheit verläuft typischerweise in 2 Phasen: in der ersten Phase treten grippeartige Symptome auf wie Fieber, Kopfweh und Gliederschmerzen. Bei ca. einem Drittel der Infizierten kommt es nach einem symptomfreien Intervall von etwa einer Woche zur zweiten Phase, in der die Krankheit auf das zentrale Nervensystem übergeht.

Je nach Schwere der Erkrankung kommt es zu entsprechenden Symptomen: starke Kopfschmerzen, hohes Fieber bis über 40 Grad, Nackensteifigkeit, Verwirrtheit und/oder Bewusstseinsstörungen. Es kann auch zu Lähmungserscheinungen, Gangstörungen, Krampfanfällen und/oder Atmungsstörungen kommen. Im schlimmsten Fall kann die Erkrankung tödlich enden (bei 0,5-2% der Betroffenen). (4)

Was kann vor FSME schützen?

Insektenabwehrmittel halten die Zecken zwar auf Abstand, schützen jedoch nicht vor einer FSME-Infektion, sollte es zu einem Stich kommen. Die jährlichen Erkrankungszahlen sind seit den 80er Jahren deutlich zurückgegangen, trotzdem erkranken in Österreich noch immer zwischen 50 und 100 Menschen jährlich, die überwiegend nicht geimpft oder deren Impfung unregelmäßig aufgefrischt war.
„Da FSME-Viren durch Zeckenstiche übertragen werden, kann man den Erreger nicht ausrotten, wie etwa bei Pocken oder Masern, wo eine alleinige Mensch zu Mensch Übertragung stattfindet.

Mittels der FSME-Impfung* kann sogenannte Krankheitskontrolle erreicht werden, d.h. jeder Einzelne muss durch eine Impfung geschützt werden, um die Erkrankung zu verhindern. Es nützt nichts, wie etwa bei Masern, wenn andere geimpft sind“, sagt Univ.-Prof. Dr.med. Ursula Kunze, Generalsekretärin des Vereins zur Förderung der Impfaufklärung.

Generell sind drei Subtypen des FSME-Virus (Fernöstlicher, europäischer, sibirischer Subtyp) bekannt. In unseren Breiten ist der europäische Subtyp zwar vorherrschend, trotzdem tauchen immer häufiger andere Virussubtypen in für sie unüblichen Regionen auf. Dies tritt ein, wenn Zecken beispielsweise Zugvögel als „Taxi“ verwenden und sich so in anderen Gebieten niederlassen. Der nun seit 40 Jahren in Österreich produzierte Impfstoff generiert die Produktion von Antikörpern, die alle bekannten FSME-Virus Subtypen gleichermaßen neutralisieren. (5)

Wer impft wann und wo?

In den meisten Fällen werden die Impfungen durch die Hausärztin oder den Hausarzt durchgeführt. Darüber hinaus kann man sich auch bei der Amtsärztin oder dem Amtsarzt in der Bezirkshauptmannschaft impfen lassen. Neben diesen Stellen führen vermehrt Schulen, größere Betriebe oder Gemeinden Impfaktionen durch.

Grundsätzlich ist es wichtig zu wissen, dass frühestens nach 2 Teilimpfungen, die je nach Impfstoff in einem bestimmten Abstand durchgeführt werden sollten, ein Schutz vor FSME Erkrankung gegeben sein kann. Die Grundimmunisierung besteht aus insgesamt 3 Teilimpfungen.

Anschließend müssen die Auffrischungstermine eingehalten werden, da ansonsten Lücken im Impfschutz entstehen können. Nach Abschluss der Grundimmunisierung muss nach 3 Jahren zum ersten Mal aufgefrischt werden. Danach beträgt das Impfintervall 5 Jahre.

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Quellen:

1 Virusepidemiologische Information 1/2016: http://www.virologie.meduniwien.ac.at/home/upload/vei/2016/0116.pdf
2 Medizinische Universität Wien. Prof. Franz X. Heinz. In: http://www.virologie.meduniwien.ac.at/home/upload/vei/2008/1708.pdf
3 John Carroll. US Departement of Agriculture. In: https://www.sciencedaily.com/releases/2007/10/071006083356.htm
4 European Center for Disease and Control. Factsheet: Tick-borne encephalitis. In: http://ecdc.europa.eu/en/healthtopics/emerging_and_vector-borne_diseases/tick_borne_diseases/tick_borne_encephalitis/basic_facts/Pages/factsheet-health-professionals.aspx
5 Orlinger K, et al. A tick-borne encephalitis virus vaccine based on the European prototype broadly reactive cross-neutralizing antibodies in humans. JID 2011;203:1556-1564
6 Österreichischer Impfplan. In: http://ww.bmg.gv.at/home/Impfplan
7 Impfstellen Österreich – Bundesländer Übersicht

Linktipps:

* Die FSME-Impfung bietet ausschließlich einen Schutz vor der Frühsommermeningoenzephalitis (FSME), nicht vor anderen durch Zecken übertragenen Krankheiten wie Borreliose



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