Hund und Pferd in der (Psycho)-Therapie

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Ob im sozialen Kompetenztraining oder im Aktivieren der Sinne – Tiere sind ein idealer Trainingspartner und Unterstützer bei Therapien aller Art. In rund 300 Teams an rund 150 Institutionen wird in Österreich mittlerweile die tiergestützte Therapie eingesetzt. Wir haben recherchiert, warum gerade Hunde und Pferde die idealen Trainingspartner sind und was für den Behandlungserfolg wichtig ist.

Die Gegenwart von Tieren kann Patienten sowohl beruhigen als auch aktivieren. Gerade Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, wie z.B. Depressionen, Burnout oder Angstzuständen erleben durch tiergestützte Therapie eine deutlichen Verbesserungen ihres Gesundheitszustandes.

Zahlreiche Studien und Untersuchungen belegen, dass das Zusammenleben und die Einbeziehung von Tieren die menschliche Kommunikation verbessern und außerdem beim Erproben von neuen Verhaltensweisen unterstützen. Auch die positive Wirkung auf Menschen mit Demenzerkrankungen ist wissenschaftlich bestätigt – es gibt sogar Studien, die belegen, dass Medikamente besser wirken können, wenn Tiere in die Therapie eingebunden sind.

Hundeunterstützte Psychotherapie erweitert die sozialen Kompetenzen

Damit ein Hund stehen bleibt oder folgt, muss die Bezugsperson klare Signale aussenden und eindeutig zeigen und einfordern, welches Verhalten gewünscht wird. Es geht um Raum geben und Raum nehmen. Die Kommunikation mit den Tieren erfolgt auch nonverbal über Körperhaltung, Befindlichkeit und Mimik. Die Erfahrung zeigt, dass die Erkenntnisse daraus sich sehr gut auf soziale Interaktionen im Alltag der Patienten umlegen lassen: „Wie vertrete ich meine Bedürfnisse und Wünsche? Wie kann ich ganz bei mir und doch in Resonanz sein.“

Wenn man mit einem Hund arbeitet, muss man achtsam und konzentriert sein: bewusst die Umwelt, den Hund und sich selbst wahrnehmen und situationsangemessen entscheiden. In der Hundeführung wird bewusst auch auf den Atem und auf die innere Haltung geachtet, die wiederum auf die äußere Haltung und als Signal auf den Hund wirken.

Selbstwirksamkeit wird so unmittelbar fühl- und erfahrbar: Das Führen eines Hundes, die Anspannung und Entspannung der Leine, machen die eigenen Handlungsmöglichkeiten erleb- und sichtbar. Zusätzlich erhöht die Hundeführung die soziale Sichtbarkeit bzw. Attraktivität: man wird leichter wahrgenommen und öfter angesprochen.

Vor allem für Patienten, die Schwierigkeiten haben, auf andere Menschen zuzugehen, bietet ein Hund eine gute Anknüpfungsmöglichkeit: das Sprechen über den Hund, small talk rund um die Tiere sind Themen, die auf der Hand liegen. Das Zugehen auf fremde Personen, mit denen man sonst gar keinen Grund hätte zu sprechen, wird erleichtert, der Schritt raus aus Einsamkeit und Isolation wird einfacher.

Wie im Zusammensein mit Menschen, werden auch beim Umgang mit Tieren positive wie negative Erfahrungen erlebt: Reibungspunkte, Unverständnis, Meinungsverschiedenheiten gehören da ebenso dazu wie das Gefühl des Vertrauens, der Verbundenheit, Sicherheit und Zugehörigkeit.

Tiergestützte Therapie mit Pferden: Klare Sprache erforderlich

Auch tiergestützte Therapie mit Pferden hat gute Erfolge aufzuweisen. „Es geht dabei um den Kontakt mit den Tieren. Die Patienten reiten nicht, sondern arbeiten vom Boden aus“, erläutert Dr. Ursula Eichberger, Ärztin für Psychotherapeutische Medizin. Die Patienten kommen üblicherweise zu 90-minütigen Therapieeinheiten, wobei immer zwei Patienten mit einem Pferd arbeiten. „Dabei wird sowohl die Mensch-Tier-Kommunikation als auch die Interaktion zwischen den Menschen trainiert.“

Themen an denen in der Therapie mit Pferden gearbeitet wird: Grenzen setzen, Aufmerksamkeit und Konsequenz, Vertrauen und Kontrolle. „Pferdetherapie ist gut geeignet für Menschen mit Angst- und Panikattacken, Konzentrationsproblemen, Selbstwertproblematik und Depression. Und tut außerdem allen gut, die Tiere gerne mögen oder früher schöne Zeiten mit Pferden erlebt haben.“

Pferde akzeptieren den Menschen sehr rasch als Leittier, wenn er sich entsprechend benimmt. Da Pferde sehr gut darin sind, minimale unbewusste Signale zu interpretieren, müssen Patienten mit aussagekräftigen Kommandos und einer klaren Körpersprache arbeiten. „Das ist ein Lernprozess“, weiß die Expertin, „der natürlich auch auf das Auftreten im Alltag Auswirkungen hat.“

Viele Patienten sind anfangs ängstlich im Umgang mit den doch meist sehr großen Tieren. Sie lernen dann aber rasch, dass die Angst weniger wird, wenn man sich der Situation stellt. Vor allem für Patienten mit Angststörungen kann das sehr heilend wirken und das Selbstwertgefühl steigern.

Beispiele für Übungen:

  • Der Patient führt das Pferd, so, dass es ihn nicht überholen darf. Dabei ist es wichtig, dass der Patient konzentriert und fokusiert ist, da das Pferd ansonsten vom Weg abweicht
  • Gezieltes Bewegen: Es geht darum, durch stufenweisen Druckaufbau das Pferd in eine bestimmte Richtung zu bewegen
  • Auch Entspannungs- und Atemübungen sind Teil des Programms, damit sich Mensch und Pferd aufeinander einstimmen können

Ursprünge der tiergestützten Therapie

Ihren Ursprung hat die tiergestützte Therapie in den 1960er-Jahren der USA: Ein junger Patient des Kinderpsychotherapeuten Boris M. Levinson kam zufällig in Kontakt mit einem Hund. Der Bub war bis dahin sehr verschlossen, wurde nach dem Kontakt aber deutlich offener und ging viel mehr aus sich heraus.

In Österreich kommt die tiergestützte Therapie seit den 1990er-Jahren zum Einsatz. Im psychotherapeutischen und psychiatrischen Bereich gehört die tiergestützte Therapie fast schon zum Standardreportoire, wobei nicht alle Kliniken entsprechende Angebote haben. Am ehesten findet man entsprechende Möglichkeiten in privaten Therapieeinrichtungen.

Das größte Angebot an tiergestützter Therapie in Österreich

Die Privatklinik St. Radegund hat österreichweit das umfangreichste Angebot im Bereich der tiergestützten Therapie: 14 Therapiehunde sowie einige Therapiepferde sind im Einsatz. In der größten psychiatrischen Rehabilitationsklinik Österreichs gibt es aktuell 165 Therapieplätze; mehr als 100 Mitarbeiter kümmern sich um das Wohlergehen der Patienten.

Mehr als zehn verschiedene Therapieformen sind Teil des integrativen Behandlungskonzepts. „Die hundeunterstützte Psychotherapie bietet unseren Patienten eine zusätzliche Möglichkeit, das in anderen Therapieformen Gelernte in die Praxis umzusetzen und die unmittelbare Wirkung mit allen Sinnen zu erleben“, erläutert Therapeutin Karin Abeska.

Die systemische Psychotherapeutin mit dem Schwerpunkt hundeunterstützte Psychotherapie bietet zusätzlich, als optionale Wahltherapie, die hundeunterstützte Einzel- und Gruppenpsychotherapie an. Eine Besonderheit: Nach ärztlicher Absprache und Führtraining können die Patienten in den therapiefreien Zeiten mit den Hunden auch alleine spazieren gehen oder sie im Therapiezimmer besuchen.

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