HIV-Prophylaxe wird erschwinglich, Safer Sex dennoch unumgänglich

HIV-Prophylaxe wird

Menschen mit hohem HIV-Risiko können hierzulande seit 2017 ein vorbeugendes Medikament bekommen – jetzt auch zu einem verhältnismäßig günstigen Preis. Die medikamentöse Prä-Expositionsprophylaxe – abgekürzt PrEP – kann das Risiko einer HIV-Infektion dramatisch verringern. Durch Ablauf des Patentschutzes des Medikaments Truvada sind wesentlich günstigere Generika auf den Markt gekommen. Eine Studie des Instituts für HIV-Forschung der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) liefert erstmals umfassende Daten zur so genannten PrEP-Anwendung.

HIV/AIDS: Präexpositionelle Prophylaxe

PreP steht für Prä-Expositionsprophylaxe (Vor-Risiko-Vorsorge). Es handelt sich dabei um eine medizinische Präventionsmaßnahme zum Schutz vor Infektion bei zu erwartendem Infektionsrisiko. dabei erfolgt eine präventive Einnahme von antiretroviralen Medikamenten zum Schutz vor einer möglichen HIV-Infektion vor dem Eingehen risikobehafteter Sexualkontakte. Menschen, die nicht mit HIV infiziert sind, aber ein erhöhtes Risiko haben, nehmen ein Medikament mit zwei Wirkstoffen ein, damit sich das HI-Virus im Körper nicht vermehrt. Das Präparat verhindert eine Ansteckung so zuverlässig wie Kondome. Voraussetzung für die Schutzwirkung ist, dass die Tabletten regelmäßig eingenommen werden.

Gesunde Männer mit hohem Risiko können also täglich ein HIV-Medikament mit den Wirkstoffen Emtricitabin und Tenofovir einnehmen. Die Einnahme muss zwingend ärztlich begleitet werden, die Untersuchungen werden aber von den Krankenkassen genausowenig wie das Medikament selbst bezahlt.

Trotz der anfangs hohen Kosten wurde und wird die PrEP als sinnvolle Möglichkeit zur Prävention angesehen, vor allem wenn andere Maßnahmen zur Risikoreduktion nicht angewendet werden können. Zielgruppe:

– Männer, die Sex mit anderen Männern haben, vor allem bei häufigem Partnerwechsel.
– Personen, die häufig ihren Sexualpartner wechseln, vor allem in Ländern mit hohem Vorkommen von HIV.
– Personen, die mit einer HIV-positiven Partnerin/einem HIV-positiven Partner zusammenleben, die/der unbehandelt ist.
– Personen, die aktiven intravenösen Drogenkonsum mit hohem Risiko für HIV-Ansteckung (z.B. gelegentlicher Nadelaustausch etc. ) betreiben.

PrEP wird in Deutschland gut angenommen: Die Zahl der Nutzer ist seit Oktober 2017 rasant gestiegen. Rund 4.500 Menschen schützen sich bereits mit Medikamenten. Das geht aus der Studie „PreP in Deutschland“ (PRIDE) hervor, die erstmals umfassend diese HIV-Prophylaxe untersucht hat. Studienleiter Prof. Dr. Hendrik Streeck, Direktor des Instituts für HIV-Forschung, stellte die Ergebnisse jetzt vor. „Die PrEP etabliert sich in Deutschland schneller als in vielen anderen Ländern. Das Interesse in der Zielgruppe ist hoch. Eine erfreuliche Entwicklung: Die neue Schutzmethode kann zahlreiche Menschen vor HIV bewahren und so dazu beitragen, dass die Zahl der Neuinfektionen sinkt“, sagt Hendrik Streeck.

PrEP auch für Niedrigverdiener verfügbar machen

Das Originalmedikament Truvada, in den USA seit 2012 und in Deutschland seit Herbst 2016 für das PrEP-Programm zugelassen, kostete anfangs mehr als 800.- Euro im Monat und war damit für die meisten unerschwinglich. Seit Oktober 2017 ist die HIV-Prophylaxe in Deutschland für Menschen mit hohem Ansteckungsrisiko verhältnismäßig günstig zu haben weil der Patentschutz für das Originalmedikament Truvada ausgelaufen ist. Generika kosten nun nurmehr 50.- bis 70.- Euro für eine Monatspackung.

Bislang sei der typische PrEP-Nutzer ein 38 Jahre alter deutscher, schwuler Mann mit Abitur und überdurchschnittlich hohem Einkommen, erläutert Streeck. Der Grund: Unterm Strich müssen PrEP-Anwender je nach Bundesland und Arztpraxis zusätzlich zum Medikament noch bis zu 100 Euro monatlich auf den Tisch legen, denn es kommen regelmäßige Laboruntersuchungen hinzu. Schlechterverdienende können sich das nicht leisten, und die Krankenkassen übernehmen die Kosten bisher nicht.

Ärztliche Begleitung ist wichtig, Safer Sex unumgänglich

Auch in der Aufklärung über die PrEP sieht das Team um Prof. Streeck noch Handlungsbedarf, denn dDiese medizinische Intervention schützt nicht gegen andere sexuell übertragbare Erkrankungen. Deshalb bleiben Maßnahmen zu ihrer Prävention (Kondome!) sowie der Früherkennung wichtig.

Die Studie deutet darauf hin, dass viele Anwender das Medikament nur phasenweise verwenden, etwa um bei einem bestimmten Anlass geschützt zu sein. Einige Studien und Erfahrungen in anderen Ländern legten nahe, dass dies möglich sei, aber die Datenlage sei noch dünn, betont Streeck. Ärztliche Beratung und regelmäßige Untersuchungen seien auf jeden Fall unerlässlich. Denn eine unsachgemäß durchgeführte PrEP könne zu HIV-Infektionen und zur Resistenzbildung des Virus gegen das Medikament führen.

„Keine Frage, die PrEP ist als neue Methode Chance und Herausforderung für das Medizinsystem. Unser Ziel muss sein, dass den Anwendern alle Vorteile und Nachteile der PrEP genau erklärt werden. PrEP schützt gut gegen HIV, aber nicht gegen andere sexuell-übertragbaren Erkrankungen. Umso wichtiger ist es, dass dies durch den Arzt begleitet wird“, sagt der Forscher.

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Quelle:

¹ www.hiv-forschung.de
² Medikament zur HIV-Prophylaxe wird bezahlbar

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