Während annhaltende Schmerzen hinter dem Brustbein, Atemnot und Schmerzen im Oberbauch, ein massives Engegefühl und kalter Schweiß üblicherweise klare Anzeichen für einen Herzinfarkt sind, treten diese Symptome bei Menschen mit Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) schwächer auf oder fehlen ganz.
Bei Diabetikern, die einen Herzinfarkt erleiden, fehlen meist die infarkttypischen heftigen Brustschmerzen und damit das entscheidende Warnzeichen für ihre lebensbedrohliche Situation. Die Deutsche Herzstiftung möchte Bewusstsein bei Betroffenen und deren Angehörigen schaffen und hat nun einen neuen Ratgeber dazu herausgegeben.
Zivilisationskrankheit Diabetes
Ein paar Zahlen: Aktuell gibt es in Österreich etwa 600.000 Menschen, die an Diabetes mellitus erkrankt sind. Alle 50 Minuten stirbt in Österreich ein Mensch an den Folgen des Diabetes – das sind 10.000 Menschen im Jahr. Jedes Jahr werden in Österreich zudem 2.500 Amputationen an Patienten mit Diabetes mellitus vorgenommen. Das sind 62 % aller Amputationen. In Deutschland liegt die Zahl der an Diabetes mellitus erkrankten Menschen bei ca. sieben Millionen.
Herzinfarkt und Schlaganfall sind die häufigsten Todesursachen bei Diabetikern
Diabetiker haben oftmals eher Angst vor den typischen Spätkomplikationen bei Diabetes wie Erblindung, Nierenversagen oder Amputation, unterschätzen jedoch die erhöhte Gefahr für Herzinfarkt und Schlaganfall. Tatsache ist, dass die meisten Todesfälle bei Diabetikern auf Herzinfarkt und Schlaganfall zurückzuführen sind.
„Gerade langjährige Diabetiker haben häufig ein sehr schwaches Schmerzempfinden für typische Herzinfarkt-Warnsymptome wie Brustschmerzen, so dass für diese Patienten der Herzinfarkt oft das erste Symptom einer schon lange bestehenden Verkalkung der Herzkranzgefäße ist“, berichtet Prof. Dr. med. Dr. h. c. Diethelm Tschöpe vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung.
Bei Diabetikern führt die lang bestehende Überzuckerung zur Störung des Nervensystems, so dass sie die typischen Brustschmerzen als Folge der Durchblutungsstörung des Herzmuskels nicht spüren.
Ratgeber soll Bewusstsein schaffen
In dem kostenfreien Herzstiftungs-Ratgeber „Herzprobleme bei Diabetes: Was tun?“, der unter www.herzstiftung.de/diabetes.html (Tel.: 069 955128400, E-Mail: bestellung@herzstiftung.de) angefordert werden kann, erläutert Prof. Tschöpe u. a., mit welchen Vorboten sich Komplikationen bei Diabetes oder bei einer Herzerkrankung ankündigen und wie sich Diabetespatienten vor ihnen schützen können.
Ein chronisch hoher Blutzucker begünstigt die Arteriosklerose als Ursache von Herzinfarkt und Schlaganfall, so dass bei Männern mit Diabetes das Herzinfarktrisiko um das Zwei- bis Vierfache und bei Frauen um das Sechsfache (nach der Menopause noch mehr) erhöht ist.
Vor Infarkten schützen: beim Hausarzt Risikofaktoren überprüfen lassen
Diabetespatienten, aber ebenso Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit (KHK), sollten von ihrem Hausarzt die Herzinfarkt-Risikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhter Blutzucker, zu hohe Cholesterin- und Triglyceridwerte sowie Übergewicht überprüfen lassen, wie der Direktor des Diabeteszentrums am Herz- und Diabeteszentrum NRW Bad Oeynhausen fordert: „Diabetes und Herzerkrankungen sind eine gefährliche Kombination.
Weil Diabetes- und KHK-Patienten häufig über Jahre hinweg nur von ihrer jeweils einen Erkrankung, aber nichts von der anderen wissen, sind sie stark infarktgefährdet – und das obwohl sie womöglich seit Jahren in fachärztlicher Behandlung sind.“
Klagt etwa ein Diabetespatient über häufige Atemnot, kann das ein Anzeichen einer Herzschwäche als Folge einer nicht behandelten KHK und eines nicht erkannten Bluthochdrucks sein. Bei Patienten mit einer KHK oder einer anderen Herzkrankheit liegt die Wahrscheinlichkeit einer Diabeteserkrankung bei über 60 %.
Allein bei Patienten mit chronischer Herzschwäche leidet etwa ein Drittel der Betroffenen zugleich an Diabetes. Der erhöhte Blutzucker schädigt alle Gefäße und begünstigt damit das Entstehen und Fortschreiten der Herzschwäche. „Herzpatienten mit KHK, Herzschwäche oder Vorhofflimmern sollten deshalb bei ihrem Arzt in regelmäßigen Abständen auch ihren Blutzuckerwert (Nüchternblutzucker) messen lassen und auf diese Blutuntersuchung bestehen.“
Blutzuckertests sind einfach vom Hausarzt oder Internisten und Diabetologen durchzuführen: Wenn zwei unterschiedliche Blutzuckermessungen, die aus dem Blut z. B. in der Fingerspitze gewonnen sind, Werte über 126 mg/dl ergeben, steht die Diagnose: Diabetes.
Alternativ kann man einen standardisierten Blutzuckerbelastungstest durchführen: Wenn zwei Stunden nach Einnahme von Glukose (Traubenzucker) der Wert bei über 200 mg/dl liegt, hat der Patient Diabetes.
Eine sofortige konsequente Behandlung zur Normalisierung der Blutzuckerwerte ist wichtig, damit die Blutgefäße durch den hohen Blutzucker nicht beschädigt und damit die Sauerstoffversorgung des Herzens und des ganzen Organismus nicht beeinträchtigt werden.
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Quellen:
¹ Deutsche Herzstiftung e.V.
² Face Diabetes – Initiative der Österreichischen Diabetes Gesellschaft
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