Neurodermitis-Behandlungen im Vergleich

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Bei der Neurodermitis (atopische Dermatitis bzw. atopisches Ekzem) handelt es sich um eine chronisch entzündliche, mit Juckreiz einhergehende Hauterkrankung im Rahmen einer generellen Überreaktion, meistens auf äußere Faktoren (Atopie).

Die Neurodermitis ist keine gefährliche Krankheit, doch die Rötung der Haut, mit Schwellungen, Schuppung und teilweise Bläschenbildung (vor allem der Hand- und Fußflächen) ist für die Betroffenen extrem unangenehm.

Trotz mannigfacher Behandlungsmöglichkeiten in der Schulmedizin, sowie mehreren alternativen Behandlungsformen, gilt die Krankheit derzeit als noch nicht heilbar. Eine Studie hat nun erstmals eine vergleichende Übersicht der Neurodermitisbehandlungen durchgeführt um die Wirksamkeit der einzelnen Behandlungsoptionen zu erforschen.

Wer unter Neurodermitis leidet, dem stehen viele verschiedene Behandlungsoptionen offen. Aber welche davon sind wirklich wirksam? Die Datenlage hierzu variiert deutlich – zu manchen Behandlungsansätzen gibt es nur wenige Studien, zu anderen nur Studien geringer Qualität oder unklare Ergebnisse.

Schon im Jahr 2000 hatte das US-amerikanische nationale Gesundheitsforschungsinstitut (National Institute for Health Research, NIHR) eine systematische, vergleichende Übersicht der Neurodermitisbehandlungen durchgeführt.

Um eine aktuelle Sicht der Lage zu erhalten und auch kontinuierlich diese Bewertung der Behandlungsqualität vorzunehmen, forderte das NIHR nun eine neue Studie dazu unter Leitung von Dr. Williams, Co-Direktor des Zentrums für evidenzbasierte Dermatologie der Universität von Nottingham in Großbritannien, an.

Vergleichende Metastudie Neurodermitis-Behandlungen

Die Forscher ermittelten Übersichtsstudien und Einzelstudien, in denen auch vergleichend zur jeweils untersuchten Behandlung Kontrollbehandlungen (beispielsweise Placebo) genutzt wurden. In den Studien sollten, um eine Wirksamkeit abschätzen zu können, selbstverständlich Patienten mit Neurodermitis behandelt und untersucht worden sein.

Die Studien wurden in verschiedenen medizinwissenschaftlichen Datenbanken gefunden, wie beispielsweise Medline, Embase, CENTRAL, Latin American and Caribbean Health Sciences, Allied and Complementary Medicine Database, Cumulative Index to Nursing and Allied Health Literature und in der von der renommierten Cochrane Bibliothek auf Hauterkrankungen spezialisierten Sektion.

Die Wirksamkeit der Behandlungen wurde anhand verschiedener Daten erfasst. Dazu gehörten Symptomeinschätzungen, Einschätzungen des Schweregrads der Neurodermitis mit klassischen Bewertungsskalen, die Lebensqualität, aber auch unerwünschte Ereignisse.

Um zu ermitteln, wie wertvoll die Information aus den jeweiligen Studien war, wurde mit einem darauf spezialisierten Werkzeug der Cochrane Bibliothek das Risiko für eine Voreingenommenheit (Cochrane Collaboration risk of bias) individuell bestimmt.

Voreingenommenheit, wissenschaftlich oft auch im Deutschen ‚Bias‘ genannt, kann beispielsweise bedeuten, dass Forscher ein bestimmtes Ergebnis vermuten oder erhoffen und dadurch dann ihre Studienfragen so stellen, dass sie das gewünschte Ergebnis wahrscheinlicher erhalten.

Ein solcher Bias kann bei gut geplanten Studien vermieden werden und ist entsprechend auch in der Studienbeschreibung erkennbar. Beispielsweise sollten Studien mit Kontrolltherapien geplant werden (kontrollierte Studie), die Patienten sollten nicht wissen, welche Behandlung sie erhalten: echte Therapie oder Placebo (verblindete Studie), und der behandelnde Arzt sollte darüber auch nicht informiert sein (Doppelblindstudie).

Studie sucht Evidenz für die Wirksamkeit unterschiedlicher Behanlungsstategien

Die Wissenschaftler erfassten 287 neue kontrollierte Studien für diese Übersicht. Davon hatten lediglich 8 % (22 Studien) ein niedriges Risiko für Voreingenommenheit – die Behandlung der Neurodermitis wird also derzeit häufig in nicht sehr vertrauenswürdigen Studien untersucht.

Die Forscher fassten nun die Daten der früheren Übersichtsstudie (in der 254 Studien verglichen wurden) mit diesen neuen Studien zusammen und gewichteten jedes Ergebnis je nach Vertrauenswürdigkeit der Studiendaten.

Damit fand sich verlässliche Evidenz für die Wirksamkeit von Kortikosteroiden, Calcineurin-Hemmern, steoridfreierAtopiclair-Salbe, Ciclosporin, Azathioprin, UV-Lichtbehandlungen und Fortbildungsprogrammen.

Behandlungen, für die verlässliche Evidenz für Nichtwirksamkeit vorlagen, die also mit hoher Sicherheit nicht funktionieren, waren einige Ernährungstherapien, spezielle Filter um weicheres Wasser zu erhalten, das mehrmals tägliche Auftragen von kortisonhaltigen Salben (statt nur einmal täglich, oder bei Bedarf) sowie wenn kein Hautinfekt vorlag, die Nutzung von Kortisonpräparaten mit darin enthaltenen Antibiotika.

Verschiedene andere übliche Behandlungsansätze sind bisher nicht ausreichend als wirksam demonstriert worden. Dazu werden also dringend verlässliche Studien benötigt.

Fazit

Insgesamt ist also die Studienlage zur Behandlungswirksamkeit bei der Neurodermitis immer noch sehr schwach. Die vergleichende Übersicht zeigt, dass Studien häufig schlecht geplant und unzureichend beschrieben sind. Damit bieten sie für die Wirksamkeit vieler Therapieansätze nur unzureichende Information.

Um Wissenschaftlern, Patienten und Ärzten eine bessere Übersicht über die derzeitige Forschungslandschaft zu geben, hat die Gruppe nun eine Datenbank erstellt (Global Resource of EczemA Trials (GREAT) database), in der Studien zu verschiedenen Behandlungsmethoden, auf englisch, zusammengefasst wurden. Diese Sammlung bietet bereits einen guten Überblick über die verschiedensten eingesetzten Methoden.

Was wirklich wirkt aus dieser Bandbreite wurde hier nun beschrieben – in die übrigen Ansätze sollte man also zumindest keine großen Hoffnungen setzen.

Fest steht allerdings, dass viele Betroffene mit sozialer Diskriminierung und psychischen Problemen kämpfen. Dies führt oft zu einem Teufelskreis, denn der seelische Zustand hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Hauterkrankung sowohl für den ersten Ausbruch der Krankheit als auch für den individuellen Verlauf.

Wenn das Leben zunehmend von der Krankheit negativ beeinflusst wird, sollten Betroffene daher umgehend psychologische Hilfe und Unterstützung suchen. Geschulte Therapeuten zeigen auf, wie man besser mit Neurodermitis und möglichen Begleiterkrankungen (zB einer Depression) umgehen, und so das eigene Wohlbefinden dadurch deutlich verbessern kann.

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Quellen:

¹ Neurodermitisbehandlung im Überblick
² What is the evidence base for atopic eczema treatments? (Nankervis H, Thomas KS, Delamere FM, et al. in British Journal of Dermatology 2017;176(4):910-927. doi:10.1111/bjd.14999)

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