Neurodermitis im Sommer: Wenn die Badesaison zur Herausforderung wird

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Sommer, Sonne, Badespaß. Mit den warmen Temperaturen steigt das Bedürfnis auf einen Sprung ins kühle Nass. Doch für Neurodermitis-Patienten ist der Besuch eines Schwimmbades mit gemischten Gefühlen verbunden. Auf einer neuen Online-Plattform finden Betroffene Expertenrat.

Neurodermitis, auch als atopische Dermatitis bekannt, ist eine chronische Hauterkrankung, die von trockenen, geröteten und entzündeten Haustellen sowie starkem Juckreiz begleitet wird.

Je nach Ausmaß der Symptome unterscheidet man zwischen leichten, mittelschweren und schweren Verlaufsformen. Die Ursache der Erkrankung liegt in der genetischen Veranlagung zu einer geschädigten Hautbarriere. Zudem reagiert das Immunsystem überschießend auf äußerliche Reize.

Welche Faktoren das Ausbrechen der Krankheit auslösen, ist individuell verschieden, wie Dr. Manfred Fiebiger, Bundesfachgruppenobmann des Berufsverbandes österreichischer Dermatologen, beschreibt.

„Auslöser können etwa Stress, psychische Belastungen, falsche Hautreinigung oder -pflege und kratzende Kleidung sein. Auch ungünstige Klimabedingungen wie trockene Luft (z.B. Heizungsluft in der Winterzeit) können die Beschwerden verschlechtern, während sich die Haut im Sommer durch die UV-Exposition oft bessert.“

Obwohl Neurodermitis das ganze Jahr über auftreten kann, haben viele Menschen mit dieser Erkrankung im Sommer besondere Schwierigkeiten.

Warum gerade der Sommer für Neurodermitis-Patienten so schwierig ist

Hohe Temperaturen im Sommer können zu vermehrtem Schwitzen führen, was den Juckreiz und die Hautirritationen bei Neurodermitis verstärken kann. Schweiß kann die Haut austrocknen und den natürlichen Feuchtigkeitsgehalt der Haut stören, was zu einem erhöhten Risiko für Entzündungen und Juckreiz führt.

Auch die Sonneneinstrahlung selbst kann zu Problem werden. Denn obwohl Sonnenlicht für manche Menschen mit Neurodermitis eine positive Wirkung haben kann, reagieren andere empfindlich auf UV-Strahlen. Sonnenbrand kann die Symptome von Neurodermitis verschlimmern und zu einer Verschlechterung der Haut führen.

Auch Klimaanlagen können zu Problemen führen, denn der ständige Wechsel zwischen Hitze im Freien und kühler Luft in klimatisierten Räumen kann die Haut von Neurodermitis-Betroffenen austrocknen und reizen. Die trockene Luft in klimatisierten Umgebungen entzieht der Haut Feuchtigkeit und kann zu weiterer Hautirritation führen.

Das Schwimmen im Pool oder im Meer kann wiederum sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben. Das chlorierte Wasser in Schwimmbädern kann die Haut austrocknen und reizen, während das Salzwasser im Meer helfen kann, die Haut zu beruhigen. Allerdings kann Salzwasser auch die Haut austrocknen, wenn es nicht richtig abgespült wird.

Auch die Veränderungen der Umgebung und des Klimas bei Urlaubsreisen kann Beschwerden verursachen, schließlich führen diese oft auch zu Änderungen der Hautpflegegewohnheiten und Routinen. So kann etwa der Wechsel zu anderen Bettwäschen, Reinigungsmitteln, Sonnenschutzmitteln oder Umweltfaktoren zu einer Verschlechterung der Neurodermitis-Symptome führen.

Neurodermitis im Sommer: mehr Stress für Haut und Seele

Statt die positiven Auswirkungen der Sonne auf das Hautbild zu nutzen, ziehen sich viele Betroffene im Sommer eher zurück.

Sommerzeit ist oft mit sozialen Aktivitäten im Freien verbunden, wie zum Beispiel Poolpartys, Strandausflüge oder Grillabende. Menschen mit Neurodermitis können sich wegen ihrer Hauterkrankung von solchen Veranstaltungen ausgeschlossen fühlen oder Angst davor haben, sich in Badebekleidung oder lockerer Kleidung zu zeigen.

Denn in Badehose und Bikini wird naturgemäß viel Haut sichtbar. Neurodermitis-Patienten haben jedoch oft Hemmungen, sich im öffentlichen Raum zu zeigen, da sie befürchten, angestarrt oder abgelehnt zu werden. Dies kann zu sozialer Isolation und vermindertem Wohlbefinden führen.

Mag. Doris Wolf vom Berufsverband Österreichischer PsychologInnen erklärt: „Die körperlichen Beschwerden bei Neurodermitis beeinträchtigen immer auch das psychische Wohlbefinden. Umgekehrt wirken sich psychische Belastungen auch auf das Hautbild aus. Denn Haut und Seele stehen in enger Wechselwirkung. Mit Hilfe psychologischer Unterstützung und dank moderner Therapien kann die Lebensqualität mittlerweile stark verbessert werden.“

Innovative Therapiemöglichkeiten versprechen Neurodermitis-Betroffenen mehr Lebensqualität

Das bestätigt auch Dr. Martin Zikeli, Facharzt für Dermatologie und Venerologie und Oberarzt an der Dermatologischen Abteilung im Landesklinikum Wiener Neustadt:

„Gerade bei mäßig bis schweren Erkrankungsverläufen hat es in den vergangenen Jahren große Fortschritte in der Medizin gegeben: durch moderne Systemtherapien kann eine deutliche Reduktion der Neurodermitis-Ekzeme und des Juckreizes erzielt werden. Patienten erfahren wieder mehr Lebensqualität. Manche Patienten berichten davon, dass sie nicht mehr wussten, wie sich ein normales Leben ohne Juckreiz anfühlt und finden durch die Therapie zu einem neuen Lebensgefühl.“

Damit gibt es heute für alle Schweregrade von Neurodermitis eine geeignete Behandlung – von der Basispflege über anti-entzündliche Salben, Lichttherapien bis hin zu modernen systemischen Therapien mit Biologika (z.B. Interleukin-Hemmer) als Injektion oder sogenannte „kleine Moleküle“ (z.B. Januskinase-Hemmer) in Tablettenform.

Expertentipps für Neurodermitis-Patienten im Sommer

Patienten können aktiv ihrer Erkrankung begegnen, indem sie folgende Punkte beachten:

    Dranbleiben: Patienten sollen motiviert bleiben und die Erkrankung aktiv managen. Dazu sind regelmäßige Termine beim Hautarzt wichtig, um die geeignete Therapie zu finden.
    Basispflege nicht vernachlässigen: Ein- bis zweimal täglich benötigt die sensible Haut bei Neurodermitis die richtige Pflege – auch in beschwerdefreien Phasen.
    Therapie richtig anwenden: Behandlungen wirken nur, wenn sie eingenommen werden – und zwar in der festgelegten Dosis und im vorgegebenen Zeitabstand. Bei Problemen mit der Behandlung, gilt es, den Hautarzt unbedingt zu kontaktieren.
    Schubauslösende Faktoren so gut wie möglich meiden: nicht alle Triggerfaktoren lassen sich eingrenzen (z.B. Schwitzen, Pollen), aber manche Allergene (z.B. relevante Nahrungsmittelallergene) sollten gemieden werden.

Die psychische Belastung kann den Stress und die Symptome von Neurodermitis verschlimmern, da Stress bekanntermaßen einen negativen Einfluss auf das Hautbild haben kann.

Es ist wichtig, dass Menschen mit Neurodermitis Unterstützung suchen, sei es von Freunden, Familie oder professionellen Therapeuten, um mit den psychischen Belastungen umzugehen.

Durch den offenen Austausch über ihre Gefühle und die aktive Bewältigung von Stress können Betroffene einen positiven Einfluss auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden haben.

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Quelle:

¹ neurodermitis-online.at – Onlineportal mit Faktenchecks, Expertenblog und Hautarztfinder

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