Die meisten Patienten meiden den Arztbesuch und fühlen sich selten in der Praxis wohl. Bei Hausärzten ist diese Problematik noch geringer, doch wenn es um den Besuch beim Zahnarzt oder Gynäkologen geht, erfinden Patienten liebend gerne mehrere Gründe, weshalb sie nicht zum Arzt gehen können. Aber ist es nicht möglich, dass sich Patienten in der Praxis gut aufgehoben fühlen und sich beim Warten entspannen können? Anbei die besten Tipps worauf Ärzte bei der Einrichtung der Ordination und in der Praxisführung achten sollten.
Worauf ist bei der Planung der Ordinationseinrichtung zu achten?
Der erste Eindruck zählt. Für Patienten bedeutet dies schon die Aussicht, die sich beim Öffnen der Praxistüre ergibt. Wieso dies so ist, kann jeder für sich selbst erkennen. Was ist angenehmer: Ein düsterer Bereich mit grauem Teppich, der erdrückend wirkt und auch noch in einen engen, dunklen Schlauch zu den Zimmern führt? Oder ein heller, freundlich gestalteter Eingangsbereich mit Fenster, von dem ein schön beleuchteter Flur zu den Behandlungszimmern oder zum Wartezimmer abgeht? Die meisten Personen würden die zweite Praxis stets bevorzugen.
Auch hier ist also eine umfangreiche und zeitgerechte Planung ein entscheidender Erfolgsfaktor. Wer im Bereich Ordinationsmöbel und Praxiseinrichtungen mit kompetenten Partnern zusammenarbeitet, kann viele Fehler vermeiden und Vorteile nutzen, die bei spezialisierten Anbietern aus jahrelanger Erfahrung herrühren.
Einfache Tipps für ästhetische & funktionelle Ordinationseinrichtung in Arztpraxen
– Helligkeit – natürlich kann nicht jeder Eingangsbereich sonnendurchflutet sein, da die baulichen Gegebenheiten nicht immer bereitstehen. Dennoch lässt sich jede Praxis hell und freundlich gestalten. Helle, warme Wandfarben, Möbel in frischen Tönen und eine schöne Beleuchtung bringen hervorragende Effekte. Aber: Die Beleuchtung keinesfalls Kaltweiß wählen oder grelle Tageslichtlampen im Eingangs- und Wartebereich verwenden. Das Licht wirkt in diesen Bereichen wie die Deckenbeleuchtung alter Schulklassenzimmer.
– Wartezimmer – auch hier können Ärzte viel machen, damit sich die Patienten wohlfühlen. Der Wartebereich sollte stets aufgeräumt wirken, weshalb sich bequeme Stühle, die miteinander verbunden sind, empfehlen. Aber Vorsicht: Der Abstand zwischen den Stühlen muss ausreichend sein, damit kein beengtes Straßenbahn-Gefühl aufkommt. Die Wände sollten in hellen, doch beruhigenden Farben gestrichen sein, zudem bietet es sich an, dem Patienten Zeitschriften anzubieten. Eine Spielecke für Kinder lenkt diese von der Warterei ab und dient zur Ablenkung.
– Dekoration – schlichte, doch heimisch wirkende Dekorationen haben ebenfalls eine beruhigende Wirkung. Interessante Bilder an den Wänden können Patienten beim Warten ablenken und zum Träumen bewegen. Besonders Dekorationsartikel aus den asiatischen Gebieten versprühen oft eine besänftigende Wirkung.
In Praxen lässt sich auch gut mit beruhigenden Düften spielen. Gerade Kinder fürchten sich oft vor Zahnärzten, weil sie den Desinfektionsgeruch wahrnehmen. Wer mit guten Lufterfrischern spielt, umgeht dieses Problem.
Ein Teil der Einrichtung lässt sich übrigens auch in Behandlungszimmern aufgreifen. Wandfarben, helle Möbel und nette Dekorationen lenken von der Behandlung ab.
Eine gute Kommunikation
Was gerne vergessen wird, ist die Kommunikation zwischen dem Praxisteam und den Patienten. Teilweise genügt schon ein freundlicher Wortwechsel mit einem Lächeln, damit sich ängstliche Menschen beruhigen. Wichtig sind:
– Freundlichkeit – in vielen Praxen herrscht ein reger Betrieb. Dennoch dürfen Patienten nicht harsch angesprochen oder mit kargen Sätzen förmlich abgespeist werden. Im besten Fall ist ein so behandelter Patient verärgert, im schlimmsten Fall wird er ängstlich, da er sich nicht gut aufgehoben fühlt.
– Klarheit – die Kommunikation muss Klarheit verschaffen. Das Team muss klare Aussagen treffen und dem Patienten mitteilen, was von ihm benötigt und von ihm verlangt wird. Hierzu zählt bei Besuchen ohne Termin auch eine klare Aussage, dass eine lange Wartezeit notwendig wird. Zudem sollte das Team niemals davon ausgehen, dass neue Patienten sich in den Räumlichkeiten auskennen oder dass jeder Patient so gut mit der Praxis vertraut ist, dass er sich mühelos zurechtfindet und die Vorgehensweisen kennt.
– Kommunikation mit dem Arzt – im Behandlungszimmer muss sich der Patient besonders wohlfühlen und verstanden fühlen. Zu keiner Zeit darf er das Gefühl bekommen, dass ihn der Arzt nicht ernst nimmt oder schnell loswerden will.
Wenn auch die meisten Praxen eine sehr gute Kommunikation haben und ein eingespieltes Team darstellen, lohnt es sich, sich selbst hin und wieder auf den Prüfstand zu stellen.
Schonende, doch zielgerichtete Behandlung
Eine Krankheit muss natürlich behandelt werden. Dennoch geht ein guter Arzt auch diesbezüglich auf den jeweiligen Patienten ein. Die Placebo-Forschung hat gezeigt, dass es von enormer Bedeutung ist, wie ein Arzt Diagnosen übermittelt und Therpieentscheidungen dem Patienten mitteilt. Ein gutes Beispiel hinsichtlich Empathie und Kommunikation, sind Zahnärzte im Umgang mit Angstpatienten:
– Terminvereinbarung – bei der Terminvereinbarung sollte ein Patient schon gefragt werden, ob er Angstpatient ist. Ist dies der Fall, wird automatisch ein verlängertes Behandlungsfenster berechnet und sichergestellt, dass keine langen Wartezeiten entstehen.
– Begrüßung – Angstpatienten werden verständnisvoller begrüßt und erhalten direkt bei der Anmeldung eine leichte positive Aufmunterung. Da der Termin bereits so gelegt wurde, dass keine Wartezeit entsteht, kann sich der Patient nicht mehr »in Rage fürchten«.
– Erklärung – der Arzt erklärt, was er macht, warum er es macht und bereitet den Patienten auf jeden Schritt vor. Dabei ist er geduldig, freundlich und bietet auch Möglichkeiten an, die die Behandlung erleichtern.
– bedeutet auch, dass auf Patientenwünsche eingegangen wird. Wünschen diese eine Behandlung unter Narkose, sollte der Arzt versuchen, sie sicherzustellen.
– Beratung – zu jeder Behandlung gehört eine solide Beratung, auch über alternative Behandlungsmöglichkeiten. Diese sollte auch schon Kindern – zusammen mit den Eltern – zuteilwerden. Dabei ist es wichtig, auch die Kinder zu Wort kommen zu lassen, damit sie nicht das Gefühl haben, den Erwachsenen »ausgeliefert« zu sein.
Wichtig ist auch der Umgang mit Kindern – in allen Praxen. Was viele Erwachsene und Ärzte unterschätzen ist, dass Kinder scheinbar belanglose Erfahrungen mit Ärzten in der Kindheit für sich behalten und im Erwachsenenalter plötzlich unter Panik leiden. Die ruppige Behandlung an einem Milchzahn kann sich so heimlich zu einer echten Zahnarztphobie entwickeln.
Fazit: entspannte Patienten sind gute Patienten
Natürlich sollten sich Ärzte auf ihre Passion konzentrieren, dennoch sollten sie auch dafür Sorge tragen, dass sich Patienten in der Praxis wohlfühlen. Mit einer angenehmen, freundlichen und hellen Atmosphäre lassen sich schon viele Anspannungen lösen und wer nun hingeht und verständnisvoll und schonend behandelt, wird einen zufriedenen Patienten zurücklassen, der nicht nur gerne wiederkommt, sondern die Praxis weiterempfiehlt.
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Quellen:
Arztpraxis- und Ordinationseinrichtungen
Deutsches Ärzteblat: Die Arzt-Patienten Beziehung
Linktipps:
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