Die Diagnose Endometriose ist für viele Frauen ein Schock, denn nach wie vor lässt sich die chronische Wucherung der Gebärmutterschleimhaut nur symptomatisch behandeln, nicht aber heilen.
Die Betroffenen müssen lernen mit dem schwer vorhersehbaren Verlauf zu leben. Eine ganz wesentliche Frage ist dabei, welches Verhütungsmittel, beziehungsweise welche Verhütungsmethode bei einer diagnostizierten Endometriose gewählt werden soll.
Gerade hormonelle Verhütungsmittel (Pille usw.) können nämlich – abhängig von der individuellen Situation – sowohl eine Linderung als auch eine Verschlimmerung der Beschwerden bringen. Italienische Forscher haben nun Studienergebnisse hinsichtlich verschiedener hormoneller Verhütungsmittel bei Endometriose verglichen.
Was ist Endometriose?
Bei Endometriose handelt es sich um eine chronische Wucherung (Zysten und Entzündungen) der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium). Genauer, kommt es bei betroffenen Frauen zu Veränderung im Körper, die dazu führen, dass die Gebärmutterschleimhaut auch außerhalb der Gebärmutterhöhle wächst.
Das Endometrium kann dabei z.B. im Bereich der Eierstöcke, der Scheide, des Darmes, in oder auf der Harnblase, aber auch am Bauchfell vorkommen. Diese Wucherungen können, müssen aber keine Bescherden hervorrufen, weshalb die Diagnose auch oft sehr schwierig ist.
Endometriose ist eine der häufigsten gutartigen gynäkologischen Erkrankungen. Gutartig bedeutet in diesem Zusammenhang, dass bei der Wucherung keine Krebserkrankung vorliegt. Anders als bei einem bösartigen Geschwulst (Tumor) bildet ein gutartiger Tumor keine Tochtergeschwulste (Metastasen) und zeichnet sich durch weitere Eigenschaften aus, die ihn von Krebstumoren abgrenzen.
Die Endometriose gilt zwar entsprechend der Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO als Krankheit, muss aber nicht zwangsläufig als solche wahrgenommen werden, da sie bei manchen Frauen keinerlei Beschwerden verursacht.
Wenn die Krankheit zu Beschwerden führt (in etwa 60 bis 70 Prozent der Fälle), dann zählen Menstruationsstörungen, Regelschmerzen, Unterbauchbeschwerden, Magen-Darm-Beschwerden, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und Rückenschmerzen zu den häufigsten Symptomen. Nicht selten führt Endometriose auch zu Unfruchtbarkeit.
Therapie bei Endometriose
Aktuell gibt es noch keine Therapie, die zu einer vollständigen Heilung der Endometriose führt. Die Behandlung ist stark von den individuellen Bedürfnisse der Frau anzupassen. Entscheidend ist, ob starke Schmerzen, ein unerfüllter Kinderwunsch oder die Kombination aus beidem im Vordergrund stehen. Grundsätzlich stehen folgende Therapiemöglichkeiten zur Verfügung:
1. Operative Therapie: Bauchspiegelung (Laparoskopie) zur DEntfernung von Endometrioseherden
2. Medikamentöse Therapien: unterschieden werden hier Schmerztherapie, Hormontherapie (zur Verhinderung des Aufbaus von Gebärmutterschleimhaut) und Komplementäre Behandlungsformen.
Welche der verschiedenen Therapieformen im Einzelfall eingesetzt werden soll, ist in erster Linie abhängig vom Behandlungsziel.
Hormonelle Verhütungsmittel bei Endometriose?
Die Gebärmutterhöhle ist von innen vollständig mit Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) ausgekleidet. Im Verlauf jedes Monatszyklus vermehren sich ihre Zellen, sie wird dicker und bereitet sich auf ein befruchtetes Ei vor.
Kommt es zu keiner Befruchtung, wird ein Teil der aufgebauten Schleimhaut wieder abgestoßen – es kommt zur Menstruationsblutung. Da der Auf- und Abbau der Gebärmutterschleimhaut von den weiblichen Geschlechtshormonen (Östrogen, Progesteron) gesteuert wird, spielen diese Hormone auch bei den krankhaften Wucherungen bei Endometriose Patientinnen eine große Rolle.
Sowohl Verhütungsmittel, die Östrogen und Gestagen enthalten als auch Verhütungsmittel, die nur Gestagene enthalten, konnten die Schmerzen bei Endometriose senken und die Lebensqualität verbessen. Einige Antibabypillen, die immer ein Östrogen und ein Gestagen kombinieren, konnten das Risiko für einen Rückfall nach einer operativen Entfernung der Endometrioseherde verringern.
Hormonelle Verhütungsmittel sind sehr vielseitig und enthalten verschiedene Wirkstoffe und können auf verschiedene Arten angewendet werden. Durch ihre Hormone können die Verhütungsmittel auch Schmerzen bei Endometriose verringern. Eine Studie aus Italien untersuchte und verglich jetzt verschiedene Verhütungsmittel bei Endometriose.
Hormonelle Verhütungsmittel enthalten ein Gestagen und teilweise auch ein Östrogen
Die weiblichen Geschlechtshormone Östrogene und Gestagene regulieren den weiblichen Zyklus. Hormonelle Verhütungsmittel enthalten entweder ein Gestagen oder ein Gestagen und ein Östrogen. Sie können als Pille, Pflaster, Spritze, Stäbchen, Ring oder Spirale angewendet werden. Die klassische Antibabypille kombiniert beispielsweise Gestagen und Östrogen, die Minipille hingegen enthält nur ein Gestagen.
Hormonelle Verhütungsmittel können als Pille, aber auch als Spirale oder Spritze eingesetzt werden
Die Wissenschaftler durchsuchten Datenbanken nach Studien zu hormonellen Verhütungsmitteln bei Frauen mit Endometriose und werteten die Ergebnisse mehrerer Studien aus.
Sie unterschieden zwischen kombinierten hormonellen Verhütungsmitteln, der Antibabypille, der Minipille und anderen Verhütungsmittel, die nur Gestagene enthielten. Sie werteten den Einfluss auf Schmerzen, Lebensqualität und Anzahl der Krankheitsrückfälle nach einer Operation aus.
Hormonelle Verhütungsmittel konnten Schmerzen reduzieren
Sowohl kombinierte hormonelle Verhütungsmittel als auch Verhütungsmittel nur mit Gestagenen reduzierten Schmerzen während der Menstruation und häufig gleichzeitig auch Schmerzen, die außerhalb der Menstruation auftraten und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Sie verbesserten auch die Lebensqualität. Nur zwei Antibabypillen waren jedoch wirksamer als ein Placebo (die Kombinationen Ethinylestradiol/Norethisteronacetat und Ethinylestradiol/Drospirenon).
Einige Antibabypillen konnten einen Rückfall nach einer Operation verhindern
Drei Studien zeigten, dass Antibabypillen einen Rückfall nach einer Operation verhindern können (die Kombinationen Ethinylestradiol/Norethisteronacetat, Ethinylestradiol/Desogestrel und Ethinylestradiol/Gestoden). Es gab keinen Hinweis, dass Verhütungsmittel nur mit Gestagenen einen Rückfall verhindern.
Sowohl Verhütungsmittel, die Östrogen und Gestagen enthalten als auch Verhütungsmittel, die nur Gestagene enthalten, konnten die Schmerzen bei Endometriose senken und die Lebensqualität verbessen. Einige Antibabypillen, die immer ein Östrogen und ein Gestagen kombinieren, konnten das Risiko für einen Rückfall nach einer operativen Entfernung der Endometrioseherde verringern.
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Quellen:
¹ DeutschesGesundheitsPortal.de
² Hormonal contraception in women with endometriosis: a systematic review (Giovanni Grandi, Fabio Barra, Simone Ferrero et al. in The European Journal of Contraception & Reproductive Health Care; 2019) DOI: 10.1080/13625187.2018.1550576.
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