Kinder entwickeln langfristige Immunität gegen COVID-19

Politik & Forschung

COVID-19-Familienstudie zeigt, dass ein asymptomatischer Verlauf der Infektion bei Kindern fünfmal häufiger als bei Erwachsenen ist. Auch die Immunantwort ist stabiler als bei Erwachsenen, woraus sich eine langfristige Immunität bei Kindern ergibt.

Wie verläuft eine COVID-19-Infektion bei Kindern, sind sie nach einem milden Verlauf geschützt und welche Rolle spielen sie im Pandemiegeschehen als Erkrankte, Infektionsherde und -verstärker?

Diese zentralen Fragen haben Wissenschaftler*innen der Universitätsklinika in Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm sowie des Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Instituts NMI in Reutlingen in der vom Land Baden-Württemberg initiierten und finanzierten COVID-19-Kinder-Studie untersucht.

Sie zeigten, dass Kinder sich innerhalb der Familien deutlich seltener ansteckten als Erwachsene und der Verlauf meist deutlich milder war. Gleichzeitig war die Immunantwort bei Kindern im Schnitt stärker und hielt länger an als bei Erwachsenen, unabhängig davon, ob Symptome auftraten. Die Ergebnisse sind am 23. Juli 2021 als Preprint veröffentlicht worden.

Hinweis: Vor der formellen Veröffentlichung in einer wissenschaftlichen Zeitschrift werden wissenschaftliche und medizinische Artikel traditionell durch sogenannte „Peer Reviews“ zertifiziert. In diesem Prozess lassen sich die Herausgeber der Zeitschrift von verschiedenen Experten – sogenannten „Referees“ – beraten, die das Papier bewertet haben und möglicherweise Schwachstellen in seinen Annahmen, Methoden und Schlussfolgerungen identifizieren.

Normalerweise veröffentlicht eine Zeitschrift einen Artikel erst, wenn die Herausgeber davon überzeugt sind, dass die Autoren die Anliegen der Gutachter berücksichtigt haben und die vorgelegten Daten die in der Arbeit gezogenen Schlussfolgerungen stützen.

Da dieser Prozess allerdings sejr langwierig sein kann, nutzen Autoren den sogenannten medRxiv-Service, um ihre Manuskripte vor der Zertifizierung durch Peer Review als „Preprint“ anderen Wissenschaftern zur Verfügung zu stellen, damit diese die Ergebnisse sofort zu sehen, diskutieren und kommentieren können.

Leser sollten sich daher bewusst sein, dass Artikel zu medRxiv nicht von den Autoren fertiggestellt wurden, Fehler enthalten können und Informationen melden, die noch nicht von der wissenschaftlichen oder medizinischen Gemeinschaft akzeptiert oder gebilligt wurden.

Weniger Symptome, besserer Immunschutz

Es wurde aufgrund internationaler Beobachtungen schon vermutet, nun dürfte es Gewissheit sein: die Hospitalisierungsrate ist bei symptomatisch erkrankten Kindern insgesamt wesentlich geringer als bei Erwachsenen. Die Studie deckt aber auch auf, dass – unabhängig von Symptomen – Kinder nach einer Infektion auch einen stärkeren und länger anhaltenden spezifische Antikörperspiegel entwickeln.

Für die Studie wurden 328 Familien mit mindestens einem an COVID-19 erkrankten Mitglied mehrfach untersucht.

Insgesamt nahmen 548 Kinder im Alter zwischen 6 und 14 Jahren und 717 Erwachsene teil. In Familien mit einer infizierten Person steckten sich Kinder (34 Prozent) deutlich seltener an als Erwachsene (58 Prozent) und waren – im Fall einer Infektion – fünfmal häufiger ohne Krankheitszeichen (Erwachsene: 9 Prozent, Kinder: 45 Prozent).

Trotzdem zeigten die Kinder elf bis zwölf Monate nach der Infektion stärkere und länger anhaltende spezifische Antikörperspiegel als Erwachsene. Das galt unabhängig davon, ob Krankheitszeichen bestanden oder nicht.

Die kindlichen Antikörper sind gut wirksam gegenüber verschiedenen Virusvarianten, so dass auch nicht sichtbar erkrankte Kinder nach einer Infektion geschützt sein sollten. Keines der infizierten Kinder musste im Krankenhaus behandelt werden.

Krankheitszeichen unterscheiden sich

Auch bei den berichteten Beschwerden unterschieden sich Erwachsene und Kinder. Während bei Erwachsenen Fieber, Husten, Durchfall und Geschmacksstörungen gleichermaßen ein guter Hinweis auf eine Infektion waren, waren bei Kindern nur Geschmacksstörungen ein deutlicher Hinweis auf eine COVID-19-Infektion (in 87 Prozent). Husten und Fieber waren erst mit steigendem Alter ab etwa zwölf Jahren ein Hinweis auf eine Infektion.

Zusammengefasst zeigt sich: Von COVID-19 genesene Kinder entwickeln trotz eines oft sehr milden oder sogar symptomfreien Verlaufs eine sehr wirksame und anhaltende Immunabwehr gegen neue Coronavirus-Infektionen. Es gibt Anzeichen, dass die kindliche Immunabwehr die von Erwachsenen sogar übertrifft.

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Quellen:

– Typically asymptomatic but with robust antibody formation: Children’s unique humoral immune response to SARS-CoV-2 DOI: 10.1101/2021.07.20.21260863
– www.deutschesgesundheitsportal.de

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