Wo ist die beste Stelle für die Corona-Impfung?

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Auch wenn die Frage gar simpel klingt, ist sie komplexer, als man vermuten möchte. Eine Lancet-Veröffentlichung beschreibt nun die Risiken einer ungünstig platzierten Injektion und die optimale Platzierung.

Mit der weiter ausgedehnten Impfkampagne gegen Infektionen mit SARS-CoV-2 und COVID-19 erhalten immer mehr Menschen intramuskuläre Injektionen mit einem der zugelassenen Impfstoffe. Die Sicherheit und Wirksamkeit dieser Vakzine ist ausgiebig untersucht und geprüft worden – die Sicherheit der Technik der Impfung und der konkreten Position der Injektion ist bislang jedoch kaum beachtet worden, schreiben Autoren einer Kommunikation des renommierten medizin-wissenschaftlichen Journals Lancet.

Die Vakzinsicherheit ist geklärt – aber auch Sicherheit der Vakzinierung?

Laut der deutschen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung müssen die Impfstoffe ausschließlich intramuskulär (i. m.) verabreicht werden. Dies gilt auch für Patientinnen und Patienten, die Blutgerinnungshemmer (Antikoagulanzien) einnehmen. Für diese sollen jedoch sehr feine Injektionskanülen verwendet und die Einstichstelle nach der Impfung mindestens 2 Minuten lang komprimiert (gedrückt) werden.

In den Arm oder den Po?

Sowohl im Oberarm als auch im Gesäß gibt es kräftige Muskeln – und auf die kommt es bei einer Impfung an. Muskeln sind nämlich mit feinen Blutäderchen durchzogen, durch die der Impfstoff langsam ins Blut gelangen kann. So kann der Körper gut auf den Impfstoff reagieren. Unbedingt vermieden werden sollte es, Impfstoffe direkt in ein Blutgefäß zu spritzen, denn dabei kann es zu einer starken Unverträglichkeit kommen.

Heute wird fast ausschließlich in den Oberarm geimpft, wenn es um intramuskuläre Injektionen geht. Das kommt daher, dass über dem Gesäßmuskel sich nämlich oft eine dicke Fettschicht befindet. Da könnte es passieren, dass die Spritze gar nicht erst bis zum Muskel vordringt.

Der Impfstoff würde dann in der Fettschicht landen, die aber deutlich schlechter durchblutet ist. Somit kann der Impfstoff seine eigentliche Wirkung nicht entfalten. Ein sicherer Impfschutz lässt sich so also nicht erzielen.

Hingegen ist das Risiko für die Verletzung größerer Gefäße oder Nervenstränge am Oberarm viel kleiner als am Gesäß. Deshalb spritzt man heute lieber in den Oberarmmuskel als in den Po.

Die genaue Einstichstelle ist wichtig

Offizielle Vorgaben in Großbritannien (Joint Committee on Vaccination and Immunisation, JCVI) empfehlen den Deltamuskel als optimale Injektionsstelle. Dabei wird ein dreieckiges Areal mit Basis etwa 1–3 cm unterhalb des Akromion beschrieben, also knapp unterhalb des Knochenvorsprungs des Schulterblatts.

Die Autoren argumentieren allerdings, dass diese Position nicht allgemein als die beste Injektionsstelle akzeptiert ist. In anderen Ländern wird die Basis der besten dreieckigen Impfregion vielmehr bei etwa 5 cm unterhalb des Akromion angesetzt, mit der Spitze auf Höhe der Achsel (Axilla apex). Somit wäre das mittlere Drittel des Deltamuskels das anvisierte Injektionsziel bzw. mittig zwischen Akromion und Delta-Tuberculum.

Weshalb ist dieses Detail wichtig? Die Stelle am nächsten zum Akromion und dem Urprung des Deltamuskels hat verschiedene anatomische Strukturen in direkter Nähe. Dazu zählen Arterien (Arteria circumflexs humeri posterior), Nerven (anteriorer Zweig des Nervus axillaris, 5 cm unterhalb der lateralen Grenze des Akromion) und die Bursa subacromialis, die sich bis zu 4,0 cm unterhalb des Akromion und 1,3 cm unter der Haut ausdehnen kann.

Zu den nachteiligen Ereignissen, die im Rahmen beispielsweise von Influenza-Impfungen in den USA berichtet wurden, gehören entsprechend auch Schulterschmerzen und -dysfunktion aufgrund von Schmerz, Einschränkungen der Schulterbewegung, Bursitis und steifer Schulter. Patienten berichteten, dass die Impfung “zu hoch” am Arm gesetzt wurde. Ähnliches wird auch von spanischen Pharmakovigilanz-Organisationen berichtet, schreiben die Autoren.

Schulterschmerzen und Bewegungsstörung nach ungünstig platzierter Impfung

Anthropometrische Studien zur optimalen Vakzininjektion haben für Erwachsene beider Geschlechter einen Bereich 7–13 cm unterhalb der Mitte des Akromion, anatomisch mittig zwischen Akromion und Delta-Tuberculum (mit Unterschieden je nach Größe und Geschlecht) identifiziert. Diese Region vermeidet den anterioren Zweig des Nervus axillaris und die Bursa subacromialis (Schleimbeutel, der sich zwischen dem Schultereckgelenk und der Sehne des Musculus supraspinatus befindet).

Das Risiko für eine Verletzung kann weiter reduziert werden, indem die Impflinge ihre Hand auf die ipsilaterale Hüfte (d. h. die Schulter auf 60° drehen) während der Injektion legen. Die Injektion wird dann standardmäßig in 90° zur Hautoberfläche mit einer 25 mm-Nadel auf eine Tiefe von mindestens 5 mm gesetzt.

Optimale Impfposition: Auf Achselhöhe, 7–13 cm unterhalb des Schulterblatts

Die Autoren empfehlen eine Aktualisierung der offiziellen Empfehlungen und entsprechendes Training für das Impfpersonal, um eine sichere, angenehmere Platzierung und gute Wirksamkeit der Impfung zu ermöglichen – denn die Platzierung in der Bursa verhindert auch den Kontakt des Immunsystems zum Vakzin.

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Quellen:

– Behrens, R. H., and Vipul Patel. “Avoiding Shoulder Injury from Intramuscular Vaccines.” The Lancet 397, no. 10273 (2021): 471. DOI: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(21)00192-6.
FAQ COVID-Impfung (Ärztekammer Wien)
– www.deutschesgesundheitsportal.de

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