Neue Studie: Guter Schlaf verbessert die Depressionsbehandlung

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Depressionen zählen weltweit zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und beeinträchtigen das Leben von Millionen Menschen.

Eine aktuelle Studie hat nun herausgefunden, dass die Qualität des Schlafs einen entscheidenden Einfluss auf die Wirksamkeit der medikamentösen Behandlung von Depressionen haben kann.

Was bedeuten die Ergebnisse der genannten Studie und wie ist deren Bedeutung für die Therapie von Depressionen einzuschätzen?

Was sind Depressionen?

Depressionen sind ernsthafte psychische Störungen, die durch anhaltende Traurigkeit, Interessenverlust und eine Vielzahl weiterer emotionaler und körperlicher Symptome gekennzeichnet sind.

Sie unterscheiden sich von kurzfristigen Stimmungstiefs durch ihre Dauer und Intensität. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass weltweit etwa 5% der Erwachsenen von Depressionen betroffen sind.

Formen der Depression

  • Major Depression (schwere depressive Störung): Charakterisiert durch eine tiefe, anhaltende Traurigkeit und den Verlust des Interesses an nahezu allen Aktivitäten.
  • Dysthymie (persistierende depressive Störung): Eine chronische Form der Depression mit weniger schweren, aber langanhaltenden Symptomen.
  • Bipolare Störung: Wechsel zwischen depressiven Phasen und manischen Episoden mit übermäßiger Euphorie und Energie.
  • Saisonale affektive Störung (SAD): Depressive Episoden, die typischerweise in den Wintermonaten auftreten, wenn das Tageslicht reduziert ist.

Die Rolle des Schlafs bei Depressionen

Schlafstörungen und Depressionen treten häufig gemeinsam auf. Viele Depressive leiden unter Ein- und Durchschlafstörungen oder einem nicht erholsamen Schlaf.

Umgekehrt kann schlechter Schlaf das Risiko erhöhen, eine Depression zu entwickeln, oder bestehende Symptome verschlimmern.

Dieser wechselseitige Zusammenhang legt nahe, dass die Schlafqualität eine wichtige Rolle im Verlauf und in der Behandlung von Depressionen spielt.

Aktuelle Studie: Einfluss der Schlafqualität auf die Depressionsbehandlung

Eine kürzlich veröffentlichte Beobachtungsstudie untersuchte, inwieweit die Schlafqualität die Wirksamkeit einer pharmakologischen Therapie bei Patienten mit Depressionen und Angststörungen beeinflusst.

Die Studie wurde zwischen 2021 und 2023 durchgeführt und umfasste 409 Patienten.

Methodik der Studie

Zu Beginn der Studie wurden bei allen Teilnehmern depressive Symptome mittels der Hamilton Depression Rating Scale (HAMD-17) und Angstsymptome mit der Hamilton Anxiety Rating Scale (HAMA-14) erfasst.

Die subjektive Schlafqualität wurde durch den Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI) bewertet. Zusätzlich unterzogen sich alle Probanden einer Polysomnographie (PSG), einer detaillierten Untersuchung der Schlafarchitektur.

Anschließend erhielten die Patienten eine sechs Wochen andauernde pharmakologische Behandlung mit Escitalopram, einem Antidepressivum, und Zopiclon, einem Schlafmittel.

Nach Abschluss der Therapie wurden erneut die depressiven und Angstsymptome bewertet, um die Wirksamkeit der Behandlung zu beurteilen.

Ergebnisse der Studie

Von den 409 Teilnehmern litten 188 Personen (etwa 46%) zu Beginn der Studie an Schlafstörungen. Die Polysomnographie zeigte bei depressiven Patienten eine verlängerte Latenz bis zum Einsetzen des REM-Schlafs und eine erhöhte Wachzeit nach dem Einschlafen (WASO). Bei Patienten mit Angststörungen wurde ein höherer Anteil an Non-REM-Schlaf und eine verkürzte Wachzeit nach dem Einschlafen festgestellt.

Nach der sechswöchigen Behandlung zeigte sich, dass die Wirksamkeit der Therapie bei Patienten mit und ohne Schlafstörungen vergleichbar war.

Allerdings ergab die Analyse, dass eine schlechtere subjektive Schlafqualität zu Beginn der Studie die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche pharmakologische Behandlung signifikant reduzierte.

Konkret bedeutete jeder zusätzliche Punkt im PSQI eine um 22% geringere Chance auf eine wirksame Therapie bei Depressionen und eine um 15% geringere Chance bei Angststörungen.

Zudem wurde festgestellt, dass Patienten, die positiv auf die Behandlung ansprachen, eine signifikant kürzere Einschlaflatenz aufwiesen, also schneller einschliefen.

Interpretation der Ergebnisse

Die Studie legt nahe, dass die subjektive Schlafqualität einen erheblichen Einfluss auf den Erfolg einer medikamentösen Therapie bei Depressionen und Angststörungen hat.

Eine schlechtere Schlafqualität kann demnach die Wirksamkeit der Behandlung mindern. Daher empfehlen die Autoren der Studie, die Schlafqualität bereits zu Beginn der Therapie zu erfassen und in den Behandlungsplan zu integrieren, um die Therapieergebnisse zu optimieren.

Praktische Empfehlungen für Betroffene

Angesichts der Bedeutung des Schlafs für die Depressionsbehandlung sollten Betroffene und Therapeuten gemeinsam Strategien entwickeln, um die Schlafqualität zu verbessern. Hier einige Ansätze:

  • Schlafhygiene fördern: Regelmäßige Schlafenszeiten, eine ruhige Schlafumgebung und der Verzicht auf koffeinhaltige Getränke am Abend können den Schlaf positiv beeinflussen.
  • Kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie (CBT-I): Diese Therapieform hat sich als wirksam bei der Behandlung von Schlafstörungen erwiesen und kann ohne den Einsatz von Medikamenten durchgeführt werden.
  • Bewegung und Tageslicht: Regelmäßige körperliche Aktivität und ausreichende Exposition gegenüber natürlichem Tageslicht können den Schlaf-Wach-Rhythmus stabilisieren und depressive Symptome lindern.
  • Vermeidung von Bildschirmzeit vor dem Schlafengehen: Das blaue Licht von Smartphones, Tablets und Computern kann die Melatoninproduktion hemmen und das Einschlafen erschweren.
  • Entspannungstechniken nutzen: Meditation, Atemübungen oder progressive Muskelentspannung können helfen, den Körper auf den Schlaf vorzubereiten.

Fazit

Die Ergebnisse der aktuellen Studie verdeutlichen, dass guter Schlaf eine zentrale Rolle in der Behandlung von Depressionen und Angststörungen spielt.

Eine schlechte Schlafqualität kann den Erfolg einer pharmakologischen Therapie signifikant verringern. Daher sollte die Schlafqualität zu Beginn einer Behandlung erfasst und aktiv in die Therapie einbezogen werden.

Eine Verbesserung der Schlafhygiene und gezielte therapeutische Maßnahmen können nicht nur den Schlaf optimieren, sondern auch die Erfolgschancen der Depressionsbehandlung deutlich erhöhen.

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Quellen:

¹ The impact of sleep disturbances on treatment efficacy and prognosis in patients with depressive and anxiety disorders (Zhang Q. et al. in Front Psychiatry eCollection 2024 14:15:1432538)
DOI: 10.3389/fpsyt.2024.1432538
² Circadian Rhythms in Mood Disorders (Scott M. et al. in Adv Exp Med Biol. 2021:1344:153-168) DOI: 10.1007/978-3-030-81147-1_9

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