Studienlage zu Cannabis bei Krebsschmerzen: wenig positive Evidenz

Cannabis bei Krebsschmerzen

Das multinationale Komitee zur supportiven Therapie bei Krebserkrankungen MASCC spricht sich auf Basis eines systematischen Reviews über 34 Studien gegen den Einsatz von Cannabinoiden als adjuvantes Analgesikum bei Krebsschmerzen aus.

Demnach liegen kaum Evidenz zur Wirksamkeit und inkonsistente Hinweise zu Risiken vor. Besondere Vorsicht, so die Autoren, ist bei Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren angebracht.

Nach aktuellen Schätzungen nutzen etwa 18 % der Patienten mit einer Krebserkrankung zu irgendeinem Zeitpunkt Cannabis entweder palliativ oder zur Behandlung des Krebses.

Das MASCC-Komitee (Multinational Association of Supportive Care in Cancer) führte nun einen systematischen Review zu randomisierten Studien zum Einsatz von Cannabis bei Schmerzen bei Krebserkrankungen durch. Dies sollte helfen, den Einsatz von Cannabis und die damit einhergehenden Risiken und unerwünschten Ereignisse bei Krebspatienten besser einzuschätzen.

Ausgangslage: Cannabis bei Krebsschmerzen

Cannabis wird hauptsächlich zur Linderung von Symptomen im Rahmen einer palliativen Versorgung von Krebspatienten eingesetzt, insbesondere zur Schmerzlinderung.

Es wird nicht als primäres Heilmittel gegen den Krebs selbst angesehen, sondern vielmehr als Mittel, um die Lebensqualität zu verbessern und Nebenwirkungen von Krebsbehandlungen zu reduzieren.

1. Einsatz bei Krebsschmerzen und Symptomen:

Cannabis kann bei Krebspatienten helfen, Schmerzen zu lindern, Übelkeit und Erbrechen zu reduzieren, den Appetit zu steigern und Schlafstörungen zu verbessern. Diese Symptome treten häufig bei Krebspatienten auf, insbesondere während oder nach Chemotherapie.

2. Evidenzlage und Behandlungsansatz:

Die Evidenz zur Verwendung von Cannabis bei Krebsschmerzen und Krebs-bedingten Symptomen ist begrenzt, aber es gibt Hinweise auf eine gewisse Effektivität.

Einige Studien zeigen, dass Cannabinoide, die in Cannabis enthalten sind, Schmerzen lindern können. Dazu gehören THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol). Diese Substanzen können über verschiedene Formen wie Öle, Kapseln, verdampftes Cannabis oder sublinguale Tropfen eingenommen werden.

Der Behandlungsansatz beinhaltet in der Regel eine individuelle Dosierung, um die bestmögliche Schmerzlinderung und Symptomkontrolle zu erreichen. Es ist wichtig, dass die Dosierung unter ärztlicher Aufsicht angepasst wird, um optimale Ergebnisse zu erzielen und Nebenwirkungen zu minimieren.

3. Chancen und Risiken:

Die potenziellen Chancen der Verwendung von Cannabis bei Krebspatienten liegen in der Schmerzlinderung und der Verbesserung der Lebensqualität, insbesondere bei Patienten mit fortgeschrittenem Krebs im palliativen Stadium.

Es kann auch dazu beitragen, die Nebenwirkungen von Chemotherapie zu mildern, indem es Übelkeit und Erbrechen reduziert und den Appetit stimuliert.

Es gibt jedoch auch Risiken im Zusammenhang mit der Verwendung von Cannabis.

Dazu gehören psychoaktive Effekte, Abhängigkeitspotenzial, Beeinträchtigung der kognitiven Funktionen, Atemwegsprobleme durch Rauchen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.

Wie ist die Studienlage zu Cannabis bei Krebsschmerzen?

ür diesen systematischen Review ermittelten die Autoren randomisierte Studien oder systematische Reviews über randomisierte Studien aus den medizin-wissenschaftlichen Datenbanken MEDLINE, CCTR, Embase und PsychINFO.

Die Recherche umfasste Studien zu Cannabis und Cannabinoiden bei Krebspatienten mit Veröffentlichung bis 12. November 2021. Relevante Studien konnten bei erwachsenen Patienten mit einem Placebo oder einer aktiven Kontrolle durchgeführt worden sein.

Systematischer Review über 34 systematische Reviews und randomisierte Studien

Insgesamt konnten 34 systematische Reviews und randomisierte Studien für die Analyse ermittelt werden. Dies umfasste 7 randomisierte Studien zu Krebsschmerzen. In zwei der Studien konnten positive Ergebnisse für primäre Endpunkte gefunden werden.

Dies konnte jedoch in Studien ähnlichen Designs nicht reproduziert werden. Qualitativ hochwertige systematische Reviews mit Metaanalysen fanden kaum Evidenz, dass Cannabinoide effektiv als Adjuvanz oder analgesische Behandlung bei Krebsschmerzen sind.

Insgesamt 7 systematische Reviews und randomisierte Studien berichteten Risiken und adverse Ereignisse. Die Evidenz zu Arten und Grad der Risiken für Patienten beim Einsatz von Cannabinoiden war jedoch inkonsistent.

Kaum positive Evidenz, Risiken und Interaktionen mit laufender Therapie bedenken

Das multinationale Komitee zur supportiven Therapie bei Krebserkrankungen MASCC spricht sich auf dieser Basis gegen den Einsatz von Cannabinoiden als adjuvantes Analgesikum bei Krebsschmerzen aus.

Die Autoren plädieren dafür, die potenziellen Risiken und möglichen adversen Ereignisse bei Krebspatienten, speziell bei einer laufenden Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren, mit Vorsicht zu bedenken.

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Quelle:

– MASCC guideline: cannabis for cancer-related pain and risk of harms and adverse events (Josephine To, Mellar Davis et al. in Support Care Cancer; 2023 Mar 6;31(4):202.) DOI: 10.1007/s00520-023-07662-1

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