Schlechte Fitness bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes

Ernährung & Fitness

Der aktuelle wissenschaftliche Wissensstand zeigt, dass körperliche Aktivität eine zentrale Rolle bei der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes spielt.

Dennoch sind sie oft weniger aktiv als ihre gesunden Altersgenossen, was negative Auswirkungen auf ihre Fitness und allgemeine Gesundheit haben kann.

Auch aktuelle Studiendaten deuten darauf hin, dass insbesondere junge Menschen mit Typ-2-Diabetes eine unzureichende körperliche Fitness aufweisen.

Sie sind oft weniger aktiv als ihre gesunden Altersgenossen, was negative Auswirkungen auf ihre Fitness und allgemeine Gesundheit haben kann.

Die Autoren halten deshalb neue Strategien für erforderlich, um diese Jugendlichen zu regelmäßiger körperlicher Aktivität zu motivieren.

Kardiorespiratorische Fitness (CRF) entscheidend

Die kardiorespiratorische Fitness beschreibt die Fähigkeit des Herz-Kreislauf- und des Atmungssystems, dem Körper beim Sport ausreichend Sauerstoff zur Verfügung zu stellen und diesen zu den Muskeln zu transportieren und dort effizient zu nutzen.

Es handelt sich um einen wichtigen Indikator für die allgemeine Gesundheit und Ausdauer.

Cardiorespiratorische Fitness trägt zur besseren Blutzuckerkontrolle, reduziert das Risiko von Komplikationen und verbessert das psychische Wohlbefinden. Durch regelmäßige körperliche Aktivität können Kinder und Jugendliche ihre CRF verbessern und langfristige Gesundheitsvorteile erzielen.

Eine gute kardiorespiratorische Fitness und eine hohe tägliche körperliche Aktivität speziell in der Jugend beeinflussen die Entwicklung von kardiometabolischen Erkrankungen wie Bluthochdruck und Übergewicht und sind somit auch für die Langzeitmortalität bedeutend.

Dementsprechend wird regelmäßige körperliche Aktivität und die Erhöhung der kardiorespiratorischen Fitness für Kinder und Jugendliche empfohlen.

Die CRF kann auf verschiedene Weise gemessen werden:

VO2max-Test: Dieser Test misst die maximale Sauerstoffaufnahme und ist der Goldstandard für die Bestimmung der kardiorespiratorischen Fitness.
Submaximale Tests: Diese beinhalten Tests wie den 6-Minuten-Gehtest oder den Stufensteigetest, die weniger intensiv, aber dennoch aussagekräftig sind.
Herzfrequenzbasierte Methoden: Die Erholung der Herzfrequenz nach dem Training kann ebenfalls ein Indikator für die kardiorespiratorische Fitness sein.

Hier sind die Hauptkomponenten und ihre Relevanz im Kontext von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes:

Herzleistung

Herzfrequenz und Schlagvolumen: Ein gut trainiertes Herz kann mehr Blut pro Schlag pumpen, wodurch die Effizienz gesteigert wird.
Herz-Kreislauf-Gesundheit: Regelmäßige körperliche Aktivität stärkt das Herz und verbessert die Blutgefäße.

Lungenfunktion

Ventilation: Die Fähigkeit der Lungen, Sauerstoff aufzunehmen und Kohlendioxid abzugeben, wird durch regelmäßiges Training verbessert.
Atemeffizienz: Mit steigender CRF steigt die Effizienz der Atmung, was zu einer besseren Sauerstoffversorgung des Körpers führt.

Muskuläre Ausdauer und Sauerstoffnutzung

Mitochondriale Dichte: Trainierte Muskeln haben mehr Mitochondrien, die für die Energieproduktion aus Sauerstoff und Nährstoffen verantwortlich sind.
Kapillardichte: Ein höheres Maß an Kapillaren in den Muskeln verbessert die Sauerstoffversorgung und den Nährstoffaustausch.

Bedeutung der CRF für Kinder und Jugendliche mit Diabetes

Verbesserte Blutzuckerkontrolle
Regelmäßige körperliche Aktivität und eine hohe CRF tragen dazu bei, den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren und die Insulinsensitivität zu erhöhen. Dies ist besonders wichtig für Kinder mit Typ-1-Diabetes, da es die Gefahr von Blutzuckerschwankungen verringert.

Reduziertes Risiko von Diabeteskomplikationen

Eine gute CRF reduziert das Risiko von kardiovaskulären Erkrankungen, die bei Diabetespatienten häufiger auftreten können. Dies umfasst die Reduktion des Risikos für Bluthochdruck und Arteriosklerose.

Psychische und soziale Vorteile

Kinder und Jugendliche, die körperlich aktiv sind und eine gute CRF aufweisen, haben oft ein besseres Selbstbild, weniger Angst und Depressionen und fühlen sich sozial integrierter.

Langfristige Gesundheitsvorteile

Eine gute kardiorespiratorische Fitness im Kindes- und Jugendalter legt den Grundstein für eine lebenslange Gesundheit. Dies kann das Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes und anderen chronischen Erkrankungen im späteren Leben verringern.

Ursachen reduzierter körperlicher Aktivität

In Studien und Leitlinien wird darauf verwiesen, dass Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes (T1D) und Typ-2-Diabetes (T2D) weniger aktiv sind und eine geringere kardiorespiratorische Fitness aufweisen als Gleichaltrige ohne Diabetes. Studienergebnisse zu diesen Thema kamen laut der Autoren bislang zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Kanadische Wissenschaftler haben nun eine systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse durchgeführt, um festzustellen, ob die kardiorespiratorische Fitness und körperliche Aktivität bei Jugendlichen mit Diabetes im Vergleich zu Jugendlichen ohne Diabetes geringer ausfällt.

Die Ergebnisse der Metaanalyse zeigen Defizite in der kardiorespiratorischen Fitness bei Jugendlichen mit Diabetes, die bei T2D größer und konsistenter sind als bei Jugendlichen mit T1D. Dies deutet auf ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen bei Jugendlichen speziell mit Typ-2-Diabetes.

Die verminderte körperliche Aktivität bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes kann auf eine Vielzahl von Ursachen zurückgeführt werden.

1. Angst vor Hypoglykämie

Eine der häufigsten und am besten dokumentierten Ursachen ist die Angst vor Hypoglykämie (Unterzuckerung). Kinder, Eltern und Betreuer haben oft Bedenken, dass körperliche Aktivität zu einem gefährlichen Abfall des Blutzuckerspiegels führen könnte. Diese Angst kann dazu führen, dass körperliche Aktivitäten vermieden werden.

2. Mangelndes Selbstvertrauen und Wissen

Ein Mangel an Wissen über den sicheren Umgang mit Diabetes während körperlicher Aktivität und ein geringes Selbstvertrauen in die Fähigkeit, den Blutzucker während des Sports zu managen, tragen ebenfalls zur reduzierten Aktivität bei. Studien zeigen, dass Schulungen und Aufklärung helfen können, diese Barrieren zu überwinden.

3. Psychosoziale Faktoren

Kinder und Jugendliche mit Diabetes erleben oft psychosoziale Herausforderungen, einschließlich Stigmatisierung und sozialer Isolation, die ihre Bereitschaft zur Teilnahme an körperlichen Aktivitäten beeinträchtigen können. Das Selbstbild und die Angst, sich von anderen zu unterscheiden, können eine Rolle spielen.

4. Fehlende Unterstützung

Ein Mangel an Unterstützung durch Familie, Freunde und Schule kann ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Ohne eine unterstützende Umgebung und Ermutigung ist es für Kinder schwieriger, regelmäßig aktiv zu sein.

5. Medizinische Bedenken und Einschränkungen

Einige Kinder und Jugendliche mit Diabetes haben zusätzliche gesundheitliche Probleme oder Komplikationen, die ihre Fähigkeit zur Teilnahme an körperlichen Aktivitäten einschränken. Dies kann die Motivation zur Bewegung weiter verringern.

6. Umweltfaktoren

Der Zugang zu sicheren und geeigneten Orten für körperliche Aktivität kann ebenfalls ein limitierender Faktor sein. Kinder, die in Umgebungen leben, die nicht förderlich für körperliche Aktivitäten sind, sind weniger geneigt, aktiv zu sein.

Barrieren und Lösungen

Angst vor Hypoglykämie, mangelndes Wissen und Selbstvertrauen, psychosoziale Herausforderungen, fehlende Unterstützung und Umweltfaktoren spielen eine bedeutende Rolle. Mehrere Studien haben diese Faktoren untersucht und bestätigen die oben genannten Ursachen.

Gesundheitsorganisationen wie die American Diabetes Association (ADA) und die International Society for Pediatric and Adolescent Diabetes (ISPAD) sprechen klare Empfehlungen für körperliche Aktivität aus:

  • Tägliche Aktivität: Mindestens 60 Minuten moderate bis intensive körperliche Aktivität täglich.
  • Vielseitigkeit: Eine Kombination aus Ausdauertraining (z.B. Laufen, Schwimmen) und Krafttraining (z.B. Widerstandsübungen) wird empfohlen.
  • Individuelle Anpassung: Das Aktivitätsniveau sollte an die individuellen Fähigkeiten und den Gesundheitszustand angepasst werden. Die Zusammenarbeit mit Gesundheitsexperten, einschließlich Diabetologen und Physiotherapeuten, ist wichtig.

Durch gezielte Interventionen – etwa einen einfachen Zugang zu sicheren und attraktiven Sport- und Bewegungsmöglichkeiten-, Schulungen (Schulungen zur Selbstüberwachung des Blutzuckers und zur Anpassung der Insulindosis) und ein unterstützendes Umfeld Familien und Schulen sollten aktiv eingebunden werden können diese Barrieren überwunden werden.

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Quellen:

¹ Cardiorespiratory Fitness and Physical Activity in Pediatric Diabetes (Steiman De Visser H. et al. in JAMA Netw Open. 2024 Feb 5;7(2):e240235.) doi: 10.1001/jamanetworkopen.2024.0235
² Physical activity in children with type 1 diabetes (Miculis CP. et al. in J Pediatr (Rio J). 2010 Jul-Aug;86(4):271-8.) PMID: 20711549

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