Die Analyse einer retrospektiven Kohortenstudie mit beinahe 20.000 Personen zeigte, dass Personen mit zwei Impfdosen ein niedrigeres Risiko für die meisten Langzeitfolgen einer Coronavirus-Infektion aufwiesen.
Die Impfung gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2 hat sich als effektiv gegen Infektionen und vor allem schwere Verläufe einer Coronavirusinfektion erwiesen. Besonders Krankenhausaufenthalte und Tod infolge von COVID-19 können mit einer Impfung meist verhindert werden. Allerdings war bislang nicht ganz klar, ob die Impfung auch wirksam das Risiko weiterer akuter und langfristiger Folgen von COVID-19 (Long COVID) senken kann.
Wirken Impfungen gegen Long COVID?
Eine US Kohortenstudie auf Basis elektronischer Gesundheitsdaten lieferte eindeutige Ergebnisse: Nach zwei Impfdosen, also einer vollständigen Coronavirus-Impfung, hatten die betroffenen Personen ein niedrigeres Risiko für die meisten Langzeitfolgen einer Coronavirus-Infektion. Dies zeigte sich insbesondere bei Menschen unter 60 Jahren.
Zur Erklärung: bei einer Kohortenstudie handelt es sich um ein beobachtendes Studiendesign der Epidemiologie, bei der eine definierte Patientengruppe (eine Kohorte) über einen bestimmten Zeitraum beobachtet wird , um zu untersuchen, wie viele Personen eine gewisse Erkrankung oder Symptome entwickeln. Bei einer retrospektiven Studienanordnung – wie im vorliegenden Fall – wird auf Daten aus der Vergangenheit zurückgegriffen, um diese in der Gegenwart auszuwerten.
Forscher in den USA sind nun der Frage nachgegangen, ob und wie wirksam eine Coronavirus-Impfung bei Vollimmunisierung gegen Langzeitfolgen einer Coronavirus-Infektion (Long-Covid) ist.
Die Analyse betrachtete die Inzidenzen verschiedener gesundheitlicher Folgen und Verläufe von COVID-19 bei Personen, die mindestens 2 Wochen vor der Coronavirusinfektion eine in den USA zugelassene Coronavirus-Impfung erhalten hatten.
Dies wurde im Vergleich zu Personen untersucht, die nicht gegen das Coronavirus, aber gegen Influenza geimpft waren. Die Forscher ermittelten die Erkrankungen, die in den 6 Monaten nach der jeweiligen Coronavirus-Infektion auftraten und verglichen auch Impfungen mit einer oder zwei Impfdosen sowie die Altersgruppen bis und ab 60 Jahren. Bestätigte Infektionen zwischen 1. Januar und 31. August 2021, vor Auftreten der Omikron-Variante, wurden berücksichtigt.
Retrospektive Kohortenstudie über knapp 20.000 Personen mit Coronavirus-Infektion
10 024 geimpfte Personen mit einer Coronavirus-Infektion konnten im Vergleich zu 9 479 vergleichbaren, ungeimpften Personen analysiert werden.
Personen, die mindestens eine Corona-Impfstoffdosis erhalten hatten, hatten ein signifikant niedrigeres Risiko für Atemversagen, Einweisung auf die Intensivstation, Intubierung oder Beatmung, Hypoxämie, Bedarf für zusätzlichen Sauerstoff, Hyperkoagulopathie oder venöse Thromboembolien, Krampfanfälle, psychotische Störungen und Haarverlust (Hazard Ratio, HR: 0,70 – 0,83, p < 0,05). Andere Symptome von Long COVID hingegen, wie Nierenerkrankungen, Stimmungsprobleme und Ängste sowie Schlafstörungen, wurden mit nur einer Impfdosis nicht effektiv verhindert. Personen, die zwei Impfdosen, also eine vollständige Coronavirus-Impfung, erhalten hatten, hatten ein niedrigeres Risiko für die meisten Folgen der Coronavirus-Infektion. Dies zeigte sich besonders bei Personen im Alter von bis 60 Jahren.
Impfung wirkt: signifikante Risikosenkung für viele Long COVID-Probleme
Zusammenfassend senkte die Coronavirus-Impfung das Risiko für eine große Zahl gesundheitlicher Folgen von COVID-19. Dies ergänzt die Wirksamkeit der Impfstoffe gegenüber der Entwicklung der Erkrankung COVID-19, die bereits vielfach in Impfstoffstudien gezeigt wurde.
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Quelle:
¹ Six-month sequelae of post-vaccination SARS-CoV-2 infection: A retrospective cohort study of 10,024 breakthrough infections. (Taquet M, Dercon Q, Harrison PJ. in Brain Behav Immun. 2022 Jul;103:154-162. doi: 10.1016/j.bbi.2022.04.013. Epub 2022 Apr 18. PMID: 35447302
² Deutsches Gesundheitsportal / HealthCom
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