Studie: Depression steigert das Risiko für Diabetes, Schlaganfall und koronarer Herzerkrankung

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Dass Depression das Risiko für Diabetes, Schlaganfall und koronarer Herzerkrankung (KHK) steigert, ist bereits durch mehrere Studien belegt. Nun hat eine große Kohortenstudie aufgezeigt, dass Depression zudem das Risiko steigert, mehrere dieser Erkrankungen zu entwickeln, also multimorbid zu werden.

Mehrere Studien zeigen, dass depressive Symptome nicht nur das Diabetesrisiko steigern, sondern auch zu weiteren Komplikationen wie einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislaufstörungen führen können.

Dies wird nun von eine groß angelegte prospektive Kohortenstudie in Großbritannien belegt.

Bei der vorausschauenden Studie wurden 459.747 Personen über einen Zeitraum von über 12 Jahren beobachtet, um das Auftreten einer kardiometabolischen Erkrankung (Typ-2-Diabetes, Schlaganfall, KHK) festzustellen.

Daraus ergibt sich die dringhende Notwendigkeit Menschen mit Depression nicht nur effektiv gegen ihre psychische Erkrankung zu behandeln, sondern auch mit Blick auf Herz-Kreislauf und Stoffwechsel häufiger präventiv zu untersuchen und versorgen.

Studie untersucht Zusammenhang von Depression und kardiometabolischen Erkrankungen

Dass Depression ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Stoffwechselstörungen ist, ist bekannt.

Ausgangslage: Depressionen erhöhen das Risiko für koronare Herzkrankheiten, da das Stresshormon Cortisol möglicherweise dafür verantwortlich ist.

Eine länger andauernde Depression kann den Genesungsprozess bei einer koronaren Herzkrankheit behindern und das Risiko für weitere Herzerkrankungen erhöhen.

Studien haben auch gezeigt, dass eine Depression das Auftreten eines weiteren Herzinfarkts begünstigt und das Sterberisiko erhöht. Umgekehrt besteht auch ein Zusammenhang, bei dem eine Depression das Risiko für Herzerkrankungen um das Doppelte erhöht.

Eine prospektive, große Kohortenstudie in Großbritannien untersuchte nun anhand einer Patientendatenbank die Rolle der Depression bei der Entwicklung einer kardiometabolischen Multimorbidität, also von zwei oder mehr Erkrankungen wie Diabetes-Typ-2, Schlaganfall und koronarer Herzerkrankung.

Das gleichzeitige Bestehen mehrerer kardiometabolischer Erkrankungen wie Diabetes, Schlaganfall und Herzinfarkt (kardiometabolischen Multimorbidität) hat laut einer Studie Auswirkungen auf die Lebenserwartung, die mit denen eines lebenslangen Rauchens vergleichbar sind.

Die Studie in Großbritannien umfasste Teilnehmer ohne oder mit nur einer bestehenden kardiometabolischen Erkrankung. Depression wurde anhand einer klinischen Diagnose sowie anhand des Fragebogens PHQ-2 (Patient Health Questionnaire) erfasst, um in der Nachbeobachtung über mehrere Jahre den Zusammenhang zwischen Depression und kardiometabolischer Multimorbidität zu ermitteln.

459 747 Menschen wurden zu Beginn der Studie analysiert. Die durchschnittliche Nachbeobachtung (Median) erfolgte über 12,07 Jahre. In dieser Zeit kam es bei Menschen, die zuvor keine kardiometabolische Erkrankung hatten, zu 3 413 Fällen von entsprechender Multimorbidität. Bei Menschen ohne vorbestehende kardiometabolische Erkrankung litten 12,49 % zu Beginn der Studie an Depression; in der Gruppe mit einer kardiometabolischen Vorerkrankung litten 17,35 % an Depression.

Bei Menschen mit zuvor einer kardiometabolischen Erkrankung traten im Rahmen der Nachbeobachtung 7 461 multimorbide Fälle auf. Das Risiko für die Entwicklung einer kardiometabolischen Multimorbidität in Zusammenhang mit einer Depression war bei Menschen ohne vorbestehende Erkrankung wie Diabetes-Typ-2 oder KHK höher als bei den Menschen, die bereits an einer kardiometabolischen Krankheit litten.

Depression war darüber hinaus signifikant mit dem Auftreten einzelner Erkrankungen (Typ-2-Diabetes, Schlaganfall, KHK) im beobachteten Zeitraum assoziiert.

Nach Entwicklung einer dieser Erkrankungen stieg auch das Risiko für die weiteren Erkrankungen (Diabetes HR: 1,26; Schlaganfall HR: 1,43; KHK HR: 1,23) verstärkt bei Menschen mit Depression zu Beginn der Studie.

Es ist an dieser Stelle festzuhalten, dass zwischen Diabetes und Depression ein bidirektionaler Zusammenhang besteht: Menschen, die an einer depressiven Symptomatik leiden, weisen eine erhöhte Inzidenz eines Typ-2-Diabetes und Menschen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes ein erhöhtes Risiko für Depressionen auf.

Prävention verstärken

Depression war demnach ein unabhängiger Risikofaktor nicht nur für die Entwicklung einzelner, kardiometabolischer Erkrankungen, sondern auch einer entsprechenden Multimorbidität.

Es hat sich gezeigt, dass die Behandlung von Depressionen das Risiko einer Herzerkrankung verringert. Menschen mit Depression sollten demnach nicht nur effektiv gegen ihre psychische Erkrankung behandelt, sondern auch mit Blick auf Herz-Kreislauf und Stoffwechsel häufiger präventiv untersucht und versorgt werden.

Es stehen mehrere Präventionsstrategien gegen Depressionen zur Verfügung. Diese umfassen ein engmaschiges soziales Netz, das Erlernen von sozialen Fähigkeiten, Problemlösetechniken und Stressbewältigungsstrategien, ausreichend Schlaf, sowie Sport und Bewegung. Auch Meditations- oder Entspannungsübungen, regelmäßige positive soziale Kontakte und eine gesunde Ernährung können der entwicklung einer Depression vorbeugend wirken.

Die American Heart Association (AHA) gab 2015 eine Erklärung heraus, in der sie auf die Dringlichkeit von Präventionsmaßnahmen hinwies indem sie warnte, dass Teenager mit Depressionen und bipolaren Störungen einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausgesetzt sind.

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Quellen:

¹ Role of depression in the development of cardiometabolic multimorbidity: Findings from the UK Biobank study. (Qiao Y, Ding Y, Li G, Lu Y, Li S, Ke C.; J Affect Disord. 2022 Dec 15;319:260-266.) doi: 10.1016/j.jad.2022.09.084 via www.deutschesgesundheitsportal.de
² Körperliche und psychische Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus (Bernhard Kulzercorresponding; Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2022; 65(4): 503–510)
³ Diabetesrisiko bei Herzinfarkt und Depression: Studie zeigt komplexes Zusammenspiel von Erkrankungen (Universität Ulm; 2021) https://doi.org/10.1186/s12933-021-01298-3

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